Weihbischof Dr. Josef Graf besucht zum 100-jährigen Jubiläum die Pfarrei St. Sebastian in Falkenstein
Die Pfarrei ist kirchliche Präsenz
Falkenstein, 16. Juni 2024
Pünktlich zum 100. Jubiläum der Pfarrei St. Sebastian präsentiert sich die Pfarrkirche nach einer umfassenden Renovierung in neuem Glanz – eine Punktlandung! Erst am Freitag war die Renovierung abgeschlossen worden und bereits am Sonntag feierte die Gläubigen zusammen mit Weihbischof Dr. Josef Graf das Hundertjährige der Pfarrei St. Sebastian. „Wir müssen als Christen tun, was wir vermögen, aber doch darauf vertrauen, dass Gott am Wirken ist – und auch im Leben der Pfarrei braucht es beides“, betonte er.
Dank gebührt allen Christinnen und Christen, die das Pfarrleben mittragen, den stillen Beterinnen und Betern, die sich aktiv einbringen in das Leben der Pfarrgemeinde: „Gott sei Dank gibt es bei Ihnen auch noch solche Männer und Frauen“, sagte er, „es bedarf des Engagements aller, und so bietet ein Pfarrjubiläum auch einen guten Anlass, allen Dank zu sagen.“
Der heitere blaue Himmel kündigte Festtagswetter an. Viele Familien tummelten sich auf der Straße, die hinauf zur weit hin sichtbaren Burg führt. Touristen, die eigentlich nur die Burg Falkenstein sehen wollten, fanden unvermittelt eine bunte Schar plötzlich vor sich auf dem kleinen Vorplatz der Kirche: die Feuerwehren in Uniform, Landjugend sowie Frauenbund und KAB mit Fahnenabordnungen, zahlreiche Ministranten – und dazwischen Weihbischof Dr. Josef Graf. Der freute sich sichtlich über die vielen Menschen, die bestens gelaunt das Jubiläum der Pfarrei St. Sebastian feiern wollten. Die Kinder des Kindergartens „Santa Maria“, die geduldig vor der Kirche auf den Weihbischof gewartet hatten, sangen für ihn ein Lied und hatten besondere Geschenke dabei: jeweils ein selbstgemaltes Bild unter anderem für Weihbischof Graf, Pfarrer Adolf Schöls und Pastoralreferent Peter Lehner, die sich sichtlich über ihre Präsente freuten.
Zu Beginn des Festgottesdienstes begrüßte Pfarrer Adolf Schöls unter anderem Dekan Ralf Heidenreich, die ehemaligen Pfarrer von Falkenstein, Johannes Gschlößl und Krzysztof Lusawa, die Pallottiner-Padres P. Norbert Lauinger SAC und P. Hermann Weißinger SAC, Diakon Gerhard Falter und die Pastoralreferenten Peter Lehner und Thomas Probst, von der Christusbruderschaft Falkenstein Br. Philippus und S. Marion, darüber hinaus die stellvertretende Landrätin Dr. Johanna Etti, Kirchenpfleger Markus Hahn sowie Pfarrgemeinderatssprechers Holger Radetzky, Bürgermeisterin Heike Fries und die zahlreichen Vereinsabordnungen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst stimmgewaltig und melodisch von den Kirchenchören Falkenstein und Rettenbach, dem Chor San Sebastian, dem Kinderchor Burgspatzen und verschiedenen Instrumentalisten unter der Gesamtleitung von Kirchenmusiker Christoph Aumüller. Weihbischof Dr. Josef Graf überbrachte die besten Grüße von Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer, den er an diesem Jubeltag vertrat. „Umso größer ist meine Freude, dass ich diesen schönen Termin wahrnehmen und das Pfarrjubiläum mit Ihnen feiern darf.“
„Bewahren Sie sich bitte den Glauben“
