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Durch das Kirchenjahr

Das Leben gewinnen

  • 16.
    November
    2035
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… mit Benedikt

33. Sonntag im Jahreskreis C – Lukas 21,5-19

„In jener Zeit, 5als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: 6Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleibt, der nicht niedergerissen wird. 7Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll? 8Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach! 9Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. 10Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. 11Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. 12Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen. 13Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. 14Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; 15denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. 16Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten. 17Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. 18Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. 19Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“

Als der Evangelist Lukas sein Evangelium schrieb, dürfte der Tempel in Jerusalem schon nicht mehr gestanden haben. 70 nach Christus wurde der Tempel von den Römern zerstört. Die Rede Jesu wird viele der ersten Leserinnen und Leser des Lukasevangeliums direkt ins Herz getroffen haben. Die Zerstörung des Tempels ist eine Katastrophe und stellt den Glauben in Frage: Wie konnte Gott es dulden, dass sein Tempel – der Ort seiner Gegenwart – derart geschändet wurde? Es liegt nicht fern, dass auch viele Christen darin den Anfang vom Ende sahen. Die ersten Christen lebten in einer sehr lebendigen Erwartung der Wiederkunft Christi und des „jüngsten Gerichtes“. Dieser Endzeitglaube gestaltete sich für die frühen Gemeinden durchaus auch schwierig: Wer jeden Tag mit dem Wiederkommen Jesu rechnet, wird dazu neigen, seine irdischen Angelegenheiten schleifen zu lassen. Auf Dauer kann das nicht gut gehen.

Die Worte Jesu treffen ins Herz der frühen Kirche. Sie sind eine Lebensanleitung für den christlichen Glauben. Zu ihm gehört die Erwartung des Endes. Jesus wird wiederkommen und mit ihm wird diese Welt vom Vater endgültig heimgeholt werden. Gleichzeitig aber kann es dauern, bis das geschieht – so lange, dass auch Christen sich in dieser Welt einrichten müssen, nicht jeder Krieg, nicht jede Not sind Zeichen des nahenden Endes. Mehr noch: Auch die Christen selbst werden Bedrängnis aushalten müssen. Die Worte Jesu sind an alle Generationen von Christen gerichtet: Das Ende wird kommen – aber nicht sofort. In allen Herausforderungen und Widrigkeiten verspricht der Herr das ewige Leben: „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“

Benedikt Bögle

Titelbild: (c) stock.adobe.com - Hanna