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Durch das Kirchenjahr

Geheimnis um Jesus

  • 08.
    September
    2034
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… mit Benedikt

 

23. Sonntag im Jahreskreis B – Markus 7,31-37

„In jener Zeit 31verließ Jesus das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. 32Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. 33Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; 34danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! 35Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. 36Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. 37Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.“ – Markus 7,31-37

Jesus hat Mitleid. Als man einen Mann zu ihm bringt, der nicht hören und nicht sprechen kann, „seufzt“ er beim Gebet. Jesus seufzt angesichts des Leides, angesichts der Krankheit. Und Jesus heilt den Mann. Ähnliche Berichte überliefern die Evangelien uns immer wieder; wir staunen wohl gar nicht mehr groß angesichts der immer wiederkehrenden Berichte davon, wie Jesus den Widrigkeiten der Natur, den Widrigkeiten unseres Lebens gebieten kann. Doch eines mag uns vielleicht staunen lassen: „Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen.“ Das Wunder selbst wirkt er abseits der Menge; Jesus nimmt den Mann „beiseite“. Anstatt die Botschaft von seinem Wirken zu fördern, scheint Jesus sich zurückziehen zu wollen. Er will nicht, dass die Menschen von seinem Wunder erfahren.

Und wie an vielen anderen Stellen in den Evangelien hat dieser Auftrag Jesu auch hier keinen Erfolg. Ganz im Gegenteil: „Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es.“ Und das ist verständlich. Wer sieht, was Jesus tun kann, will darüber doch nicht schweigen. Er will vielmehr seine Erfahrungen teilen. Warum aber will Jesus nicht, dass sich die Botschaft verbreitet? Ist es nicht auch er, der seinen Jüngern nach der Auferstehung sagt: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19)?

Blick auf das Wesentliche

Jesus scheint ein Geheimnis aus sich und seinen Taten machen zu wollen. Dafür gibt es zwei Erklärungen. Zur Zeit Jesu gab es viele verschiedene Vorstellungen davon, wie der Messias sein werde. Die Menschen stellten sich den Messias als priesterliche Gestalt vor, als königlichen Herrscher, als einen Menschen, der endgültig die Fremdherrschaft über Israel beenden werde. Doch all das passt nicht zu Jesus, der am Kreuz für die Menschen stirbt. Erst nach dem Kreuz und nach der Auferstehung lässt sich wirklich verstehen, was es heißt, dass Jesus der Messias ist. Die Wunder allein machen Jesus nicht zum Messias – es ist vor allem seine Hingabe am Kreuz für die ganze Welt. Das bringt auch die zweite Erklärung zum Ausdruck: Es geht eben eigentlich gar nicht um die Wunder. Wenn Jesus Wunder wirkt, ist dies ein Zeichen für seine Sendung. Von Jesu Wundern zu erzählen birgt so eben auch die Gefahr, den Blick für das Wesentliche zu verschließen: Dass Jesus der vom Vater gesandte Sohn ist zum Heil der ganzen Welt. Ein Zeichen dafür sind die Wunder, ein Zeichen dafür ist es, dass Jesus den taub-stummen Mann hören und reden lassen kann.