„Für eine durchschnittliche Pfarrei sind 100 Jahre keine sehr lange Zeit“, sagte der Weihbischof bei seiner Festpredigt. „Verglichen mit einem Menschen wären 100 Jahre fast ein jugendlicher Geburtstag: eine Zeit, in der man volljährig wird und ein bisschen freche und kritische Fragen stellt, ein kritisches Bewusstsein hat“, sagte er und bezog sich auf sein Grußwort in der Festschrift. Das passe nicht schlecht zur gegenwärtigen Lage der Kirche, die ebenso mit kritischen Fragen konfrontiert sei. In der heutigen Zeit zur katholischen Kirche zu stehen – zu Kirche überhaupt, insbesondere aber zur katholischen, das sei nicht leicht. Es habe viel Versagen gegeben in der Kirche, sagte er. „Sie alle, die Gläubigen, müssen das aushalten“, spann er den Bogen, „wenn man heute zur Kirche steht, da wird man nicht immer Verständnis erfahren, vielleicht sogar Spott und Ablehnung ertragen müssen an manchen Arbeitsplätzen oder im Freundeskreis.“ Gerade weil es in der heutigen Zeit nicht leicht sei zur Kirche zu stehen, dankte er den Pfarrangehörigen in Falkenstein insbesondere: „Sie wären jetzt heute nicht hier, wenn Ihnen an der Kirche nichts liegen würde.“ Dann würden sie diesen Sonntagvormittag wohl anders verbringen, fügte er hinzu. „Bewahren Sie sich bitte den Glauben.“
Der Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth gibt die Antwort: „Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein.“ Paulus ging es um zwei Dinge: um die unsterbliche Seele, aber auch um den Leib, der einst auferweckt werden soll. „Also die große ewige Hoffnung des Christen, die Hoffnung auf das ewige Leben.“ Gerade in einer Zeit der „Angefochtenheit“ müsse man sich auf das Grundsätzliche besinnen, betonte er: „Auf eine Hoffnung, die größer ist; eine Hoffnung bewahren wollen, die über diese Welt hinausgeht, auch wenn man uns heute dafür manchmal belächelt. Aber das ist Kern des Christentums.“
In seiner Kindheit, erzählte Weihbischof Graf, habe man – meist zum Namenstag, später erst wurde zum Geburtstag gratuliert – immer einen besonderen Wunsch an den Jubilar gerichtet: „Ich wünsche, dass Du gesund bleibst, dass Du lange lebst und in den Himmel kommst.“ Damit würde man heute fremdeln. „Stellen Sie sich vor, ein Kind gratuliert jemandem und sagt: Ich wünsche dir, dass Du in den Himmel kommst.“ Man würde schmunzeln, so der Weihbischof, und sagen: Naja, etwas später, momentan ist etwas anderes wichtiger. „Aber dennoch: Dieses letzte Entscheidende, diese letzte Perspektive darf uns nicht verloren gehen!“
Die Pfarrei ist kirchliche Präsenz
Aber der Glaube müsse auch „das Hier und Jetzt“ bereichern, unterstrich er, und hoffnungsfroh machen. „Anders gesagt: Der christliche Glaube ist nur echt, wenn er auch wirksam ist in der Liebe.“ Der christliche Glaube müsse, schon von der Heiligen Schrift und vom ganzen Verständnis her, immer wirksam werden in der Liebe. „Dafür braucht es das Miteinander und das Füreinander der Christen vor Gott“, unterstrich er. In einer Pfarrgemeinde wird dieses Miteinander ganz konkret gelebt. Die Pfarrei sei in der katholischen Kirche die wichtigste Ordnungseinheit, die das katholische Leben für die Gläubigen sichtbar macht. „Die Pfarrei verschafft dem Glauben Orthaftigkeit“, sagte er mit Verweis auf „Gemeinsam Kirche sein“, dem Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral (2015) und auf das Schreiben von Papst Franziskus (2013) „Die Pfarrei ist kirchliche Präsenz in einem Territorium, ein Bereich des Hörens des Wortes Gottes, des Wachstums des christlichen Lebens, des Dialogs, der Verkündigung, der großherzigen Nächstenliebe, der Anbetung und liturgischen Feier“. Darum gehe es, betonte Weihbischof Dr. Graf.
Nach dem Gottesdienst fand ein Festzug zur Schule statt, wo anschließend ein Mittagessen mit Musik und Unterhaltungsprogramm auf die Gäste wartet. Für Kaffee und Kuchen sorgen die Ministranten, deren Erlös ihrer Rom-Wallfahrt zugutekommt. Am Nachmittag setzte sich das Festprogramm mit einem Festakt fort. Pfarrer Adolf Schöls, die stellvertretende Landrätin Dr. Johanna Etti, Bürgermeisterin Heike Fries und Kirchenpfleger Markus Hahn hielten Grußworte. Musikalische Umrahmung und ein Kinderprogramm mit der Pfarr- und Gemeindebücherei rundeten den Tag ab.
