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Durch das Kirchenjahr

Die Grenze zur Gier

  • 03.
    August
    2035
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… mit Benedikt

 

18. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 12,13-21

„In jener Zeit 13bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! 14Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? 15Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. 16Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. 17Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. 18Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. 19Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich. 20Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? 21So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.“

Das Evangelium dieses Sonntags ist nicht die einzige Stelle der Heiligen Schrift, in der Reichtum und Überfluss kritisiert werden. Schon das Magnifikat, der Lobgesang Mariens, entwickelt ein Programm des Evangeliums, dem es nicht um die Mächtigen und Reichen, sondern um die Armen und Unterdrückten geht (vgl. Lk 1,53). In den Seligpreisungen werden die Armen gepriesen (vgl. Mt 5,3). Die Nachfolge eines jungen Mannes scheitert daran, dass er sein Vermögen nicht hinter sich lassen will (vgl. Mk 10,17-31). So auch in der Perikope dieses Sonntags: Einer kommt zu Jesus und verlangt von ihm die Entscheidung in vermögensrechtlichen Fragen. Darauf will sich Jesus nicht einlassen – vielmehr warnt er vor Überfluss und Reichtum.

Mein Einkommen: Zweck oder Selbstzweck?

Das Evangelium wendet sich nicht gegen jeden Besitz, jedes Eigentum, jedes Vermögen. Auch für Jesus dürfen Menschen ihren Lebensunterhalt erarbeiten. Die Grenze aber ist bei der Gier erreicht. Augenscheinlich wird das am reichen Mann aus dem Gleichnis: Er hat eine so große Ernte erwirtschaftet, dass er sie nicht einmal in seinen Scheunen unterbringen kann. Dass er überhaupt mehrere Scheunen besitzt, dürfte ein Hinweis darauf sein, dass er schon vor der reichen Ernte nicht gerade arm war. Er beschließt, die kleineren Scheunen abzureißen und durch größere zu ersetzen – er könnte ja auch die Ernte teilen, für sich behalten, was seine Vorräte deckt, den Rest an die Armen geben. Aber nein: Der reiche Mann labt sich nicht nur an seinem Überfluss, er spricht gar zu seiner „Seele“, sie solle sich an dem Überfluss freuen.

Das Einkommen dieses Mannes ist spätestens jetzt zu einem Selbstzweck geworden. Die Ernte dient nicht mehr für ein gerechtes, angenehmes Leben – sie wird zum Zweck in sich, zum Ziel des Lebens, zum Gegenstand der Freude. Das aber ist zu kurz gedacht. Noch über Nacht kann die ganze Ernte wertlos werden. Wahre Schätze sollen bei Gott gesammelt werden. Die Warnung Jesu irritiert – und das soll sie auch. Sie stellt unseren Umgang mit Geld und mit Wohlstand auf den Prüfstand. Worum geht es uns eigentlich? Ist das Einkommen nur ein Zweck, oder wird es zum Selbstzweck? Die Warnung Jesu ist aktuell, sie geht auch uns etwas an: „Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier!“

Benedikt Bögle/mk