Blog zum Sonntagevangelium
Eine außergewöhnliche Geburt
Jede Woche schreibt Benedikt Bögle seine Gedanken zum Evangelium des Sonntags. Am kommenden Sonntag, am Hochfest der Gottesmutter Maria, hören wir von dem neugeborenen Kind, das in sich Gewöhnliches und Ungewöhnliches vereint:
Das Evangelium des Sonntags:
Hochfest der Gottesmutter Maria A – Lukas 2,16-21
„In jener Zeit 16eilten die Hirten nach Betlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 17Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. 19Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. 21Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.“
Ein Wunder wird fortgesetzt
Acht Tage nach Weihnachten wird das Evangelium fortgesetzt, das in der Weihnachtsnacht verkündet wurde. Dort endete es mit der Botschaft der Engel an die Hirten. Nun wird berichtet, dass die Hirten auf das Wort der Engel hin tatsächlich nach Betlehem eilten und die Heilige Familie fanden. Wie an vielen Stellen seines „Kindheitsevangeliums“ verbindet Lukas auch hier das Gewöhnliche mit dem Außergewöhnlichen. Das Gewöhnliche: Nach acht Tagen wird Jesus wie alle jüdischen Jungen beschnitten. Er erhält wie alle Kinder seinen Namen.
In diese Erzählung wird aber das Außergewöhnliche eingewoben: Denn hier wurde kein gewöhnliches Kind geboren. Die Engel hatten den Hirten die Geburt Jesu verkündet und dabei bereits darauf verwiesen, wer dieser Jesus ist. „Er ist der Christus, der Herr.“ (Lk 2,11). Maria bewahrt nicht nur wie alle Mütter die Geburt und die ersten Momente mit dem neugeborenen Kind in ihrem Herzen – sondern auch die Worte der Hirten, die für Maria vielleicht auch beunruhigend waren. Später sollte die Seherin Hanna ihr die großen Schmerzen ankündigen, die mit dem Kreuzestod Jesu in ihr Herz fahren würden. Auch die Namensgebung Jesu ist ungewöhnlich, wie der Evangelist Lukas betont: Maria und Josef geben dem Kind keinen Namen, den sie selbst ausgesucht haben; die Engel hatten den Namen vorgegeben, der übersetzt „Gott rettet“ bedeutet.
Lukas deutet in seiner Weihnachtserzählung die Rolle und die Bedeutung Jesu: In ihm scheint sich das Gewöhnliche mit dem Außergewöhnlichen zu vermischen. Dieses kleine Kind ist der „Retter“ (Lk 2,11), der „Christus, der Herr“. In ihm ist das ewige Wort Gottes Mensch geworden; in einer armseligen Krippe ruht das Kind, geboren in einer vielleicht sogar lebensbedrohenden Situation. Schon die Tatsache, dass Jesus in Betlehem geboren wurde, ist kein Zufall: Hierher stammte der spätere König David; in die Linie seines Königshauses wird auch Jesus gestellt. Wie David von der Schafsherde weg zum König Israels berufen wurde, sind es gerade Hirten, die als die ersten die Geburt des Retters bezeugen.
Dieser Retter nimmt die menschliche Gestalt an. Es geschieht damit insofern ganz Gewöhnliches, als ein Kind auf die Welt gebracht wird – unter Schmerzen. Aber hier ereignet sich zugleich das außergewöhnliche Handeln Gottes, der für seine Menschheit selbst Mensch wird, der vom Heiligen Geist empfangen wurde, dessen Geburt die Schar der Engel jubeln lässt. In Jesus Christus hat Gott die menschliche Existenz angenommen, um sie zu verwandeln und einst zum Vater zurückzuführen.
Titelbild: Die Gottesmutter am Verkündigungsaltar im Regensburger Dom.
Text: Benedikt Bögle
(jw)