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Durch das Kirchenjahr

Fleischgeworden

  • 05.
    Januar
    2035
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… mit Benedikt

 

Zweiter Sonntag nach Weihnachten C – Johannes 1,1-5.9-14

1Im Anfang war das Wort und das Wort bei Gott und das Wort war Gott. 2Dieses war im Anfang bei Gott. 3Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. 4In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. 5Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. 9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. 11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. 14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ – Johannes 1,1-5.9-14

Der Kirche ist dieses Evangelium so wichtig, dass es in der Weihnachtszeit gleich zweimal verkündet wird: Einmal am Weihnachtstag selbst, einmal am zweiten Sonntag nach Weihnachten. Dieser Text ist so anders als die Berichte von Lukas und Matthäus über die Geburt Jesu; was diese beiden erzählerisch aussagen, wird im Johannesevangelium eher abstrakt reflektiert: Jesus Christus ist das ewige Wort des Vaters, das auf die Welt kam und Fleisch wurde. Dieses Wort war von Anfang an; es ist Leben und Licht für die Menschen. Das Licht ist stärker als die Finsternis, das Leben in Jesus Christus stärker als der Tod, seine Auferstehung stärker als die Sünde.

Ein Wort fasziniert an diesem Prolog des Johannesevangeliums ganz besonders: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Der Evangelist wählt hier für die Menschwerdung keinen erhabenen oder edlen Begriff. Es könnte auch heißen, das Wort sei „Leib“ geworden oder „Körper“. Dagegen heißt es: Das Wort wurde „Fleisch“ – eine recht genaue Übersetzung des griechischen Originals. Es wird kein Zufall sein, dass der Evangelist dieses plakative Wort nutzt. In der frühen Kirche gab es immer wieder Gruppierungen, die die Menschwerdung Jesu leugneten. Es hieß dann, dieser habe nur zum Schein menschliche Gestalt angenommen oder der Mensch Jesus sei erst später von Gott adoptiert worden. Diese Ideen wollten dem beinahe undenkbaren Satz entkommen, der aber doch Glaubenssatz der Kirche ist: Das Wort Gottes wird wirklich Mensch – nicht nur zum Schein, nicht wie bei einer Adoption, sondern wirklich, ganz konkret.

Das Wort „Fleisch“ unterstreicht das. Jesus hat alle Elemente des menschlichen Lebens mit der Ausnahme der Sünde angenommen. Zur Fleischlichkeit des Menschen gehören aber Versuchung, Leiden, Sterben, Tod. All das hat Jesus durch seine Menschwerdung angenommen. Vielleicht ist diese Botschaft in diesem Jahr deutlicher als in anderen Jahren. Wir erleben die Schwäche der Menschheit, die sich einem Virus beugen muss. In diese Realität hinein ist das Wort Gottes gekommen; in dieses Leben, in dieses Leid. Jesus spart die unangenehmen Aspekte menschlicher Existenz nicht aus – ganz im Gegenteil. Er ist wirklich „Fleisch“ geworden zum Heil der Welt.

Bitte beachten Sie: Statt der hier abgedruckten „Kurzfassung“ kann auch die lange Fassung des Evangeliums gewählt werden (Johannes 1,1-18).