Durch das Kirchenjahr
In Gott ist Dialog und Beziehung
… mit Benedikt
Dreifaltigkeitssonntag C – Johannes 16,12-15
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 12Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. 13Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. 14Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. 15Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.“ – Johannes 16,12-15
Die Dreifaltigkeit Gottes dürfte zu den schwierigsten Glaubenssätzen der Christenheit gehören. Wie kann Gott gleichzeitig ein einziger Gott sein, aber in drei Personen existieren? Dieses scheinbare Dilemma hat die frühe Kirche breit diskutiert. Auf den Konzilien der ersten Jahrhunderte wurde die Lehre von der Dreifaltigkeit langsam geschärft und verdeutlich. Dabei sah sich die Kirche immer wieder auch mit Irrlehren konfrontiert, die das Geheimnis der Dreifaltigkeit in einer Art und Weise zu erklären versuchten, die der Rest der Kirche nicht mitgehen konnte.
So nahmen beispielsweise einige Theologen an, die drei göttlichen Personen Vater, Sohn und Geist seien nicht mehr als Erscheinungsformen ein und desselben Gottes. In der Geschichte Israels begegnet Gott als Vater, später tritt Gott als Sohn auf, schließlich begleitet er seine Kirche in der Gestalt des Heiligen Geistes. Ein Gott würde so eigentlich nur verschiedene Rollen annehmen, ähnlich einem Theaterspieler, der doch bei jeder seiner Rollen der gleiche Mensch bleibt. Mit der Lehre der Bibel ist das aber letztlich nicht zu vereinen und wurde deshalb auch früh von der Kirche als Irrlehre zurückgewiesen.
Ein Beispiel dafür ist das Evangelium vom Dreifaltigkeitssonntag. Die Textauswahl der Kirche mag auf den ersten Blick erstaunen. Jesus spricht ja in diesem Abschnitt aus dem Evangelium gar nicht ausdrücklich von der Dreifaltigkeit. Und doch werden einige Aspekte des trinitarischen Glaubens der Kirche hier deutlich: Zunächst spricht Jesus – wie an vielen anderen Stellen auch – von sich selbst und vom Vater. Jesus kann zum Vater beten, Jesus kann sogar am Kreuz noch zum Vater rufen: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46). In den Abschiedsreden, aus denen das Evangelium dieses Sonntags stammt, sagt Jesus: „Alles, was der Vater hat, ist mein“. Das zeigt: In Gott ist Dialog. Jesus spricht nicht einfach mit sich selbst – er spricht wirklich mit dem Vater, tritt in Dialog mit einer anderen göttlichen Person.
So auch steht es mit dem Heiligen Geist. Jesus spricht von dem versprochenen Beistand, von jenem „Geist der Wahrheit“, der noch kommen wird. Auch dieser Geist also muss von Jesus unterscheidbar sein. Gleichzeitig betont Jesus immer und immer wieder die Einheit Gottes: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30). Aus diesen Erfahrungen, die die Kirche mit den Worten Jesu machte, entwickelte sich der Glaube an einen Gott, der einer ist und doch in drei Personen besteht. In diesem einen Gott selbst gibt es Dialog, Beziehung und Liebe – ein wirklich schwieriger und doch schöner Glaubenssatz.