Bild Johannes Chrysostomos – bedeutender Prediger in Konstantinopel

„Verherrlicht sei Gott für alles. Amen.“

Johannes Chrysostomos – bedeutender Prediger in Konstantinopel

  • 13.
    September
    2035
Home / Termine

Johannes Chrysostomos gilt als einer der bedeutendsten Theologen der Orthodoxie. Er stammte aus Antiochia und fiel schon früh als begnadeter Redner auf. Das machte seine Predigten zu großen Ereignissen, und es führte ihn in das geistliche Zentrum der Orthodoxien ach Konstantinopel. Dort wurde er zum Erzbischof erhoben.Im Regensburger Dom befindet sich ein bedeutendes Zeugnis des Heiligen: eine Handreliquie.

Johannes Chrysostomos wurde vermutlich 344 oder 349 nach Christus in Antiochien am Orontes geboren. Sein Vater starb früh, die Mutter kümmerte sich um Johannes. Er ließ sich zum Redner und zum Juristen ausbilden. Als er 20 Jahre alt wurde, meldete er sich als Katechumene zur Taufe an. Die Vorbereitungszeit dauerte drei Jahre lang, ein damals durchaus üblicher Zeitraum. Eigentlich wollte Johannes Mönch werden. Da ihm allerdings die Fürsore für seine Mutter oblag, gründete er zunächst eine klösterliche Gemeinschaft in seinem Elternhaus.

Nach dem Tod der Mutter schloss sich Johannes für vier Jahre einer Mönchsgemeinschaft in den Bergen an. Zwei weitere Jahre lebte er als Einsiedler. Die askestischen Übungen, die er in dieser Zeit absolvierte, zehrten indessen sehr an seinen Kräften. Nach einer Krankheit musste er nach Antiochien zurückkehren. Dort schloss er sich wieder dem monastischen Leben an. Bald schon wurde er zum Diakon und Presbyter geweiht, wohl auch deswegen, weil sein außerordentliches Talent als Redner deutliche Wirkung zu entfalten begann. Groß war der Zuspruch zu seinen Predigten, und er wurd mit größeren Ämtern betraut. Schließlich wurde Johannes Chrysostomos Erzbischof von Konstantinopel.

 

In die Verbannung und zurück

Als Erzbischof wurde er zu einem strengen Reformer. Obwohl für die Kirche des Ostens der Zölibat für Kleriker keine Verpflichtung war und ist, gaben doch viele von ihnen vor, in Ehelosigkeit zu leben, und pflegten denoch insgeheim Beziehungen mit Frauen. Johannes schritt ein. Er bekämpfte unnachgiebig Luxus und Dekadenz. Damit machte er sich jedoch nicht nur Freunde: Eudoxia, die Frau des Kaisers, wollte sich die Aufrufe zu Armut und Bescheidenheit nicht gefallen lassen und erwirkte die Verbannung des Erzbischofs. Nach wenigen Tagen bereits wurde er jedoch zurückgerufen, weil die Kaiserin eine Fehlgeburt erlitten hatte und die Verbannung des Erzbischofs als Grund für diesen Schicksalsschlag vermutete; nach ihrer Genesung ließ sie Johannes aber wieder in die Verbannung senden, und zwar diesmal weit weg in die Einsamkeit des Taurusgebirges, nach Pityus in Kolchis im heutigen Georgien. So sollte sein Einfluss wirksam unterbunden werden. Aufgrund der Strapazen dieser Reise erkrankte Johannes abermals. Er starb im Jahre 408, unfreiwillig auf Reisen, in Comana Pontica. Seine letzten Worte waren der Überlieferung nach: „Verherrlicht sei Gott für alles. Amen.“

Johannes hinterließ mehr als 700 Briefe. Er gilt als einer der bedeutendsten Theologen der Orthodoxie. Ab dem sechsten Jahrhundert wurde er in Anspielung auf seine rhetorische Begabung „Chrysostomos“ genannt – „Goldmund“. Ein schwieriges Erbe sind heute die Predigten, die nur im Zeitkontext richtig zu verstehen sind. Für heutige Ohren klingen sie, als habe Chrysostomos die Juden als Gesamtheit hart kritisiert und sogar beschumpft und in ihnen nicht das von Gott auserwählte und geliebte Volk gesehen. Das richtig einzuordnen, durchaus auch kritisch, ist nicht ganz leicht. Was aber bleibt, ist seine gewaltige literarische Wirkung, die sich aus seiner Rhetorik speist.

Was ich Johannes Chrysostomos sagen wollte – ein Brief

Lieber Johannes,

eigentlich wolltest Du ja ein ganz einfaches Leben in der Abgeschiedenheit führen. Wie vielen Heiligen geht es so! Eigentlich sollte es ein unauffälliges Leben werden – aber das sollte offensichtlich nicht sein. War es Zufall, dass du erkranktest und nach Antiochien zurück musstest? Oder war es Fügung, Gottes Wille?

Dein Bischofsamt hattest Du Dir nicht ausgesucht. Du wolltest nicht Erzbischof werden. Als Du es aber warst, wurdest du zu einem unermüdlichen Kämpfer gegen die sozialen Missstände deiner Zeit. „Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung“, heißt es im 2. Timotheusbrief (4,2). Dieses Wort hast Du Dir als Bischof zu eigen gemacht.

Du fürchtetest nicht nur die Ablehnung nicht. Du hattest nicht nur keine Angst davor, anderen Menschen nicht zu gefallen und dich möglicherweise unbeliebt zu machen. Du hattest nicht einmal Angst vor dem Exil, an dessen Strapazen Du letztlich ja auch sterben solltest.

Dein unermüdlicher Eifer für das Evangelium ist vorbildlich – auch für uns, auch heute. Du hast Dich für die Menschen eingesetzt, sie kritisiert, wenn es nötig war. Dabei aber hast Du nie die Geduld verloren. Du bist immer ein Seelsorger geblieben. Du bist ein Vorbild für uns. Wie gut, dass wir im Regensburger Dom eine Reliquie Deiner Hand verehren können. Sie sollte uns immer an Deinen brennenden Eifer für das Evangelium erinnern.

Heiliger Johannes Chrysostomos, bitte für uns!

Dein Benedikt Bögle

 

Titelfoto © Renáta Sedmáková/stock.adobe.com

(mk)