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Durch das Kirchenjahr

Jeder ist mein Nächster

  • 13.
    Juli
    2035
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… mit Benedikt

15. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 10,25-37

„In jener Zeit 25stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? 26Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. 28Jesu sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben! 29Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? 30Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. 31Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. 32Ebenso kam ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. 33Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, 34ging zu ihm, goss Öl auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. 35Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? 37Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso!“

Einmal mehr soll Jesus auf die Probe gestellt werden: Was soll man tun, um das ewige Leben zu erhalten? Die Antwort Jesu ist derart einfach, dass sich der Gesetzeslehrer schon schämt: Die Bibel selbst fordert das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe ein. Auf das bezieht sich Jesus. Die Frage des Gesetzeslehrers wird von Lukas als Ausflucht interpretiert: Als in der Heiligen Schrift kundiger Mann hat er die offensichtliche Antwort übersehen. Er fragt nun nach, was denn dieses Gebot der Nächstenliebe ganz konkret heißt: Wer ist denn mein Nächster? So dumm ist die Frage aber nicht – im Gegenteil.

Jesus berichtet in seinem Gleichnis von einem verletzten Menschen, der Hilfe braucht. Drei Männer kommen vorbei, zwei von ihnen entscheiden sich dagegen, den Verletzten als ihren Nächsten zu betrachten. Ein Priester geht einfach vorüber. Ebenfalls ein Levit, der zum Priesterstamm Israels gehört. Just der Samariter lässt sich von dem Leid anrühren. Gerade er könnte auf den Konflikt zwischen Juden und Samaritern verweisen: Die Samariter leben eine Religion, die der jüdischen sehr ähnlich ist. Sie haben allerdings einen eigenen Kult in ihrem eigenen Tempel auf dem heiligen Berg Garizim. Dieser Mann also könnte auf die Konflikte verweisen und sich auf den Standpunkt stellen, er müsste einem Juden keine Hilfe leisten. Er könnte meinen, dieser verletzte Mann sei nicht sein „Nächster“, den er lieben soll.

Doch gerade er entscheidet sich dafür, den Verletzten als seinen Nächsten zu betrachten und ihm zu helfen – nicht nur kurzfristig. Vielmehr zahlt er die Herberge bis zur Genesung. Das Gebot der Nächstenliebe ist auf diese Weise auch eine Einstellungsfrage: Wen sehe ich als meinen Nächsten an? Die Auslegung Jesu ist eindeutig: Jeder ist mein Nächster. Konflikte, Streit oder gar Krieg ändern daran nichts.