Der heilige PANKRATIUS: Römischer Märtyrer, heutiger Eisheiliger
Der heilige Pankratius, dem das heutige Gedenken gilt, wurde um 289 nach Christus im griechischen Phrygien geboren, einer Region in Kleinasien, die heute vom türkischen Staat beherrscht wird. Im Kindesalter kam er bereits nach Rom, und spätestens im Alter von 13 Jahren bekannte er sich zu Jesus Christus. Im Alter von nur 14 Jahren wurde er um seines Glaubens willen am 12. Mai des Jahres 304 an der zweiten Meile der Via Aurelia außerhalb Roms getötet. Heute gilt er als einer der 14 Nothelfer, und speziell Landwirte achten auf seinen Gedenktag, denn er ist einer der „Eisheiligen“.
Pankratius, der Sohn eines reichen Römers, verlor im Alter von acht Jahren seine Mutter Ciriada. Er wurde von seinem Onkel Dionysius erzogen. 303 reiste er, inzwischen als Vollwaise, mit seinem Onkel nach Rom und wurde dort unter dem Einfluss des römischen Bischofs Marcellinus Christ. Mit seinem ererbten Vermögen half er nun den verfolgten Christen, besonders den um ihres Glaubens willen Gefangenen. Nach dem Tod des Onkels wurde Pankratius im Rahmen eines Verfolgungsbefehls des Kaisers Diokletian verhaftet und zum Verhör in den Kaiserpalast auf dem Palatin gebracht.
Der 14-jährige ließ sich weder durch Verlockungen noch durch Drohungen vom christlichen Glauben abbringen, deshalb wurde er öffentlich vor dem Stadttor Roms, das zur Via Aurelia führt, enthauptet. Sein Leichnam wurde Hunden zum Fraß vorgeworfen. Die Christin Ottavia, die die Hinrichtung miterlebt hatte, barg Pankratius' Leichnam unter Lebensgefahr und setzte ihn auf ihrem Besitz an der Via Aurelia in den später nach ihm benannten Katakomben unter der heutigen Kirche San Pancrazio bei. Die Quellenlage zu Pankratius’ Leben ist im übrigen nicht vollständig eindeutig. Es könnte sein, daß sich die ganze – in sich glaubwürdige – Lebensgeschichte rund 50 Jahre früher abgespielt hat..
Pankratiusverehrung
Die Verehrung des Märtyrers setzte früh ein. Schon im 5. Jahrhundert wurde das Stadttor an der Via Aurelia als „Porta San Pancrazio“ bezeichnet. Über Pankratius' Grab errichtete Papst Symmachus im Jahr 500 eine Basilika, der Papst Gregor der Große ein Benediktinerkloster anschloss und die von Papst Honorius um 630 zur heutigen Kirche San Pancrazio ausgebaut wurde. Gregor gab auch einige Reliquien nach Frankreich, der Kopfreliquie wurde ab 850 in der Kirche San Giovanni in Laterano in Rom verehrt. Nördlich der Alpen begann die Verehrung des Heiligen im 9. Jahrhundert durch Kaiser Arnulf von Kärnten, der seine Eroberung Roms am 12. Mai 896 dem Bittruf an Pankratius zuschrieb. Diesem Kaiser Arnulf verdankt auch die oberpfälzische Stadt Roding ihr Pankratius-Patrozinium.
Roding gehörte im 9. Jahrhundert zur Königspfalz. Eine Urkunde vom 2. August 896 vermerkt eine Kapelle, in die Kaiser Arnulf die Reliquien des heiligen Pankratius bringen ließ. Arnulf hatte die Reliquien von Papst Formosus als Dankesgeschenk für seine Eroberung Roms erhalten. Damit ist Roding der Ort des ältesten Pankratius-Patroziniums in Deutschland und es ist anzunehmen, dass es mit der Überführung der Reliquien des Heiligen auch zum Ausgangspunkt der Pankratius-Verehrung in Deutschland wurde.
Pankratius-Brote
Nachdem die Kaiserpfalz nach den Ungarnstürmen ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatte, wanderte die Reliquie des Heiligen von der Pfalzkapelle in die Ortskirche. Auch in der 1964 neu erbauten Pfarrkirche hat sie ihren Platz auf einem Steinsockel im Kircheninneren gefunden. Und bis heute wird auch das Kirchenpatrozinium besonders gefeiert. In vielen Orten mit Pankratiuskirchen wurden früher zum Patroziniumsfest Pankratius-Brote, Pankratius-Loibla oder Pankratius-Zeltln geweiht und an die Kirchenbesucher ausgeteilt. In Roding wird dieser Brauch noch heute gepflegt. Gebacken werden die Pankratius-Brote von den Rodingerinnen nach einem alten, überlieferten Rezept, das jedes Jahr im Pfarrbrief veröffentlicht wird. Die Model werden von der Pfarrei zur Verfügung gestellt.
Pankratius-Kirchweih in Gimpertshausen
Auch in Gimpertshausen, einem Ortsteil von Breitenbrunn im Altmühltal, werden noch heute zur Kirchweih Pankratius-Brote gebacken. Alljährlich zum Pankratiusfest kommen dann Pilger aus Brunn im Landkreis Regensburg hierher. Die Wallfahrt geht auf eine Legende zurück: Als um das Jahr 1700 ein großes Hagelunwetter aufzog, schenkten die Gimpertshausener den Brunner Bauern selbstgebackene Brote, die „Pankratiusloibla“, die sie auf den Äckern verteilen sollten. Der Legende nach fiel die Ernte in diesem Jahr trotz des Unwetters reichlich aus.
Altes Gelübde
Zum Dank gelobten die Brunner, jedes Jahr zum heiligen Pankratius nach Gimpertshausen zu pilgern. Nach dem Gottesdienst, bei dem der Pfarrer die Pankratius-Loibla segnet, werden die Brote verteilt. Nach altem Brauch soll jeder Pilger drei davon essen und den Rest auf seine Felder verteilen, wo sie die Ernte vor Hagelschlag schützen sollen.
Text: Judith Kumpfmüller