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Durch das Kirchenjahr

Ewiges Wachstum

  • 05.
    Oktober
    2035
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Durch das Kirchenjahr:

… mit Benedikt

27. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 17,5-10            

„In jener Zeit 5baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! 6Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen. 7Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? 8Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. 9Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? 10So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Die beiden Gleichnisse Jesu scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen; einige wissenschaftliche Stimmen vermuten daher auch, ursprünglich habe es keinen Zusammenhang gegeben zwischen der Rede vom Senfkorn und dem Gleichnis vom Knecht und seiner Arbeit. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass etwas unklar bleibt, warum Jesus den Glauben der Jünger gerade mit einem Senfkorn vergleicht: Vielleicht, weil das Senfkorn ein eher kleiner Same ist, der Senfbaum aber verhältnismäßig groß gerät? Oder weil man dem Korn seine Schärfe noch nicht ansieht, die sich erst durch den Geschmack verbreitet?

Wäre der Glaube der Jünger auch nur so klein wie ein Senfkorn – sie könnten ganze Bäume versetzen und im Meer ertränken. Das folgende Gleichnis befremdet zunächst etwas, wenn Jesus von einem Diener spricht, der unentwegt arbeiten muss. Hat er die Arbeit des Tages getan, so muss er noch seinen Herrn bedienen; erst danach – völlig abgeschafft – darf auch er sich ein wenig Ruhe gönnen. Kein Herr, das impliziert die rhetorische Frage, würde zu dem Diener sprechen: „Komm gleich her und begib dich zu Tisch“. Kein Herr würde sich bei seinem Diener auch noch bedanken. Man darf nicht übersehen, dass Jesus mit diesen Worten die Institution der Dienerschaft oder gar der Sklaverei nicht gutheißt. Er nutzt wie bei allen seinen Gleichnissen eine Begebenheit, die seine Hörer kennen, ohne sie deswegen auch als gut oder schlecht, als richtig oder falsch zu kennzeichnen.

Einen Zusammenhang zwischen den beiden Gleichnissen könnte es geben: In beiden geht es um einen scheinbar endlosen Kreislauf. Jede Pflanze – auch der Senfbaum – wächst unentwegt. Dem biologischen Rhythmus folgend wächst und gedeiht sie ohne Pause. Pflanzen legen kein Wochenende ein und haben keine Ferien. Ebenso ist es mit dem Diener, der noch am Abend weiterarbeiten muss, am Wochenende und im Sommer. Vielleicht zielt ja darauf das Gleichnis: Auf den Glauben, aus dem das Reich Gottes wie eine Pflanze, wie ein mächtiger Baum erwächst. Wer als Christ an diesem Reich mitwirkt, kann an keinem Punkt sagen: Ich habe genug getan. Es gibt keinen Feierabend im Christsein. Man ist Christ oder Christin mit Haut und mit Haar, mit seiner ganzen Existenz, mit seinem ganzen Leben. Wer sich als „Knecht“ in dieses Reich stellt, wird zu einem Senfkorn, das immer weiterwächst – und durch sein Zeugnis in der Welt auch immer weiter Frucht bringt.

Text: Benedikt Bögle/ mk