Weizen ist wichtiger als Spreu - Leserbrief zum Kinder- und Jugendchortag
Dieser Leserbrief zum Artikel „Wir singen unseren Glauben – 1300 Kinder und Jugendliche singen im Regensburger Dom“ (Vilsbiburger Zeitung vom 29.07.2015) hat auch uns erreicht - lesen Sie selbst die Eindrücke eines Besuchers des diözesanen Kinder- und Jugendchortags.
Vor kurzem mussten wir aus den Medien erfahren, dass die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland steigt - immer mehr Menschen würden der Kirche ihren Rücken kehren. Eine Weltuntergangsstimmung wird erzeugt. Verschwiegen wird dabei, warum auch immer, dass die katholische Kirche weltweit allerdings wächst.
Fakt ist, dass die katholische Kirche in Deutschland momentan eine Epoche erlebt, in der sich biblisch formuliert nicht nur „Spreu vom Weizen trennt“, sondern sich auch proportional viel Spreu im Weizen befindet. Für die Kirche ist dies ein schmerzhafter Prozess.
In dieser Stimmung tut es gut, wenn man dann nach Regensburg fahren und ein Kinder- und Jugendchortreffen erleben darf, das Mut für die Zukunft macht. Exakt 1370 Kinder und Jugendliche füllten den Regensburger Dom mit ihren kräftigen und jungen Stimmen mit einer Begeisterung, die Gänsehaut erzeugte. Sie hatten die Oberhand, kannten die Antworten im Gottesdienst und wussten, wie man sich in einer Kirche benimmt. Dass es bei jungen Christen etwas zappeliger abläuft, liegt in der Natur der Dinge. Unser Nachwuchs ist jedoch selbstbewusst, präsent und sprachlich offen für alles: Latein, Englisch, Deutsch – sie singen den Glauben in allen Sprachen.
Die Messe dauerte anderthalb Stunden. Für die jungen Sänger war dies aber nicht zu lang: beim Nachspiel nach dem Schlusslied fielen sie in einen kräftigen Applaus ein und beim Auszug sangen sie immer wieder den Refrain „Cantemus in viis Domini!“ („Lasst uns singen auf den Wegen des Herrn!“). Für die Gottesdienstteilnehmer war dies ein pfingstliches Erlebnis.
Damit so etwas überhaupt möglich ist, bedarf es vieler Faktoren: Eltern, die ihre Kinder im Glauben erziehen, Freude am Singen und schlussendlich Chorleiter, die engagiert und entsprechend unterstützt durch die Pfarrer und ihre Pfarreien die Kinder begeistern können. Durch diese (katechetische) Arbeit wird sehr viel bewirkt. Ich möchte mich daher an dieser Stelle ganz besonders bei der Chorleiterin des Binabiburger Kinder- und Jugendchores, Steffi Hochholzer, und ihren beiden Helferinnen Steffi Erber und Christina Reichelt für ihre wertvolle Arbeit bedanken. Mein Dank gilt auch Diözesanmusikdirektor Dr. Christian Dostal und seinem Team für die Organisation des Kinder- und Jugendchortreffens.
Dankbar bin ich auch unserem Bischof Dr. Rudolf Voderholzer (Augenzeugen wollen ihn mit einem Dauerlächeln während des Gottesdienstes gesehen haben), der durch die Feier der hl. Messe mit unserem Nachwuchs gezeigt hat, wie wichtig sie uns allen sind.
Das Kinder- und Jugendchortreffen hat meiner Meinung nach gezeigt, dass es an der Zeit ist, nicht länger verzweifelt die Spreu nach Weizen zu durchsuchen, sondern sich intensiv um den Weizen zu kümmern.
Wolfgang Priller (Pfarrgemeinderatssprecher in der Pfarrgemeinschaft Binabiburg, Aich und Treidlkofen)