News Bild Weltumspannendes Gebetsanliegen in den Gottesdiensten am 29./30. Januar – Orden und Schulen mit dabei

Weltumspannendes Gebetsanliegen in den Gottesdiensten am 29./30. Januar – Orden und Schulen mit dabei

Gebet für Myanmar

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Am 1. Februar jährt sich der Militärputsch in Myanmar. Aus diesem Anlass lädt Bischof Rudolf Voderholzer die Gläubigen in den Gottesdiensten am 29. und 30. Januar ein zum besonderen Gebet für das Land - insbesondere auch für die Christen, die dort als Minderheit leben. Damit reiht sich das Bistum in eine gemeinsame Gebets-Aktion der Erzbistümer Tokio und Köln ein, die alle besondere Beziehungen zur Kirche in Myanmar haben. Im Bistum Regensburg sind auch die Orden und Geistlichen Gemeinschaften aufgerufen, sich dieses Anliegen in ihren Gebeten zu eigen zu machen. Bereits zu Ostern 2021 hatte eine ähnliche Aktion stattgefunden.

Auch die 13 Schulen in Trägerschaft des Bistums mit rund 6.000 Schülerinnen und Schülern sind eingeladen sich zu beteiligen. Kooperationspartner ist außerdem der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD), der das vom Bistum Regensburg finanzierte Stipendienprogramm für Weltchristen aus Myanmar fachlich betreut.

Brutale Gewalt

Nach dem Militärputsch vor einem Jahr hatte es landesweite meist friedliche Massenproteste gegeben, auf die die Sicherheitskräfte teilweise mit gezielten Kopf- und Bauchschüssen regiert hatten. Die Hilfsorganisation für Politische Flüchtlinge zählt mit Datum 18. Januar 1483 Todesopfer seit dem Putsch unter den Regierungsgegnern und aktuell 8677 Menschen in Gefängnissen, von denen 41 zum Tod verurteilt wurden, darunter zwei Kinder. In den Verhörzentren wird gefoltert. Es gibt immer wieder Berichte von Gefangenen, die im Gefängnis umkommen. Es gibt eine große Bewegung des zivilen Ungehorsams der Militärregierung gegenüber. Die großen öffentlichen Proteste wurden mit brutaler Gewalt erstickt, eine kürzliche, sehr erfolgreiche Aktion, die dazu aufgefordert hatte, an einem bestimmten Tag zum „Stillen Protest“ daheim zu bleiben, hat aber gezeigt, dass weite Teile der Bevölkerung nicht hinter der neuen Regierung stehen. Der Protest auf der Straße ist inzwischen einer militärischen Auseinandersetzung gewichen, die vor allem Gebiete betrifft, in denen überwiegend Christen leben.

Ein zerstörter Kirchenraum mit eingestürztem Dach.

Wohngebiete der Christen besonders vom Krieg betroffen

Die Christen machen in dem mehrheitlich buddhistischen Land nur etwa 5 % der Bevölkerung aus, die Katholikinnen und Katholiken etwa 1 %. Ihre Wohngebiete verteilen sich aber nicht über das ganze Land, sondern sind missionsgeschichtlich bedingt auf einige Regionen konzentriert. Dort machen sie die Mehrheit aus (z.B. im Chin-State im Norden des Landes) oder sind etwa die Hälfte der Bevölkerung (z.B. im Kaya-State, in dem vor allem Katholiken leben). Dort waren teilweise schon seit der Unabhängigkeit von Großbritannien und dem Scheitern einer föderalen Regierung des Gesamtstaates militärische Kräfte vorhanden. Die sind nun durch Organisationen ergänzt worden, die nur eine militärische Lösung sehen, um Menschenrechte, die Wiedereinsetzung der gewählten Regierung und die Freilassung der politischen Gefangenen zu erreichen. Der Krieg dort wird mit aller Härte und ohne Rücksicht auf Internationales Recht vor allem auch gegen Zivilisten geführt. Dörfer und Städte, Kirchen und Klöster werden bombardiert und mit Artillerie beschossen, Zivilisten als lebendige Schutzschilde missbraucht und Dörfer werden niedergebrannt sowie die Reisernte vom Militär geplündert. Dabei macht das Militär auch vor buddhistischen Klöstern nicht halt - in dem tief vom Buddhismus geprägten Land bisher kaum vorstellbar. Ein verzweifelter Facebook-Eintrag im Januar lautete. „Brauchen dringend Transportmöglichkeit für 60 alte Mönche um das Kloster zu räumen. Wer kann helfen?“

Zerstörter Kircheninnenraum mit Marienstatue.