Die frisch sanierte St. Sebastian-Kirche Falkenstein
Die Sanierungsmaßnahmen umfassten sowohl die Kirche selbst als auch die darin befindliche Orgel. Die Renovierungsarbeiten wurden am Freitag, 14. Juni 2024, erfolgreich abgeschlossen – pünktlich zum Festsonntag am 16. Juni 2024, der bereits im Jahr 2022 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Pfarrei St. Sebastian festgelegt worden war.
Im Inneren der Kirche wurden die Wände und Decken neu getüncht, Risse saniert und der Sockelputz teilweise erneuert. Die Farbgestaltung im Kirchenraum blieb im Wesentlichen erhalten, mit Ausnahme der Apsis und der Fenster, wo eine intensivere Farbgebung gewählt wurde. Die Holzoberflächen der Decken und die Granitoberflächen wurden fachgerecht konserviert. Die Orgel wurde ebenfalls einer gründlichen Reinigung und Sanierung unterzogen. Die bereits 1994 um einige Register erweiterte und mit einem neuen Prospekt ausgestattete Orgel zählt laut Aussage des Orgelsachverständigen Prof. Friedemann Winklhofer zu den bedeutendsten Instrumenten im Bistum Regensburg.
Über die Pfarrei St. Sebastian Falkenstein
Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen der katholischen Pfarrei St. Sebastian markiert den Höhepunkt einer bewegten Geschichte, die von jahrzehntelangem Streben nach Eigenständigkeit, dem Aufbau einer lebendigen Gemeinde und der Anpassung an die Herausforderungen der Gegenwart geprägt ist. Die Ursprünge der Pfarrei St. Sebastian Falkenstein reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als Falkenstein noch zur Pfarrei Arrach gehörte. Seit dem 18. Jahrhundert jedoch träumten die Falkensteiner von einem eigenen Seelsorger und einer eigenständigen Pfarrei. 1740 wurde zwar ein Benefizium errichtet, doch die Kirche blieb weiterhin eine Filialkirche von Arrach. Erst nach dem Ersten Weltkrieg und dank des Einsatzes von Pfarrer Dr. Götz, der Grundstücke für die Pfarrei beschaffte, konnte 1924 die lang ersehnte Eigenständigkeit erreicht werden. Mit der Gründung der Pfarrei St. Sebastian begann eine neue Ära. Unter der Leitung von Pfarrer Josef Heigl, der von 1924 bis 1962 wirkte, entwickelte sich die junge Gemeinde zu einem lebendigen Zentrum des Glaubens und des Dorflebens. Zahlreiche Bauprojekte prägten diese Zeit, darunter der Bau des Pfarrhofs, die Erweiterung der Pfarrkirche und die Errichtung eines Kindergartens. In den letzten Jahrzehnten musste sich die Pfarrei St. Sebastian, wie auch die gesamte katholische Kirche, sinkenden Kirchgängerzahlen und dem Priestermangel stellen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde 2023 die Pfarreiengemeinschaft Falkenstein-Arrach-Rettenbach gegründet. Trotz dieser Herausforderungen blickt die Pfarrei St. Sebastian Falkenstein optimistisch in die Zukunft. Mit der Besetzung der Pfarrstelle durch Pfarrer Adolf Schöls und den Pastoralassistenten Peter Lehner fühlen sich die Gläubigen gut betreut und die Gemeinde lädt alle dazu ein, gemeinsam die Zukunft aktiv mitzugestalten.
Ein besonderes Glanzlicht im Reigen des Jubiläumsjahres ist die Ausstellung „100 Jahre Pfarrei St. Sebastian Falkenstein“, die noch bis 23. Juni im Alten Lokschuppen Falkenstein zu sehen ist. Die Ausstellung beleuchtet die bewegte Geschichte der Pfarrei, präsentiert die Pfarrkirche St. Sebastian und ihre Filialkirchen, würdigt die lange Chortradition und gibt Einblicke in das aktuelle Pfarreileben. Ein besonderer Blick gilt der Zukunft der Pfarrei und ihrer Rolle in der Gemeinde. Lesenswert ist die 240 Seiten starke Festschrift zum 100. Jubiläum, liebevoll und detailliert zusammengestellt von Pfarrsekretärin Rosi Groß und Kirchenmusiker Christoph Aumüller.
Text und Fotos: Sabrina Melis
(jas)