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Durch das Kirchenjahr

Der kleine Täufer

  • 14.
    Dezember
    2035
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… mit Benedikt

Dritter Adventssonntag A – Matthäus 11,2-11

„In jener Zeit 2hörte Johannes im Gefängnis von den Taten des Christus. Da schickte er seine Jünger zu ihm 3und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? 4Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: 5Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet. 6Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. 7Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? 8Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Siehe, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. 9Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: sogar mehr als einen Propheten. 10Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bahnen wird. 11Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“

Der Täufer Johannes spielt in den Lesetexten des Advents eine große Rolle; schon der zweite Adventssonntag war von seinem Auftreten und seiner Taufe geprägt. Einen Hinweis auf die Bedeutung des Täufers kann man im Text des heutigen Sonntags spüren: Johannes sitzt im Gefängnis und sendet seine Jünger zu Jesus. Die Frage, die sie Jesus übermitteln sollen, verwundert: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Der Evangelist benutzt in seinem einleitenden Satz ausdrücklich nicht den Namen „Jesus“, sondern bereits den Hoheitstitel „Christus“. Und natürlich: Das ganze bisherige Evangelium legt Zeugnis ab davon, dass Jesus dieser Christus ist, „der kommen soll“. Johannes selbst hatte dies ja bei der Taufe Jesu im Jordan bezeugt (vgl. Mt 3,13-17). Hat Johannes der Täufer wirklich Zweifel? Will er sich nochmals vergewissern, seine Hoffnung nicht auf Sand, sondern auf den „Eckstein“ gesetzt zu haben, der das Haus trägt (vgl. Ps 118,22)? Vielleicht spiegelt diese Frage auch eine konkrete Situation der Gemeinde des Matthäus wider, die zum Glauben an den Christus gekommen ist, von Zweifeln aber nicht verschont bleibt.

Jesus nutzt die Gelegenheit, über Johannes den Täufer zu sprechen. Warum sind die Menschen zu ihm in die Wüste gekommen? Sicher, um einen Propheten zu sehen. Und Jesus bestätigt: Johannes ist ein Prophet, sogar mehr als ein Prophet. Doch dann sagt Jesus auch über den Täufer: „der Kleinste im Himmelreich ist größer als er“. Jesus will Johannes damit nicht abwerten; doch er bestimmt auf diese Weise die Sendung des Johannes. Dieser ist der größte aller Menschen – doch auf der anderen Seite steht das Himmelreich. Weltliches und himmlisches Leben sind zwei verschiedene Dimensionen; auf Erden mag Johannes der Größte sein. Das aber ist nichts im Vergleich zur Existenz im kommenden Gottesreich.

Johannes hat eine so große Bedeutung, weil er auf Jesus Christus hinweist, sein Vorbote ist. Er drückt damit einen wichtigen Aspekt christlicher Existenz überhaupt aus: Im Glauben an Jesus als den Christus auf ihn hinzuweisen, das Evangelium verkünden – immer auf der Suche nach jenem Himmelreich, das Zielpunkt aller irdischen Existenz ist.

 

Titelbild: Mosaik: Johannes (rechts) mit Johannes dem Theologen (links) und Maria mit den Jesuskind, im Kloster Preveli auf Kreta. Bild: (c) Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon
Text: Benedikt Bögele