Erschütternde Berichte aus dem Bistum Loikaw

In einer Mail kurz vor Weihnachten hat Celso Ba Shwe, der Apostolische Administrator des Bistums Loikaw, das besonders von den kriegerischen Handlungen betroffen ist, geschrieben: „Trotz all der Finsternis die uns umgibt, scheint Dank aller Liebe und Sorge, die wir von unseren Freundinnen und Freunden erfahren, das Licht der Weihnacht hell über uns. Dafür danken wir Euch und wir glauben, dass kein Leiden und keine Krise dieses Licht löschen kann.“

Nach einem Besuch in armen und entlegenen Pfarreien, die Flüchtlinge aus anderen Pfarreien aufgenommen haben, schreibt er: „Es ist berührend zu sehen, wie arme Leute ihre armen Gäste aufnehmen und ihnen helfen.“

Am 28. Dezember berichtet er: „Wir hatten dieses Jahr traurige Weihnachten. Mehr als 35 Menschen, darunter Frauen und Kinder, wurden am 24. Dezember im Dorf Moso getötet. Unter den Toten ist auch mein früherer Fahrer, der vor kurzem erst geheiratet hat.“

Am 14. Januar 2022: „Zwei Drittel der Bevölkerung der Stadt Loikaw ist aus der Stadt in andere Städte oder Lager für Binnenvertriebene geflohen. Alle Pfarreien der Stadt außer der Dompfarrei sind verlassen. Fast alle Mitglieder der Dompfarrei sind ebenfalls geflohen. Nur die, die nicht fliehen können, sind in die Dompfarrei gekommen und leben jetzt hier zusammen mit den Flüchtlingen aus der Umgebung, die schon länger als ein halbes Jahr hier sind. Viele Binnenflüchtlinge sind von uns auch in sicherere Gebiete gezogen. Derzeit leben ca. 200 Binnenflüchtlinge in der Dompfarrei.“

Flüchtlinge stehen und liegen in der Kathedrale auf provisorischen Betten.

Flucht in den Dschungel, in Pfarreien, Klöster, in Binnen-Flüchtlingslager oder nach Thailand und Indien

Unter diesen Umständen ist klar, dass die Zivilbevölkerung nicht zwischen die Fronten geraten oder Opfer der unberechenbaren Soldaten werden will und an vermeintlich sicherere Orte flieht. In den drei Staaten mit besonders vielen christlichen Bewohnern sind mindestens 350.000 Menschen auf der Flucht. Die Bischofsstadt Loikaw im Kaya-State, die besonders umkämpft ist, haben zwei Drittel der Bevölkerung verlassen. Dort ist das Wasserwerk zerstört und oft gibt es keinen Strom. Derzeit ist dort Hochsommer mit Temperaturen bis zu 40 Grad. In den Lagern wird zunehmend Wasser ein großes Problem. In Mails aus Myanmar wird um materielle Unterstützung gebeten, weil durch Bürgerkrieg und Corona die eigenen Reserven aufgebraucht sind. Corona hatte die Wirtschaft in einem der ärmsten Länder der Welt insgesamt, aber vor allem die arme Bevölkerung schwer getroffen.  Die muss ihr Geld als Tagelöhner verdienen - und durfte nicht mehr auf die Straße. Die UNO geht davon aus, dass nun nicht mehr „nur“ 1,4 Millionen Menschen wie in normalen Zeiten unter die Armutsgrenze fallen und hungern, sondern 14 Millionen.

Kinder sitzen auf provisorischen Betten.

Solidarität mit allen durch materielle Unterstützung und Gebet – Keim für einen Neuanfang?

