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Heilig im Alltag: Die Heiligen drei Könige

  • 06.
    Januar
    2035
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Regensburg, 6. Januar 2023

Nur wenige Worte aus der Heiligen Schrift haben die „heiligen drei Könige“ bekannt gemacht. Der Evangelist Matthäus berichtet, dass nach der Geburt Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem kommen. Sie fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ (Mt 2,2). König Herodes erfährt es und bekommt Angst: Ein neugeborener König könnte ihm zur Konkurrenz werden. Er befragt seine Hoftheologen, die der Ansicht sind, ein solcher König müsse in Betlehem geboren werden – daraufhin lässt Herodes alle erstgeborenen Jungen in Betlehem töten. Die Heilige Familie kann gerade noch fliehen, die Sterndeuter ziehen auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück (vgl. Mt 2,1-12).

Die Heilige Schrift berichtet also weder, dass es sich um Könige gehandelt habe, noch dass sie zu dritt gewesen seien. „Magoi“ heißen sie im Griechischen; damit kann sehr viel gemeint sein, von Sterndeutern über Universalgelehrte bis hin zu Männern, die in ihrer Religion vielleicht eine priesterliche Rolle übernommen haben. Da sie offenbar mit dem Beobachten der Sterne beschäftigt waren, heißen sie in der Einheitsübersetzung der Bibel „Sterndeuter“. Dass sie zu dritt gewesen sein müssen, schließt die Tradition aus den Gaben, die sie dem neugeborenen Jesus bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Drei Geschenke – drei Sterndeuter.

Mosaik: die Heiligen Drei Könige mit bunten Brokatstoffen, Bortenhosen, spitzen Schühchen und phrygischen Zipfelmützen als Zeichen ihrer Herkunft aus dem Osten, 5./6. Jahrhundert, in der Basilika Sant'Apollinare Nuovo in Ravenna

Mosaik: die Heiligen Drei Könige mit bunten Brokatstoffen, Bortenhosen, spitzen Schühchen und phrygischen Zipfelmützen als Zeichen ihrer Herkunft aus dem Osten, 5./6. Jahrhundert, in der Basilika Sant'Apollinare Nuovo in Ravenna. (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon

Für Matthäus haben diese Männer eine theologische Botschaft. Seinem Evangelium ist es sehr wichtig, die Verwurzelung Jesu im Volk Israel darzustellen. Am Anfang des Matthäusevangelium steht der „Stammbaum Jesu“ (vgl. Mt 1,1-17), der zeigt, dass Jesus aus dem Volk Israel stammt. Andererseits öffnet sich schon der Stammbaum immer wieder für Heiden, die vom Gott Israels angesprochen und angenommen werden. Jesus wird in Betlehem geboren, der Stadt, aus der König David stammte. Das begründet Matthäus mit einem alttestamentlichen Zitat: „Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.“ (Mt 2,6; vgl. MI 5,1.3).

Die Geschichte Jesu lässt sich nicht trennen von der Geschichte Israels. Gleichzeitig aber öffnet sich die Sendung Jesu bereits in seiner Geburt auf alle Völker der Welt hin. Die ersten Besucher sind heidnische Männer. Sie stammen „aus dem Osten“ und sind daher mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Juden, sondern Heiden. Auch sie werden berufen, dem Stern zu folgen und so zum Herrn zu finden. Die Tradition schrieb den drei Sterndeutern auch eine Herkunft zu: Einer sollte aus Afrika stammen, einer aus Asien und einer aus Europa. So sind an der Krippe alle in der Antike bekannten Weltteile vertreten – die ganze Erde also ist gerufen, sich auf den Weg an die Krippe zu machen.

Das macht die Sterndeuter zu Heiligen und zu Vorbildern. Sie folgen dem Ruf Gottes, der sie durch den Stern in die unbekannte Weite ruft. Sie tun den Stern nicht ab, ignorieren ihn nicht – sondern nehmen diesen Anruf Gottes ernst. Diese Berufung führt sie und mit ihnen alle Menschen der ganzen Erde zur Krippe hin, zum Herrn. Das ist die Berufung aller Menschen – auch derer, die nicht Sterndeuter oder Könige sind, die kein Gold zu bieten haben.

Text: Benedikt Bögle
Titelbild: Der Reliquienschrein im Kölner Dom. (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon