Schulklasse in einem Flüchtlingscamp in Uganda

Weltflüchtlingstag: „Kirche in Not“ hilft in Uganda

„Als wir hier ankamen, gab es nichts!“


München / Regensburg, 20. Juni 2025

Eine Schule, sehr bescheiden, aber gepflegt. Schon von Weitem hört man sein Lachen, herzlich und ansteckend. Auch die Schulkinder lachen. Mittendrin: Pater Ubaldino Andrade, ein Salesianerpater, den hier alle nur Pater Ube nennen. Von außen betrachtet ist es hier, rund um die kleine Schule, eher trostlos und weniger zum Lachen: ein Flüchtlingslager im Norden Ugandas, ganz in der Nähe zur Grenze nach Südsudan. Pater Ube hat diese Schule mit aufgebaut. Heute leben hier, wo er seinen Dienst tut, mehr als 90 000 Menschen.

Zusammen mit drei weiteren Patres kam er vor acht Jahren nach Palabek. „Als wir hier ankamen, hatten die Menschen keine Kleidung, waren verdreckt und verfügten weder über Hygieneartikel noch Essen“, berichtet Pater Ube gegenüber Vertretern des internationalen Hilfswerks „Kirche in Not“. „Wir selbst hatten kein Haus. Ein Katechet ließ uns in seinem Zuhause übernachten. Seine Familie teilte das Essen mit uns. Nachts wartete ich mit meiner Tasche darauf, dass man mir ein Zimmer zeigte – bis mich eine Frau zu einem Platz auf dem Boden führte. Es gab nichts!“

Seit 2011 ist Südsudan unabhängig. Das Land ist eigentlich reich an Bodenschätzen: Gold, Silber, Diamanten, Kupfer. Doch davon kommt nicht viel bei der Bevölkerung an. Die umfassende Korruption verhindert eine Entwicklung des Landes. Immer wieder kam es seit der Unabhängigkeit zu Konflikten. Viele Menschen sind deshalb geflüchtet und in Palabek im Norden Ugandas gelandet. 83 Prozent der gigantischen Flüchtlingssiedlung sind Frauen und Kinder. Eine Rückkehr in ihre Heimat ist kaum möglich, weil die politische Lage in Südsudan instabil ist.

„Helft uns beten!“

Durch die erlebte Gewalt und sexualisierten Übergriffe sind viele von ihnen traumatisiert. „Wir fragten sie, was sie brauchten. Essen? Geld? Seife? Doch sie baten nur um eins: Helft uns beten! Sie hatten das Gefühl, dass Gott nicht gegenwärtig sei angesichts dessen, was sie erlebt haben“, erzählt Pater Ube, ein gebürtiger Venezolaner. Da es die Salesianer nicht mehr schafften, sich alleine um die Bedürfnisse der Tausenden Menschen zu kümmern, haben sich ihnen vier Ordensfrauen der ugandischen Kongregation „Kleine Schwestern von Maria Immaculata“ angeschlossen. 

Zusammen haben die Ordensleute einiges auf die Beine gestellt: Sie betreiben vier Kindergärten mit fast 700 Kindern sowie ein Projekt für 155 Kinder mit Behinderung. „Als wir ankamen, waren einige dieser Kinder an Bäumen angebunden, weil niemand wusste, wie man mit ihnen umgehen sollte“, erinnert sich der Salesianer. Auch eine Berufsschule mit 300 Schülern wurde eingerichtet, in der verschiedene Handwerkskurse angeboten werden. „Weil die Familien kein Geld haben, zahlen sie uns mit Feuerholz und zwei Rollen Toilettenpapier.“

Uganda beherbergt zwei Millionen Geflüchtete

Ein zentrales Anliegen der acht Ordensleute bleibt die religiöse Bildung. Zwar ist der Glaube der Flüchtlinge tief, doch es fehlt vielfach an systematischer Katechese. Trotz ihres großen Engagements, um die Lebensbedingungen zu verbessern, bleibt die Lage kritisch und herausfordernd. Pater Ube erklärt, dass Uganda in einem Monat mehr Flüchtlinge aufnimmt als ganz Europa in einem Jahr. Das Land beherbergt rund zwei Millionen Geflüchtete. Uganda hat ungefähr 45 Millionen Einwohner und die Fläche der alten Bundesrepublik Deutschland. Viele Hilfswerke, die in Uganda tätig waren, hätten sich zurückgezogen, zuerst infolge des Ukraine-Krieges, zuletzt wegen Kürzungen der US-amerikanischen Auslandshilfe.

Doch Pater Ube, seine Mitbrüder und die Schwestern bleiben und kämpfen jeden Tag, den Tausenden Menschen, die von ihnen abhängig sind, Würde, spirituelle Unterstützung und materielle Hilfe zukommen zu lassen. Dabei können sie auf die Unterstützung von „Kirche in Not“ zählen. Seit Jahren fördert das Hilfswerk die Arbeit der Patres mit Mess-Stipendien und die Bildungsarbeit. Aktuell hilft „Kirche in Not“ beim Bau einer würdigen Unterkunft für die Ordensschwestern. Bisher ist das Haus nämlich auch eine Schule und ein Spielplatz für die Kinder.

Text: Kirche in Not

(sig)



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