Vogel fliegt von einer ausgestreckten Hand in den Himmel, Symbol für Hoffnung

Welttag der Suizidprävention: wie die Telefonseelsorge hilft

Da ist noch Hoffnung da


Regensburg, 10. September 2025

Wer sterben will, will oft gar nicht sterben: Er will nur so nicht weiterleben wie bisher. Warum ist es so wichtig, dass Menschen in akuten suizidalen Krisen nicht alleine sind? Die Telefonseelsorge Ostbayern gibt Antworten anlässlich des Welttags der Suizidprävention.

Der 10. September, der Welttag der Suizidprävention, soll den Blick auf diejenigen richten, die das Leben als nicht mehr lebenswert betrachten. Die „Lebensmüden“, die keinen anderen Ausweg sehen, als ihrem eigenen Dasein ein Ende zu setzen. Doch wer akute Suizidgedanken hat, sollte damit nicht allein sein. Denn in solchen Momenten ist es wichtige denn je, dass die Menschen sich Hilfe suchen.

Für genau solche Fälle wurde damals die Telefonseelsorge eingerichtet – damit Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, sich irgendwohin wenden können. Rund 10.000 Menschen begehen jährlich in Deutschland Suizid, Zahlen steigend. Noch viel mehr versuchen es.

Wie ein einzelner Anruf den Unterschied macht

Wie kann Suizid verhindert werden? Wer Suizidabsichten hat, sieht keinen anderen Weg. „Wenn jemand nicht mehr leben will, will er meistens nur nicht mehr so leben wie bisher“, erklärt Josef Stautner, Leiter der Telefonseelsorge Ostbayern. Die Menschen wollen in der Regel nicht sterben, sie sehen nur keinen anderen Weg. Genau das ist der Punkt, der wichtige Moment, an dem sie nicht allein sein sollten. Hier greifen Hilfsangebote wie das der Telefonseelsorge. „Wenn jemand bei uns anruft, ist noch Hoffnung da“, so Stautner.

Die Mitarbeiter sind geschult im Umgang mit Suizidgefährdeten. Sie hören zu und nehmen die Menschen und ihre Anliegen ernst, können das Thema auch aktiv ansprechen. Allein dadurch, dass jemand da ist mit einem offenen Ohr, kann eine akute suizidale Krise abgewendet werden. Die Menschen könnten einfach „runterfahren“, erklärt der Leiter der Telefonseelsorge. Dieses Runterfahren macht oft den Unterschied aus. Damit wird der Weg frei für andere Perspektiven, andere Lösungen, die in der tiefen Verzweiflung nur nicht gesehen werden. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass nicht wenige, die sonst den Tod finden würden, dadurch einen Ausweg finden,“ so Josef Stautner.

Ein Viertel Suizidthemen

Immer mehr Raum nimmt das Thema Suizid in der Onlineseelsorge ein. Bis zum einem Viertel der Ratsuchenden in der Mail- und Chatseelsorge haben Suizidgedanken, akute Suizidabsichten oder frühere Suizidversuche hinter sich oder sind vom Suizid eines Angehörigen betroffen. Nach wie vor spielt es am Telefon eine Rolle. Deswegen ist die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 rund um die Uhr erreichbar, per Mail und im Chat unter www.telefonseelsorge.de.

Wie spreche ich mit Suizidgefährdeten?

Mit jemandem zu sprechen, der äußert, sich das Leben nehmen zu wollen, lässt viele erst einmal ratlos werden. Wie gehe ich damit um? Darf ich das Thema überhaupt ansprechen oder ist das schon „zu viel“, provoziere ich damit gar einen Suizidversuch? Grundsätzlich gilt: Zuhören, Verständnis zeigen, sein Gegenüber ernst nehmen und ernsthaft nachfragen ist nie verkehrt. Das schließt auch ein, dem anderen seine Gefühle oder sein Vorhaben nicht auszureden, sondern zunächst anzunehmen. Immer mit dem Bewusstsein, dass die Entscheidung bei der Person gegenüber liegt, egal wie sie ausfällt. Und dem anderen helfen, eine andere Perspektive einzunehmen, etwa durch die Nachfrage, was passieren muss, damit das Leben weitergehen kann.


Text: Katharina Winterlich

(kw)

Weitere Infos

Auf der offiziellen Homepage der Telefonseelsorge ist ein Leitfaden für das Gespräch mit Suizidgefährdeten verfügbar.

Eine Statistik zum Thema Suizid bietet das NaSPro, das Nationale Suizidpräventionsprogramm Deutschland, in dem auch die Telefonseelsorge Mitglied ist.

Neben der Telefonseelsorge gibt es mittlerweile weitere Angebote für Menschen mit Suizidgedanken: den Krisendienst Bayern und die Beratungsstelle Horizont, die auch Vor-Ort-Beratung anbietet. Die Arbeit der Beratungsstelle Horizont wird in einem Porträt einer Angehörigen beleuchtet.



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