Durch das Kirchenjahr
Alle sollen eins sein
… mit Benedikt
Siebter Sonntag der Osterzeit C – Johannes 17,20-26
„20In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. 21Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. 22Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, 23ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. 24Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Grundlegung der Welt. 25Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. 26Ich habe deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.“ – Johannes 17,20-26
„Alle sollen eins sein“. Diese Bitte Jesu an seinen Vater muss uns erschüttern. Jesus will, dass seine Jüngerschar ungeteilt ist, eine Einheit darstellt. Die Gemeinde des Herrn soll – wie es über die frühe Christengemeinde in Jerusalem gesagt wird – „ein Herz und eine Seele“ sein (Apg 4,32). Die Gegenwart des Christentums wird dieser Bitte Jesu nicht gerecht. Schon früh gab es Spannungen in der Kirche. Die Apostel etwa stritten sich darüber, in welchem Umfang die Gesetze des Mose auch von den Christen gehalten werden müssten. Die Einheit der Kirche stand ein erstes Mal auf Messers Schneide und konnte auf dem Konzil von Jerusalem gerade noch gerettet werden.
Um die Einheit kämpfen
Spannungen und Trennungen verfolgen die Kirchengeschichte – die Trennung in westliche und östliche Kirche, in katholisch und evangelisch, in konservativ und progressiv. „Alle sollen eins sein“, hatte Jesus gebetet. Diese Idee begegnet uns an mehreren Stellen der Heiligen Schrift. Der Apostel Paulus begründet die Einheit der Kirche theologisch: Wenn die Kirche der eine Leib Christi ist, dann müssen die Christen untereinander in Einheit leben. Alle Unterschiede der Christen werden in Jesus letztlich aufgehoben: „denn ihr alle seid einer in Christus.“ (Gal 3,28).
Die Bitte um Einheit ist so nicht nur der Wunsch nach Harmonie. Schon Jesus begründet seine Bitte theologisch: Wie der Vater und Jesus eins sind, sollen auch die Christen eine Einheit bilden. Sie sollen ja Zeugnis vom einen Gott in Vater, Sohn und Geist ablegen. Dieses Zeugnis vom einen Gott setzt aber, soll sie glaubwürdig sein, eine Einheit auch der Christen voraus. Die Welt soll durch das Zeugnis der Christen erkennen, dass Jesus von Gott gesandt wurde, dass Jesus und der Vater eins sind.
Dieses Zeugnis wird getrübt durch die Spaltung der Kirche. Jahrhunderte der Kirchentrennung liegen hinter uns. Jahrhunderte, in denen sich Praxis, Moral und Lehre der verschiedenen Konfessionen voneinander trennten. Es bleibt die Mahnung Jesu: „Alle sollen eins sein.“ Um diese Einheit muss gekämpft werden – im Dialog, im Glauben, im Gebet, damit die Christen dem Testament ihres Herrn gerecht werden und eines Tages wirklich alle eins sind.