Regensburg 13. Juni 2022
Am 25. Juni 2022 wird Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im Regensburger Dom sieben Diakone zu Priestern weihen. Was ist im Leben eines Priesters wichtig? Auf diese Frage hat Papst Benedikt XVI. 2011 anlässlich seiner Apostolischen Reise nach Deutschland eine Antwort gegeben. In seiner Ansprache bei der Begegnung mit den Seminaristen in Freiburg im Breisgau verwies der Papst mit Bezugnahme auf die Berufung der Zwölf durch Jesus (vgl. Mk 3,14) auf die Paradoxie des Jüngerseins: Wenn die Jünger wirklich mit Jesus sind, dann sind sie immer auch unterwegs zu den anderen, dann müssen sie weitergeben, was sie gefunden haben, dann müssen sie Gesandte sein. „Und umgekehrt, wenn sie rechte Gesandte sein wollen, dann müssen sie immer bei ihm sein“ (Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach Berlin, Erfurt und Freiburg 22.–25. September 2011. Predigten, Ansprachen und Grußworte, herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2011, 111). Als Priester müssen wir zu den Menschen gehen, aber wir können es nur, wenn wir dabei immer bei Christus bleiben. Dieses Miteinander von Sendung und Mit-ihm-Sein zu erlernen, ist ein wesentliches Element des Lebens im Priesterseminar.
Will mich Christus als Priester haben? Die Sendung muss geprüft werden. Wenn mich Christus wirklich will, dann darf ich mich ihm ohne Zögern anvertrauen. In der heutigen Welt, in der menschliche Bindungen zerfallen, wird es immer schwerer zu glauben. Werde ich durchhalten? Wenn mich Christus auf diesem Weg haben will, dann wird er mich in der Stunde der Not stützen. Treue ist möglich, weil Christus „immer da ist, und weil er ... in jeder Stunde uns tragen kann“ (ebd., 112 f). Das Priesterseminar ist auch eine Zeit des Betens, des Hörens auf Christus – im Wort der Heiligen Schrift, im Glauben und in der Liturgie der Kirche. In der Exegese lernen wir viel über die Vergangenheit. Aber noch wichtiger ist, dass wir in diesem Gestern das Heute erlernen, dass wir erkennen, dass Jesus Christus jetzt spricht. Wenn ich mit dem Wort Gottes lebe, dann sehe ich, dass es höchst aktuell ist, dass es mich und die anderen angeht. Ich lerne, es auszulegen; dazu ist ein beständiger innerer Weg mit dem Wort Gottes notwendig. Wir können immer nur im „Wir“ glauben. Der Glaube kommt vom lebendigen Wort, vom Zuspruch der anderen, vom Zuspruch der Kirche in allen Zeiten.
Zur Einübung ins Priestertum gehört auch das Studium. Der Glaube ist nicht eine „Gefühlsnebenwelt“, sondern „er ist das, was das Ganze umgreift und ihm Sinn gibt und es deutet und ihm auch die innere ethische Weisung gibt: dass es auf Gott hin und von Gott her verstanden und gelebt sei“ (ebd., 115). Deshalb ist es wichtig, kritisch mitzudenken und dazu beizutragen, dass uns im Denken das Licht Gottes erleuchtet. „Studieren ist wesentlich: Nur so können wir dieser Zeit standhalten und in ihr den Logos unseres Glaubens verkünden“ (ebd.).
Prof. Dr. Josef Kreiml
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