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Wallfahrt auf dem Eggenberg mit Bischof Rudolf

Warum Jesus einen Betrüger lobt

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Ensdorf, 18. September 2022

Am Wochenende eröffnete Bischof Rudolf Voderholzer das Eggenbergfest, mit dem der beliebte Reigen der Bergkirchweihen im Kreis Amberg-Sulzbach alle Jahre seinen Abschluss findet. Trotz Dauerregens kamen die Pilger zahlreich zur Bergfesteröffnung an der idyllisch in die Natur eingebetteten Wallfahrtskirche am Eggenberg. Das Kirchlein ist den Vierzehn-Nothelfern geweiht und feiert traditionell am dritten Sonntag im September sein Patrozinium. Bischof Rudolf Voderholzer beging die Eröffnung des kleinen, aber feinen Bergfestes am Eggenberg mit einem Pontifikalgottesdienst am Freialtar. Pfarrer Slawomir Niemczewski von den Salesianern Don Bosco, der die Pfarreiengemeinschaft Ensdorf, Rieden und Vilshofen als Seelsorger betreut, feierte mit dem Bischof als Konzelebrant die Heilige Messe. Der Gottesdienst wurde musikalisch von der Don-Bosco-Blaskapelle gestaltet.

 

Blaskapelle in Eggenberg

Jesus lobt Klugheit und Zielstrebigkeit

Bei seiner Begrüßung ließ Bischof Voderholzer wissen, dass er beim Don-Bosco-Fest heuer im Sommer in Ensdorf vom Eggenbergfest erfahren habe. Er sei bestrebt, die Bergfeste in der Diözese soweit als möglich alle zu besuchen. Bischof Rudolf verwies zu Beginn des Pontifikalgottesdienstes auf die Segnung der neu sanierten Kreuzwegstationen im Anschluss. Für die Sanierung dankte er dem Heimat- und Kulturverein Ensdorf, der mit der Reinigung und Restaurierung einen hiesigen Künstler beauftragt hatte. Die Kosten in Höhe von 800 Euro habe der Verein dankenswerter Weise übernommen. In seiner Predigt ging Bischof Voderholzer auf das Evangelium vom ungerechten Verwalter ein. Man wundert sich, dass Jesus einen solchen Schurken als vorbildlich hinstellt. Bischof Rudolf betonte, dass Jesus die Geschichte nicht erfunden habe, sondern dass sie auf tatsächliche Begebenheiten basiere. Wäre diese Geschichte heute passiert, wäre folgende Schlagzeile in der Bildzeitung denkbar, so der Bischof: „Mann lässt Schuldscheine im großen Umfang fälschen und fügt Unternehmer Schaden in Millionenhöhe zu“. Der Verwalter habe schlecht gewirtschaftet, der Dienstherr räumt noch eine kurze Bleibefrist ein. Der Verwalter geht in sich und gesteht sich ein, dass er zum Arbeiten nichts taugt, sich aber schämt, zu betteln. Daraufhin lässt er die Geschäftspartner selbst ihre Schuldscheine fälschen und schenkt ihnen damit die Hälfte ihrer Schulden. Damit machten sie sich erpressbar und verpflichten sich, für seine Versorgung nach einer Entlassung zu sorgen. „Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit Ihresgleichen klüger, als die Kinder des Lichts“, zitierte Bischof Voderholzer aus dem Evangeliumstext. Er betonte, dass Jesus nicht den Verwalter für sein Vergehen an sich lobe, sondern dessen Klugheit und Zielstrebigkeit.

Bischof Rudolf mit einem Weihrauchfass

Bischof Rudolf segnete die sanierten Kreuzwegstationen auf dem Eggenberg.

Fragen zur Erforschung des eigenen Gewissens

Die Kinder dieser Welt verfolgen zielstrebig ihre Interessen. Das seien jene, die die Taufe empfangen hätten und aus ihrem Glauben Hoffnung und Orientierung schöpfen könnten, machte Bischof Voderholzer deutlich. Die Kinder des Lichts seien weit nicht so zielstrebig wie die Kinder dieser Welt. Das Gleichnis habe man in der Tradition der Kirche so gedeutet, dass alle vor dem jüngsten Gericht einmal Rechenschaft darüber ablegen müssten, was wir Gutes mit unserem Geld getan hätten. Weiter wies Bischof Rudolf darauf hin, dass in der klassischen Tradition der Deutung dieses Gleichnisses, sich die Zielstrebigkeit und die Klugheit des Gauners sich nicht nur auf den Umgang mit Geld beziehen, sondern auch auf andere Glaubensaspekte. Dazu warf er mehrere Fragen zur Gewissenerforschung auf: Wie viel Zeit verwende ich für mein Äußeres und wie viel für die Schönheit meiner Seele? Was tue ich für meine berufliche Bildung und was für meine Fortbildung im Glauben und für meine tragende christliche Existenz? Was tun wir, um unseren christlichen Glauben zu vermehren und wo legen wir Zeugnis für unseren Glauben ab? Wo können und müssen wir zielstrebiger und klüger handeln, wenn es darum geht, sich im Glauben fest zu machen? „Wir haben einen wunderbaren Glauben und damit eine Trostbotschaft für die ganze Welt. Wir haben als Christen den Gebetsauftrag für alle Menschen, um diesen den Weg zum Heil zu zeigen“, betonte Bischof Rudolf Voderholzer zum Abschluss seiner Predigt.

Kreuzwegsstation

Jetzt sehen die Stationen des Kreuzweges wieder ansehnlich aus.

Ein schöner Ausdruck unseres Glaubens sei das Eggenbergfest rund um die Kirche, die den Vierzehn-Nothelfern geweiht sei, die wir in allen Lebenslagen um Hilfe und Beistand bitten können, machte Bischof Rudolf bewusst. Im Anschluss an den Festgottesdienst segnete er die neu sanierten Kreuzwegstationen in Begleitung der Gläubigen. Danach spielte die Don-Bosco-Blaskapelle zum Frühschoppen auf. Ensdorfer Vereine sorgten mit Grillspezialitäten für das leibliche Wohl der Pilger, die dem Regen trotzten.

Text und Fotos: Adele Schütz/jas



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