Vollendung der Domtürme vor 150 Jahren: 300 Mitwirkende verwandeln Mahlers Auferstehungssymphonie in perfekte Verkündigung
So feiert Regensburg den <link internal-link domtürme>150. Jahrestag der Fertigstellung der Domtürme. Mitwirkende an diesem Abend waren Betsy Horne (Sopran), Olla von der Damerau (Alt), der Chor der Universität Regensburg, der Chor der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik sowie das Symphonieorchester der Universität Regensburg. An der Orgel spielte Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber, am Dirigentenpult stand Arn Goerke. Rund 300 Künstler und Künstlerinnen erfüllten den Baukörper des Doms, aber auch das vor allem geistliche Bauwerk des Doms mit Musik.
Sterben werd ich, um zu leben: Doch bevor Orchester, Chor und Solisten ihre Noten in wunderschöne Musik verwandelten, richtete Bischof Dr. Rudolf Voderholzer geistliche Worte an die Zuhörer sowie Dankesworte an alle Ausführenden. Die Auferstehungssymphonie passe hervorragend in die Kathedrale Sankt Peter mit ihren vor 150 Jahren fertiggestellten Domtürmen, sagte Bischof Rudolf. Das gelte formal wie inhaltlich. Beide Kunstwerke haben eine lange Entstehungsgeschichte hinter sich, auch seien für Gelingen und Vollendung beider Kunstwerke zahlreiche Mitwirkende notwendig. Doch noch viel evidenter als diese formalen Parallelen seien die inhaltlichen, führte Bischof Rudolf weiter aus. Im Dom werden jeden Tag Tod und Auferstehung Jesu gefeiert. „Der Tod ist nicht das Ende für die Christen. Dreh- und Angelpunkt des Christentums ist die Feier der heiligen Eucharistie. Dieses Thema dürfen wir nun mit Mahlers Musik in einer Variation erleben. Seine Musik wird uns in der Hoffnung auf ein ewiges Licht, auf einen Tag, der keinen Abend mehr kennt, bestärken.“
„Aufersteh´n, ja aufersteh´n wirst du“: Während der erste Satz von Mahlers Symphonie ganz klar Tod und Trauer thematisiert mit seinen Tremoli bei den Streichern, den harschen und melancholischen Motiven in den Stimmgruppen Cello und Kontrabass, zeigt sich der zweite Satz überraschend verspielt und erhält durch die Harfe ein ungewöhnliches Klangbild. Das Orchester zeigte sich bereits in diesen ersten beiden Sätzen vollkommen konzentriert und stellte Virtuosität und technisches Können auf hohem Niveau vor. Der dritte Satz der Auferstehungssymphonie bedient sich thematisch am Lied „Des Antonius von Padua Fischpredigt“ und gleicht in seinem Aufbau einem Scherzo. Auch hier gelang es dem Orchester hervorragend, die richtige, hier leicht ironische Stimmung wiederzugeben. In diesen ersten drei Sätzen wird deutlich, wie sehr die großen Themen Tod, Zweifel, Sinn und Wahrheit den Komponisten zur damaligen Zeit bewegt haben. Im vierten Satz, betitelt mit „Urlicht“, wird hingegen die Richtung, in die es im Laufe der Symphonie hingehen wird, aufgezeigt. Vollkommen unvermittelt erklingt das Altsolo – großartig gesungen von Okka von der Damerau. Zum ersten Mal ist eine menschliche Stimme inmitten der Instrumentalmusik zu vernehmen. Erst leise noch, doch dann im fünften Satz, im Finale, wird sich das ändern. Nachdem ein isoliertes Fernorchester, bestehend aus Hörnern, Trompeten, Becken, Pauke und Trommel bereits das Jüngste Gericht verkündet hat, erklingen nach und nach Chor und Solisten mit dem Ewigkeitsmotiv „Aufersteh´n wirst du“. Spätestens hier war jeder Zuhörer gut beraten, die Anfangsworte des Bischofs zu beherzigen und den Blick nach oben in den Himmel der Kathedrale und die bunten Glasfenster zu richten. Beinahe schon abgeklärt erschien der letzte Satz im perfekten Zusammenspiel von Solisten, Chor und Orchester, die Dirigent Arn Goerke gut anleitete. Der Dom war wirklich der völlig richtige Ort für eine solch erhabene Musik.
Tosender Applaus brach nach dem Finale sofort los, ja sogar noch während der Taktstock des Dirigenten regungslos in der Luft verharrte. Ein kleiner Faux pas des begeisterten Publikums, der sofort verziehen war. Bischof Rudolf war übrigens mit unter denen, die sich erhoben, um den Ausführenden Beifall zu bekunden. Dem Bischof hat das Konzert ganz besonders gut gefallen. Weitere Konzerte dieser Art und an diesem sakralen Ort seien schon in Planung, verriet er. „Was für ein tolles Haus“, bemerkte auch Altistin Okka von der Damerau, als sie freudestrahlend Bischof Rudolf die Hand schüttelte: „Es ist so wunderschön, hier an diesem Ort Musik zu machen.“ Sie muss es wissen. Immerhin hat sie bereits in den ganz großen Häusern gesungen. Nun ist auch der Regensburger Dom mit seinen beiden Türmen unter ihnen.