„Wir brauchen keine Verweltlichung der Kirche, sondern eine Verchristlichung der Welt“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert Pontifikalamt am Palmsonntag
(pdr) Mit einem Pontifikalgottesdienst im Hohen Dom St. Peter hat Bischof Gerhard Ludwig Müller am Palmsonntag die Feiern zu Sterben und Auferstehen Jesu Christi in diesen Tagen eröffnet. Mit Palmen zog die Prozession in den Dom ein. Die Prozession erinnerte an den Einzug Jesu unter dem Jubel vieler Menschen in Jerusalem.
Bischof Gerhard Ludwig sagte in seiner Predigt, die Evangelien seien mehr als Biographien mit psychologischer Auslegung. Sie seien die Auslegung des innersten Persongeheimnisses Jesu Christi, der vom Vater kommt. Der Philipper-Hymnus verdeutliche, dass Jesus Christus Gott gleich war, dass er sich aber selbst erniedrigt habe. Somit habe das ewige Wort unser Fleisch und Blut angenommen. Im Leiden sei er den Menschen gleich geworden, er habe den Tod am Kreuz erlitten und sei von Gott selbst erhöht worden. Der Bischof wandte sich dagegen, Gott unseren menschlichen Vorstellungen anzupassen und mit „spitzen Fragen“ seine Macht auf die Probe zu stellen. Ihn nur mit dem Maß des Verstandes begreifen zu wollen sei eine Torheit, so der Bischof. „Gottes Kraft erweist sich in unserem Leiden und Sterben. Gott allein erlöst.“
Außerdem erklärte Bischof Gerhard Ludwig, Benedikt XVI. habe das Leiden Jesu Christi in seinem zweiten Band „Jesus von Nazareth“ neu erschlossen: als innigste Vereinigung Gottes mit den Menschen. „Machen wir uns keine Vorstellungen darüber, wie ein Messias auftreten müsste. Denn wenn er dann nicht so auftritt wie gewünscht, dann trennen wir uns vom ihm“, so der Bischof: „Dann schlägt das Hosanna schnell um in das Kreuzige ihn.“ Vielmehr sollten die Gläubigen wie Maria und Johannes unter dem Kreuz bei Jesus stehen. Bis heute herrsche die Illusion, man könne das Leiden aus der Welt beseitigen. Daraus entwickelten sich Vorstellungen, man könne Behinderung etwa durch Präimplantationsdiagnostik beseitigen, kritisierte Bischof Gerhard Ludwig: „Es gibt aber kein Recht auf Selektion und Verletzung angeblich lebensunwerten Lebens.“
Schließlich warnte der Bischof davor, die Kirche durch Verweltlichung „erneuern“ zu wollen. „Die Kirche ist keine Partei und keine Aktionärsversammlung. Die Kirche nimmt teil an der Unerkanntheit Jesu Christi und seiner Verfolgung.“ Christus selbst sei die Form der Kirche. Er habe dem Menschen von neuem die Würde der Geschöpfe gegeben. „Dies ist vernünftiger als es alle aus der Vernunft des Menschen kommenden Zweifel sind.“ Die wahre Erneuerung der Kirche könne nur aus der Eucharistie entstehen, sagte Bischof Gerhard Ludwig. „Wir brauchen keine Verweltlichung der Kirche, sondern eine Verchristlichung der Welt.“
Predigt des Bischofs im Wortlaut