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Durch das Kirchenjahr

Der Vater Jesu

  • 18.
    Dezember
    2034
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… mit Benedikt

Vierter Adventssonntag A – Matthäus 1,18-24

18Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. 19Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. 20Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. 21Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. 22Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: 23Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. 24Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“  

Das Neue Testament hat eine auf den ersten Blick etwas seltsame Perspektive auf den Heiligen Josef. Seine Bedeutung lässt sich nicht leugnen; sowohl in der Schrift als auch in der Tradition der Kirche ist er zurecht der „Ziehvater“ Jesu. Die Bibel aber scheint sich nur am Beginn von Jesu Leben für den Heiligen Josef zu interessieren. Wir erfahren anfangs sehr viel über ihn: Wir wissen um seine Herkunft aus dem Geschlecht Davids (vgl. Mt 1,16) und von seinem Beruf als Zimmermann (vgl. Mt 13,55). Wir wissen aus dem Evangelium dieses Sonntags, dass er mit Maria verlobt war und sich zunächst überlegte, diese Verlobung aufgrund der Schwangerschaft zu lösen. Nach der Geburt zieht er mit Jesus und Maria nach Ägypten, kehrt aber einige Jahre später nach Israel zurück und zieht nach Nazareth (vgl. Mt 2,13-15.19-23). Später spielt Josef aber keine Rolle mehr; die Bibel teilt nicht einmal seinen Tod mit. Starb er früh oder spät, wurde er noch Zeuge von Kreuzigung und Auferstehung?

Diese „Leerstelle“ der Heiligen Schrift ist keineswegs ein Zeichen fehlenden Respekts für den Heiligen Josef. Im Gegenteil: Schon das Evangelium dieses Sonntags beschreibt ihn als „gerecht“ und als einen Mann, der im Traum göttliche Botschaften erfährt. Zurecht ist Josef also als „Hörer“ bezeichnet worden, der gleichzeitig zum Ziehvater des Gottessohnes wird. Dass die Bibel gerade im Zusammenhang mit der Geburt Jesu über den Heiligen Josef spricht, entspricht auch einer bestimmten Absicht.

Gerade die Person des Josef zeigt, wie die Zeugung vom Heiligen Geist verstanden werden kann und wie sie nicht zu verstehen ist: Schon in der frühen Kirche gab es Christen, die die Jungfrauengeburt ablehnten. Für sie war Jesus ein „normaler“ Mensch, der erst in seiner Taufe von Gott „adoptiert“, als „Sohn Gottes“ angenommen wurde. Dem widerspricht das Evangelium deutlich: Für Josef ist die Schwangerschaft Mariens so unerklärlich, dass er schon die Trennung plant. Die Zeugung aus dem Heiligen Geist wird unterstrichen und die Evangelisten erklären mit Nachdruck: Josef war nicht der leibliche Vater; Jesus ist nicht sein, sondern Gottes Sohn. Das Evangelium bringt damit auch die Vorbereitungszeit des Advent auf einen Punkt, an dem es darum geht, den Blick auf Jesus zu schärfen: Er ist wirklich der Sohn Gottes – so unerklärlich uns das biologisch auch erscheinen mag.

Titelbild: Guido Reni: Joseph mit dem Jesukind, um 1625, in der Kirche Santi Giovanni e Paolo in Venedig (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon
Text: Benedikt Bögle