„Von Maria an der Hand nehmen lassen“ – Weihbischof Dr. Graf zelebrierte in der tschechischen Wallfahrtskirche Maria Kulm
„Maria Kulm liegt in der Mitte Europas, Maria ist im Herzen Europas“, lautet der Leitspruch des Fördervereins der Wallfahrtskirche Maria Kulm, wo am vergangenen Sonntag neben dem Patrozinium auch der 20. Egerländer Gebetstag gefeiert wurde. Hauptzelebrant war der Regensburger Weihbischof Josef Graf, der von Helmut Eikam, Vertriebener, Großmeister des Laienordens der Ritter vom Kreuz mit dem roten Stern und Vorsitzender des Fördervereins der Wallfahrtskirche, „sozusagen in der Heimat“ begrüßt wurde. Denn Maria Kulm gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg zum Bistum Regensburg. Heute könne Maria Kulm „als Beispiel dafür, dass zwei Völker mit lang zurückreichender gemeinsamer Kultur auch nach einem Jahrhundert schwerster gegenseitiger Verletzungen wieder zueinander finden können“ ein Bindeglied für ganz Europa sein, sagte Eikam und betonte die Verbindung zwischen der geografischen Mitte in Europa und der spirituellen, glaubensbetonten Mitte.
Von Maria an der Hand nehmen lassen
Letzteres nahm Graf in seiner Predigt, die vom Franzensbader Museumsdirektor Štěpán Karel Odstrčil auf Tschechisch übersetzt wurde, auf. „Weil Maria im Herzen Europas ist, können wir uns von ihr an die Hand nehmen und zu ihrem Sohn führen lassen“, begann er seine Predigt und erzählte eine Anekdote über den russischen Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski, der in Dresden immer wieder Raffaels Gemälde der Sixtinischen Madonna betrachtet habe mit der Begründung, „ich schaue auf Maria, um nicht an den Menschen zu verzweifeln“. Maria ist frei von Erbsünde und Beweis dafür, dass „das Drama des Menschseins gut ausgehen kann“. Darum gehe es an Maria Himmelfahrt, als Tag, an dem Maria als erster Mensch mit Leib und Seele in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen wurde. „Wo der Himmel ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass wer nicht an ihn glauben kann, mehr in Gefahr ist, depressiv zu werden“, zitierte Graf den bekannten Psychiater Karl Gustav Jung. Heute übliche Geburtstagswünsche beziehen sich auf Gesundheit und langes Leben. Dabei sei der in seiner Kindheit noch verbreitete dritte Wunsch „dass du in den Himmel kommst“ verloren gegangen, bedauerte Graf, nun werde die Gesundheit zur Ersatzreligion. „Christen wollen natürlich auch gesund bleiben und lange leben, aber sie haben zusätzlich die größere Perspektive der Hoffnung auf den Himmel“, schloss der Prediger, „deshalb schauen auch wir auf Maria und müssen nicht an den Menschen verzweifeln“. Spontan segnete er mitgebrachte Kräuterbuschen.
Wallfahrtskirche Maria Kulm überstand die Zeit des Kommunismus
Während die von Christoph Dientzenhofer 1690 bis 1697 erbaute Wallfahrtskirche im Innern bis auf das Hochaltarbild, einige Figuren und Deckengemälde dank des Wirkens des Fördervereins bereits in großen Teilen restauriert ist, wird der Zahn der Zeit, der vor allem während des Kommunismus an den barocken Bauwerken nagte, an Außenfassade und Kreuzgang sehr deutlich. Es sei schon einiges getan worden, seit er vor vier Jahren mit einer Oberpfälzer Wallfahrt in Kulm war, stellte der Weihbischof fest. Dass sie überhaupt die Zeit des Kommunismus überstand, sei den Pröpsten des ritterlichen Ordens vom Kreuz mit dem Roten Stern, namentlich Method Haban, Dominik Duka, dem heutigen Erzbischof von Prag, Jiří Kopejsko und dem derzeitigen Propst Milan Kucera, die den Ort schützten und mit eigenem körperlichen Einsatz wieder aufbauten, zu danken, erklärte Eikam. Große Verdienste hat sich auch Fördervereinsgründer Josef Döllner erworben, der damals über den Eisernen Vorhang hinweg sein politisches und wirtschaftliches Netzwerk nutzte, um Maria Kulm zu erhalten.