In den Mails und öffentlichen Erklärungen der Bischofskonferenz wird immer wieder um materielle Unterstützung gebeten, vor allem bitten sie aber auch um das Gebet für eine gerechte und friedliche Lösung. Dieses Anliegen haben das Bistum Regensburg und das Erzbistum Köln anlässlich des Jahrestages des Putsches aufgegriffen. Auch die Katholiken in Myanmar haben in diesem Anliegen regelmäßige landesweite Gebete. Im ganzen Bistum Loikaw wird zum Beispiel jeden Freitag um 18 Uhr der Rosenkranz in diesem Anliegen gebetet. 

Die Caritas und viele freiwillige Helfer kümmern sich ohne Ansehen der Religion und der Zugehörigkeit zu bestimmten Volksgruppen um die Flüchtlinge in Lagern und Kirchen. Buddhistische Klöster tun dies ebenso. In der Not besteht Einigkeit. Darin liegt für das zerrissene Land vielleicht auch eine Chance für einen Neuanfang, wenn die Waffen einmal schweigen sollten. In der Abschlusserklärung der Katholischen Bischofskonferenz vom 14. Januar heißt es: „Wir sind inspiriert von der Gemeinschaft aller Menschen in Myanmar, die die fliehenden Menschen mitfühlend aufgenommen haben und ihnen Erfrischungen, Unterkunft und Essen angeboten haben“. Dies seien „große und kleine Gesten, die das Heilmittel für dieses Land sein werden". Falls das so sein sollte, haben alle, die die Menschen in Myanmar durch Gebet und finanzielle Hilfe unterstützt haben, an dieser Zukunft auch einen kleinen Anteil - auch wenn der Weg dorthin noch blutig sein wird.

Die Kinder werden von Animateuren abgelenkt.

Gebet des Papstes für Myanmar

Gott des Friedens,
in dieser dramatischen und schmerzhaften Zeit für die Menschen in Myanmar,
wenn Gewalt, Konflikte und Unterdrückung ihre Lebensgrundlagen und ihr Wohlergehen destabilisieren,
Beten wir um die Kraft und den Mut, den Glauben zu bewahren, die Einheit zu bewahren und an der Wahrheit festzuhalten.
Beten wir, dass wir den Glauben bewahren, damit wir nicht der Verzweiflung nachgeben.
Mögen wir unseren Blick immer zum Himmel erheben.
Beten wir darum, als Familie die Einheit zu bewahren, um die Krankheit der Spaltung zu vermeiden.
Mögen wir uns weiterhin verpflichten, in Freundschaft, Liebe und Geschwisterlichkeit zu leben.
Beten wir, dass wir die Wahrheit bewahren, Christus verbunden bleiben und dem Evangelium treu bleiben.
Mögen wir zu Propheten und Friedensstiftern werden und die Integrität der Botschaft Christi bewahren.
Bekehrt alle Herzen zum Frieden,
Und möge unser Herz im Angesicht des Bösen tapfer sein und die Hoffnung auf die Verheißung des neuen Lebens nicht verlieren.
Amen.

(Aus der Messe des Papstes mit Gläubigen aus Myanmar in Rom am 16. Mai 2021)

 

Text: Gregor Tautz
Bilder: (c) Bistum Loikaw und Gregor Tautz

Menschen auf einer Prozession.

Gabenprozession beim Gottesdienst anlässlich 500 Jahre Katholische Kirche in Myanmar im Jahr 2014

Myanmar - Eindrücke aus besseren Zeiten

Weitere Infos

Regensburg und Myanmar

Das Bistum Regensburg hat eine besondere Beziehung zur Kirche in Myanmar: Es unterstützt seit 20 Jahren die Kirche in Myanmar mit einem Stipendienprogramm für Weltchristen. Zum 20-jährigen Jubiläum des Stipendienprogramms war für letztes Jahr ein Austausch geplant, der ausfallen musste. In den letzten Jahren haben gegenseitige Besuche,  z.B. von jungen Erwachsenen aus dem Bistum Regensburg in Myanmar stattgefunden. Kardinal Charles Maung Bo von Yangon war Gast beim Katholikentag in Regensburg. Beim Jubiläum 500 Jahre Katholische Kirche in Myanmar war der damalige Generalvikar Michael Fuchs zu Gast. Um das Bistum Loikaw in seiner Sorge für die Flüchtlinge zu unterstützen, hat das Bistum Regensburg Ende letzten Jahres auch finanzielle Hilfe zur Verfügung gestellt.



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