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Durch das Kirchenjahr

Er ist Fleisch geworden

  • 25.
    Dezember
    2034
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Regensburg, 25. Dezember 2023

Christus ist das ewige Wort, das sich um der Menschen willen nicht scheut, selbst ein Mensch zu werden – mit allen Konsequenzen, die ja schon im armen Stall Betlehems deutlich werden.

Weihnachten – Joh 1,1-5.9-14

1Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2Dieses war im Anfang bei Gott. 3Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. 4In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. 5Und das Licht leuchtete in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. 9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. 11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, 13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. 14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“

Diese Weihnachtsbotschaft unterscheidet sich von der der Evangelisten Matthäus und Lukas: Diese beiden berichten von der Geburt Jesu. Johannes dagegen setzt an den Beginn seines Evangeliums ein Gedicht. Dieses reflektiert, wer Jesus ist und woher er kommt. Das „Wort“, der „logos“ ist das ewige Wort Gottes, das in Jesus Mensch geworden ist – einer von uns, in der Gestalt des Fleisches.

Das „Martyrologium Romanum“ beinhaltet liturgische Texte für die Gedenktage der Heiligen und die großen Feste der Kirche. Auch zu Weihnachten gibt es einen Text. Dieser Text setzt die Geburt Jesu in einen historischen Kontext; in einer alten Fassung beginnt er: „Im Jahre 5199 seit Erschaffung der Welt, da Gott im Anfang Himmel und Erde schuf“. Die genannten Daten dürfen sicherlich nicht in einem biologischen Sinn verstanden werden. Aber sie beschreiben die Welt, in der Jesus Mensch wurde: Lange Zeit nach der Erschaffung der Welt, tausende Jahre seit der Sintflut, seit der Berufung Abrahams, seit der Befreiung Israels aus Ägypten, im 43. Jahr der Regierungszeit des Kaisers Augustus – „da wollte Jesus Christus, der ewige Gott und Sohn des ewigen Vaters, durch die Gnade seines Kommens die Welt heiligen.“

Das drückt auch der Prolog des Johannesevangeliums aus: Jesus Christus ist von Anbeginn an bei Gott; er ist das Wort, das Gott ist. Und obwohl der Abstieg in diese Welt bedeutete, als Licht in die Finsternis abzusteigen, als Hausherr Diener zu werden, als Urgrund der Welt nicht erkannt zu werden, hat es diesem ewigen Wort gefallen, Mensch zu werden. Diese Menschwerdung ist ein Skandal: Er revolutioniert alles Denken der antiken Welt darüber, wie Götter sein müssten. Man dachte sich die Götter zwar auch menschlich – sie hatten untereinander Streit, heirateten und trennten sich. Das Christentum setzt dem aber eine ganz andere Menschwerdung Gottes entgegen: Christus ist das ewige Wort, das sich um der Menschen willen nicht scheut, selbst ein Mensch zu werden – mit allen Konsequenzen, die ja schon im armen Stall Betlehems deutlich werden. Der ewige Gott tritt in der Geburt Jesu in unsere Zeit ein; das „Martyrologium Romanum“ verdeutlicht das durch die konkreten Zahlen. Sie sollen zeigen: Die Menschwerdung ist nichts Abstraktes – sie geht uns an, betrifft uns und unsere Zeit. So dürfen auch wir heute hören: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11).

Text: Benedikt Bögle