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Durch das Kirchenjahr

Gott der Lebenden

  • 09.
    November
    2035
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... mit Benedikt

32. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 20,27-38

„In jener Zeit 27kamen einige von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, zu Jesus und fragten ihn: 28Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. 29Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. 30Da nahm sie der zweite, 31danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. 32Schließlich starb auch die Frau. 33Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. 34Da sagte Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. 35Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung der Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten. 36Denn sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind. 37Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, Isaaks und den Gott Jakobs nennt. 38Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“

Die Debatte zwischen den Sadduzäern und Jesus wirkt auf den ersten Blick etwas seltsam – beinahe formalistisch. Die Sadduzäer formulieren einen zwar sicher außergewöhnlichen, aber doch denkbaren Rechtsfall. Sie wollen damit zeigen, wie absurd die Lehre von der Auferstehung angeblich sei: Es müssten doch die von Gott gegebenen Gebote gelten. Das Gebot, Brüder sollten die Witwe ihres verstorbenen Bruders ehelichen, scheint dem aber zu widersprechen: Wer soll denn dann im Himmel der Ehemann der Frau sein? Alle sieben können es nicht sein; auf dieser Welt aber waren sie doch alle mit der gleichen Frau verheiratet. Wie soll sich das im Himmelreich gestalten?

Die Antwort Jesu scheint zu diesem Problem gar nicht zu passen. Es wirkt, als würde sich Jesus auf ein grammatisches Argument zurückziehen. Wenn Gott sagt, er sei der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, muss das ja die Auferstehung voraussetzen. Ist nämlich Abraham gestorben und gibt es keine Auferstehung, dann ist der Vater Abraham „Geschichte“. Es gibt ihn nicht mehr und Gott müsste eigentlich sagen: „Ich war der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs.“

Beiden Parteien geht es aber eigentlich um mehr. Die Sadduzäer übertragen die Gegebenheiten dieser Welt in ein Jenseits. Von diesem Standpunkt aus ist es folgerichtig, die Auferstehung als absurd zu bezeichnen. Ist ein Himmel denkbar, in dem alles weiterläuft wie bisher? Nein. Jesus widerspricht. Der Himmel ist eben mehr als einfach nur die Weiterführung dieser Welt unter den Vorzeichen nun nicht mehr der Endlichkeit, sondern der Unendlichkeit. Das deutet auch die Begegnung Moses mit dem HERRN im Dornbusch an. Jener Gott, der wollte, dass es Menschen gibt, der sich der Hand des Mose bediente, um sein Volk aus der Sklaverei zu erretten – er kann doch kaum wollen, dass der Mensch einfach im Nichts untergeht. Ganz im Gegenteil: „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“  

Benedikt Bögle

Titelbild: (c) Vlastimil Šesták - stock.adobe.com