Bild Heiliger Sebastian: doppeltes Martyrium

Mahnung an alle Christenverfolger

Heiliger Sebastian: doppeltes Martyrium

  • 20.
    Januar
    2035
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Sebastian lebte nach dem Zeugnis des Ambrosius in Mailand. Möglicherweise wurde er in Narbonne geboren, letzteres legt eine Legende im Umfeld des Sebastiangrabes an der Kirche San Sebastiano fuori le mura in Rom nahe. Nach seinem ersten Martyrium, das er überlebte, konnte er noch ein wichtiges Zeichen setzen. Dann wurde er wegen seines Glaubens an Jesus Christus ermordet.

Die Legende schildert Sebastian – über den man einige Zeit nur wenig wusste, wobei sein Grab aber immer bekannt war – ausgehend von der Bedeutung seines Namens: Demnach war er zur Zeit von Papst Gaius und der Verfolgungen unter Kaiser Diokletian Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof. Er verheimlichte am Hof seinen christlichen Glauben, aber seine Stellung erlaubte ihm, seinen christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen Roms beizustehen. Darunter waren so Marcus und Marcellianus, Tiburtius und auch die „vier Gekrönten“ Claudius, Castorius, Nicostratus und Symphorianus. Er sprach ihnen allen Mut zu, konnte auch immer weitere Römer bekehren, wirkte Wunder, bekehrte auch römische Adlige und sorgte für die Bestattung der Märtyrer.

Dieser Legende nach ließ Kaiser Diokletian, als er von Sebastians Glauben erfuhr, diesen an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen erschießen. Sebastian wurde für tot gehalten und am Hinrichtungsort liegen gelassen; aber er war von den Pfeilen nicht getötet worden. Die Witwe des Märtyrers Castulus namens Irene nahm sich seiner an und pflegte seine Wunden. Als er sich wieder erholt hatte, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich entgegen, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seiner Verfolgungen vorzuhalten. Eine Mahnung an alle Peiniger – auch heute.

Diokletian ließ Sebastian, der ihm die Sinnlosigkeit der Christenverfolgung derart vor Augen führte, im Hippodrom auf dem Palatin, also dem Stadion, das zum Palastes „Domus Augustana“ in Rom gehörte, zu Tode peitschen. Sebastians Leichnam wurde in die nahe „Cloaca maxima“, den „größten Abwasserkanal“, geworfen, der vom Palatin zum Tiber führte. Sebastian erschien dann der Christin Lucina im Traum und wies ihr den Ort; sie holte den Leichnam aus dem Schmutzwasser und bestattete ihn im Coemeterium „ad Catacumbas“ an der Via Appia – heute die „Katakomben des Sebastian“ – wo eine Zeit lang auch Petrus und Paulus verehrt wurden.

Das Martyrium von Sebastian in Rom wurde erstmals 354 bezeugt. Im 4. Jahrhundert wurde bei diesem Friedhof die Apostelkirche errichtet, diese gehörte zu den sieben frühchristlichen Pilgerkirchen Roms. Anfang des 5. Jahrhunderts wurde diese Grabstätte so umgebaut, dass die vielen Pilger besseren Zugang bekamen. Im 9. Jahrhundert wurde die Apostelkirche in San Sebastiano fuori le mura oder auch „ad Catacumbas“ umbenannt.

Sebastians Verehrung findet sich im 6. Jahrhundert in Ravenna mit Mosaiken, in Spanien und Nordafrika. Eine Pestepidemie sei in Pavia im Jahr 680 erloschen, nachdem man seine Reliquien hierher brachte und durch die Straßen trug. 836 wurden Reliquien ins damalige Kloster Saint-Médard in Soissons – der traditionellen Hauptstadt der französischen Könige – gebracht, heute liegen sie in der dortigen Kathedrale. Papst Gregor IV. errichtete um 840 ein Oratorium mit Sebastians-Reliquien nahe der Peterskirche in Rom, Papst Leo IV. ließ wenig später Reliquien in die Kirche der Santi Quattro Coronati bringen. Ein Reliquiar ist heute in der vatikanischen Bibliothek, ein weiteres im Dom in Aversa bei Caserta. Sebastianspfeile trug man früher als Schutz gegen die Pest – die anfliegende Krankheit, die der Volksmeinung zufolge von Dämonen durch geheimnisvolle Pfeile hervorgerufen wurde. Das erste Martyrium des heiligen Sebastian wurde zum beliebten Thema in der Kunst der Renaissance, der unbekleidet am Baum stehende, von Pfeilen durchbohrte Märtyrer ein beliebtes Thema der Malerei.

An der Stelle des angeblichen Geburtshauses in Narbonne wurde 1451 eine Kirche errichtet, die Sitz des Domkapitels wurde und 1620 Karmeliterkloster; dieses wurde in der Französischen Revolution 1794 aufgelöst, es ist seit 1986 Seniorenresidenz, die Kirche Pfarrkirche. Während einer Pestepidemie entstand 1541 in Rheinfelden in der Schweiz die bis heute aktive Sebastiani-Bruderschaft. In den Pfeilen seines Martyriums sah man ansteckende Krankheiten, welche plötzlich und unerwartet auftraten wie der "schwarze Tod", so entstanden die Sebastian-Patronate auch in Haslach im Kinzigtal, Dürrwangen bei Ansbach, in Landshut mit der Kirche St. Sebastian und der Sebastiani-Bruderschaft, in Landsberg am Lech und Aichach bei Augsburg. In Haslach steht der Sebastiansbrunnen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Marktplatz, in diesem hängt eine dem Stadtpatron geweihte Glocke.

Text: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

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