Die 11-jährige Anna Schäffer stand an ihrem Erstkommuniontag unter dem Eindruck eines tiefen religiösen Erlebnisses, als sie Jesus in einem Brief versprach: „Ich will dir Sühne leisten, und wenn du willst, mein Jesus, lass mich ein Sühneopfer werden für alle Unehre und Beleidigungen, welche gegen dich begangen werden.“ Aber was versprach sie da eigentlich? Was genau bedeutet Sühne?
Was sie bedeutet
Sühne
Sühne ist Stellvertretung
Wenn einer lügt, lästert oder klaut, dann verletzt er andere Menschen. Die Sünde schwächt aber auch den Sünder selbst, seine Beziehung zu den Mitmenschen und seine Beziehung zu Gott. Dafür braucht es Heilung: Für die Sünde muss Genugtuung geleistet werden. Buße nennt man es, wenn es um Heilung für die eigenen Sünden geht. Sühne bedeutet hingegen, dass man versucht, Heilung für die Sünden anderer zu bewirken. Der Sühnende tritt mit und in Christus an die Stelle der Bedürftigen.
Arten der Sühne
Ein Fastenopfer oder etwas Unangenehmes ertragen um der anderen willen, das kann eine Form der Sühne sein. Eine andere Art der Sühne ist die der heiligen Anna Schäffer. Sie war krank, litt also schon, und gab ihrem Leiden einen Sinn, indem sie es zu etwas Gutem für andere umwandelte. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Sühnegedanke hilft, Leid ins eigene Leben zu integrieren und mit Sinn zu erfüllen.
Ein folgenreicher Unfall
Denn 9 Jahre nach ihrer Erstkommunion hatte sie einen Unfall, der ihr Leben veränderte. Beim Wäschewaschen wollte sie ein Ofenrohr richten und stieg auf den Rand des Waschkessels. Doch sie rutschte aus, stürzte in die heiße Lauge und zog sich schwerwiegende Verletzungen zu. Bis zu ihrem Tod musste Anna Schäffer Schmerzen ertragen, denn die Wunden an ihren Beinen verheilten nie mehr.
Apostolat des Sühnens
Für Anna Schäffer stellte sich die Frage nach dem Sinn ihres Leidens. Da sie ihm nicht ausweichen konnte, gab sie dem Leiden einen Sinn. Benedikt XVI. sagte in seiner Predigt zu ihrer Heiligsprechung: „Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende. Ihr Apostolat des Betens und des Leidens, des Opferns und des Sühnens sei den Gläubigen in ihrer Heimat ein leuchtendes Vorbild“.