Durch das Kirchenjahr
Haus der Sünder
… mit Benedikt
Kirchweihsonntag – Lukas 19,1-10
„In jener Zeit 1kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. 2Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich. 3Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. 4Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. 5Als Jesu an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. 6Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. 7Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. 8Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. 9Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. 10Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ – Lukas 19,1-10
„Kirche“ ist in unserer Sprache ein vielfältiger Begriff. Wir meinen damit das Gebäude, eine gotische oder barocke Kirche, eine große oder kleine. Wir bezeichnen damit aber auch die Gemeinschaft der Gläubigen, die zusammen die „Kirche“ bilden. Zumindest umgangssprachlich kann „Kirche“ auch den Gottesdienst meinen, der in einer Kirche stattfinden; etwa, wenn jemand sagt, die „Kirche“ sei schön gewesen, damit aber nicht die Innenausstattung, sondern die musikalische Gestaltung der Messfeier meint.
Kirche: Begegnung zwischen dem ganz Heiligen und der Sünde dieser Welt
Für uns Christen – und zumal für uns Katholiken – hat das Kirchengebäude eine besondere Bedeutung, weshalb es auch das besondere Fest der Kirchweihe gibt. Bei unseren Kirchen geht es nicht nur um kunsthistorische Baudenkmäler; es geht nicht nur um Fresken und Statuen, um Marmor und Holzvertäfelung. Die Bedeutung der Kirche erklärt sich aus ihrem Inneren. Sie ist der Ort, an dem Jesus Christus im Sakrament der Eucharistie wirklich gegenwärtig ist, und an dem sich die „Kirche“ um diesen Herrn versammelt. Sie ist – mit dem Evangelium des Sonntags gesprochen – das Haus, in dem Jesus zu Gast sein muss, in dem er bleiben will und in dem er doch immer von Sündern umgeben ist.
Die Kirche ist nicht der Ort, an dem nur Heilige zugelassen sind; die Berufung des Zachäus zeigt es wie die Berufung der zwölf Apostel. Bis heute ist der Herr in seinen vielen Kirchen ausnahmslos von Sündern umgeben. Umso mehr wird jede einzelne Kirche immer wieder zum Ort der Begegnung zwischen dem ganz Heiligen und der Sünde dieser Welt – in jeder Beichte, in jeder Eucharistiefeier, in jedem Kirchenbesuch. Das ist es, warum unsere Kirchen uns so viel wert sind: Wie Zachäus dürfen wir kommen, obwohl wir Sünder sind. Deswegen feiert die Kirche „Kirchweihe“: Weil dieser Ort der Begegnung ein großes Geschenk Gottes ist.
Bitte beachten Sie: In Kirchen, deren Weihetag bekannt ist und eigens gefeiert wird, werden an diesem Sonntag nicht die Texte zu Kirchweih genommen, sondern zum 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B.