ANNA MARIA TAIGI: Was die Selige aus Rom mit Anna Schäffer aus Bayern verbindet
Es ist die Geschichte von Anna Schäffer aus dem kleinen bayerischen Ort Mindelstetten. Als junge Frau verbrühte sie sich die Beine in kochender Lauge und war von da an an ihr Bett gefesselt. Sie nahm das Leid an, empfing die Wundmale Jesu und hatte Visionen. Vor knapp sechs Jahren wurde sie heiliggesprochen.
Ihre Geschichte kennen seitdem viele. Doch ein interessanter Vorfall aus ihrem Leben ist weitgehend unbekannt: Im Traum war ihr eine Frau erschienen, die ebenfalls den Vornamen Anna trug. Die Rede ist von der seligen Anna Maria Taigi.
Zum Namenstag der beiden Frauen, dem Gedenktag der heiligen Mutter Anna (26. Juli), hat sich Monsignore Georg Schwager auf Spurensuche begeben.
Monsignore Georg Schwager blickt in die Seitenkapelle der Kirche San Crisogono.
Auf Spurensuche in Rom
Wir befinden uns im Stadtteil Trastevere in Rom, in der Basilika San Crisogono. In einer Seitenkapelle der Kirche sind die Gebeine der seligen Anna Maria Taigi in Form einer mit Wachs überzogenen Figur ausgestellt. Der Reliquienschrein ist geschützt durch eine Scheibe – milchig und gezeichnet von vielen hoffnungsvollen Berührungen der Gläubigen. Auch Monsignore Georg Schwager ist heute einer dieser Besucher. Der für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zuständige Domvikar in Anna Schäffers Heimatbistum Regensburg ist einer der wenigen, der die gemeinsame Geschichte der beiden Frauen kennt.
Anna Maria Taigi wurde 1769 in Siena geboren und lebte seit ihrer frühen Kindheit in Rom. Sie war eine vorbildliche Ehefrau, Mutter von sieben Kindern und dem Dritten Orden der Trinitarier beigetreten.
Der Reliquienschrein ist geschützt durch eine Scheibe – milchig und gezeichnet von vielen hoffnungsvollen Berührungen der Gläubigen.
Das Tagebuch der Anna Schäffer verrät Details
Über Anna Maria Taigi wusste Anna Schäffer nur wenig, berichtet Monsignore Schwager. Nur „ein einziges Mal“, so schrieb es Anna Schäffer in ihr Tagesbuch, hatte sie Taigis Namen gelesen. Doch das änderte sich an einem Freitag im Jahr 1917: „Im Traume [durfte ich] eine Dienerin Gottes sehen, deren Namen ich, soweit ich mich erinnern kann, nur ein einziges Mal gelesen habe, nämlich der gottseligen Dienerin Gottes Anna Taigi.“
Ihr Tagebuch erzählt von zwei Geschichten:
1) „Erstens durfte ich sie sehen, als sie die erste hl. Kommunion empfing; ach könnte ich ihr strahlendes Angesicht beschreiben in jenem Augenblicke, als der liebe Jesus in ihr Herz einkehrte und mit welcher Ehrfurcht und Innigkeit sie ihre Danksagung machte.“
2) „Und dann durfte ich sie sehen, wie sie auf ihrem Krankenbette lag – ein Bild nicht zu beschreiben.“
Anna Maria Taigi war eine vorbildliche Ehefrau, Mutter von sieben Kindern und dem Dritten Orden der Trinitarier beigetreten.
Zufall?
Ist es Zufall, dass Anna Schäffer die selige Anna Taigi aus Rom ausgerechnet während des Kommunionempfangs und im Krankenbett sah? Gerade die Liebe zur Eucharistie und das Leiden waren die zwei großen Eckpfeiler, die auch Anna Schäffers Leben geprägt haben: Sie schöpfte Kraft aus der Kommunion, die sie meist täglich empfing. In ihrem Tagebuch hielt sie fest: „Wie glücklich ich jedes Mal nach der heiligen Kommunion bin, kann ich mit keiner Feder niederschreiben.“ Die Eucharistie half ihr dabei, mit ihrem Leid umzugehen: „In jenen heiligen Stunden bin ich oft so selig, dass ich mit keiner Weltfürstin, ja nicht um die ganze Welt mein Leidensbett tauschen möchte.“
Es verwundert also nicht, dass sich Anna Schäffer in den folgenden Jahren eng mit Anna Maria Taigi verbunden fühlte. Den Tagebucheintrag über ihr Traumgesicht schloss sie mit folgenden Worten: „Jene Freitagnacht werde ich nie vergessen und von jetzt ab diese Dienerin Gottes nicht mehr. Ihre Verehrung soll nun an meinem Geiste sehr eingeprägt sein!“
Die Gebeine der seligen Anna Maria Taigi in Form einer mit Wachs überzogenen Figur.