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Durch das Kirchenjahr

Der neue Exodus

  • 10.
    August
    2035
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… mit Benedikt

 

19. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 12,35-40

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 35Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen! 36Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt, damit sie ihm sogleich öffnen, wenn er kommt und anklopft! 37Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. 38Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach – selig sind sie. 39Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. 40Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht wisst.“

Jesus fordert von seinen Jüngern Wachsamkeit. Immer wieder findet sich in den Evangelien und den neutestamentlichen Briefen die Forderungen an die Jünger Jesu, wachsam zu sein. Seit der Himmelfahrt wartet die Kirche auf die Wiederkunft Jesu Christi. Gerade die ersten Christen dürften davon ausgegangen sein, diese Wiederkunft stehe unmittelbar bevor, könne jederzeit – vielleicht morgen – geschehen. Jesus führt seinen Jüngern nun Bilder wachsamer Menschen vor: Selig die wachsamen Knechte, selig der kluge Hausherr, der durch seine Wachsamkeit den Dieben zuvorkommt.

Wachsam sein – das ist eine Herausforderung. Es hört sich ja erst einmal mühsam an. Ständig wachsam bleiben, wie der Hausherr, der sogar nachts noch wacht, um den drohenden Diebstahl zu verhindern. Und schließlich richtet sich die Wachsamkeit ja auf die Wiederkunft Christi und damit das drohende Gericht, das vielleicht nicht nur angenehme Erwartungen in uns wecken mag.

Entscheidend ist aber, mit welchen Worten Jesus seine Rede einleitet. Er sagt: „Eure Hüften sollten gegürtet sein und eure Lampen brennen!“ Er spielt damit sehr eindeutig auf den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten an. Nachdem die ersten neun Plagen über Ägypten hereinbrachen, setzt Gott zum großen Befreiungsschlag an. Er geht nachts durch das ganze Land Ägypten und erschlägt alle Erstgeborenen. Das Volk Israel aber soll wachsam sein. Gott gibt Anordnungen dazu, wie das Pessachmahl am letzten Abend in der Sklaverei gegessen werden soll. „So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in der Hand!“ (Ex 12,11).

Auf diese Stelle bezieht sich Jesus mit seiner Rede von der Wachsamkeit. Er erinnert damit an die Befreiung aus der Sklaverei und bringt zum Ausdruck: Diese Wachsamkeit zielt nicht auf Unheil, Verdammnis oder Vernichtung – sondern auf die Befreiung. Die Christen erwarten mit der Wiederkunft Christi sozusagen den zweiten Exodus, dessen Ziel das gelobte Land sein soll. Die christliche Wachsamkeit soll eine sein, die freudig auf das kommende Heil Gottes wartet und diese Hoffnung in der Welt verkündet.

Anmerkung: In der Sonntagsmesse kann auch die Langfassung des Evangeliums (Lukas 12,32-48) gewählt werden.

Benedikt Bögle