News Bild „Versuchung ist etwas anderes als das dritte Haferl Glühwein“ – Bischof Rudolf feiert Gedenktag des seligen Berthold

„Versuchung ist etwas anderes als das dritte Haferl Glühwein“ – Bischof Rudolf feiert Gedenktag des seligen Berthold

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Am 14. Dezember feiert die Kirche den Gedenktag des seligen Berthold. Das Grab des bedeutenden Predigers im Mittelalter und Mitglied des Minoritenordens befindet sich in der seit rund 200 Jahren profanierten Minoritenkirche am östlichen Rand der Regensburger Altstadt. Ihm zu Ehren feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit den Gläubigen ein abendliches Pontifikalamt. Der Reliquienschrein des seligen Berthold war dazu eigens aus der Bischofsgruft im Dom St. Peter in die Minoritenkirche gebracht worden.

 

Wir brauchen Menschen, die uns Mut machen

"Versuchung ist etwas anderes als die Tafel Schokolade oder das dritte Haferl Glühwein", betonte Bischof Rudolf in seiner Predigt. Versuchung sei vielmehr das drohende Irre-werden im Glauben angesichts einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft, angesichts eines scheinbaren Desinteresses vieler Menschen an Gott, eines sich Begnügens so vieler mit vordergründigen Antworten und einer Weihnachtsfeier ohne Christus. "Im Vaterunser-Gebet bitten wir darum, dass wir nicht in die Situation gebracht werden, dadurch selbst im Glauben irre zu werden", so Bischof Voderholzer. Gerade in dieser Situation brauche es Menschen, wie Johannes den Täufer, den seligen Berthold und viele andere, die uns trösten, Mut machen und treu im Glauben vorangehen. Die uns vorleben und zeigen, dass der Einsatz für die Ehre Gottes und die Gerechtigkeit zwischen den Menschen alle Mühe wert sind und - trotz mancher scheinbaren Vergeblichkeit - ihren Lohn schon in sich tragen.

Ist er es, oder ist er es vielleicht doch nicht?

Auch Johannes der Täufer, dem sich das Tagesevangelium widmete, war der Versuchung ausgesetzt, erklärt der Regensburger Bischof. Mit den Worten "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt", verwies er auf Jesus als den ersehnten Messias. Sein Vertrauen in Gott wird aber auf eine ernste Probe gestellt: Er beginnt zu zweifeln, ob er den richtigen angekündigt hat. Ist er es, oder ist er es vielleicht doch nicht? Hat er die Menschen in die Irre geführt? Johannes wird dadurch in eine schere Lebenskrise gestürzt. Die Bibel nennt das auch "peirasmos", Versuchung. Und Johannes muss erleben: Wer es mit Gott zu tun bekommt, wer sich ganz auf ihn einlässt, muss sich auf Prüfungen gefasst machen, muss gegebenenfalls damit rechnen, dass ihm alle Sicherheiten aus der Hand geschlagen werden, dass ihm jegliches Erfolgserlebnis genommen wird. Jesus signalisiert dem Johannes: Deine Verheißungen haben nicht getrogen, sondern sie sind noch bei weitem übertroffen worden. Jesus kommt ihm in seiner Glaubensprüfung stärkend und klärend zu Hilfe. Verschlüsselt sagt er ihm: "Johannes: Dein Lebenszeugnis war und ist nicht umsonst", so Bischof Rudolf Voderholzer.

Seliger Berthold von Regensburg

Wohl um 1210 in Regensburg geboren, trat Berthold im Jahre 1226 in das Franziskanerkloster der sogenannten "Minderen Brüder" ein. Hunderte, gar tausende Zuhörer nennen die Chronisten bei den Predigten des seligen Berthold von Regensburg, der sich als wortgewaltiger und weitgereister Prediger einen Namen machte. Von Berthold sind rund 400 lateinische und rund 70 mittelhochdeutsche Mitschriften von Predigten in ganz Europa überliefert. Die Volkspredigt war, in Zeiten, in denen nur wenige Menschen des Lesens und Schreibens mächtig waren, sozusagen ein Massenmedium. Er verstarb wohl am 13. oder 14. Dezember 1272 in Regensburg und wurde in der Minoritenkirche im südlichen Seitenschiff beigesetzt.

Im Zuge der Klosterauflösung vor rund 200 Jahren im Rahmen der Säkularisation wurde seine Grabplatte in einem Privathaus verbaut, im Jahre 1862 wiederentdeckt und dann im Domkreuzgang platziert. Seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ist das Stadtmuseum in Kirche und ehemaligen Kloster untergebracht. Bertholds Grabplatte hat heute ihren Platz wieder zentral im Chorraum der Kirche. Dort wurde auch die Gedenkmesse für ihn gefeiert. Jeweils zur jährlichen Gedenkmesse werden seine sterblichen Überreste, die ansonsten in einem Holzschrein in der Bischofsgruft des Domes aufbewahrt werden, neben dem Messaltar in der Minoritenkirche platziert.



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