„Verschenkende Liebe als Zeichen der Gnade Gottes“
(pdr) Anlässlich des ersten Jahrestages der Seligsprechung von Paul Josef Nardini hat Bischof Gerhard Ludwig Müller am vergangenen Sonntag im vollbesetzten Regensburger Dom eine Pontifikalvesper gefeiert. Rund 300 Mallersdorfer Schwestern waren aus diesem Anlass in den Hohen Dom St. Peter gekommen.
In seiner Predigt ging Bischof Gerhard Ludwig auf die Vorbildfunktion von Heiligen und Seligen ein, an denen sich die Gläubigen orientieren können, da diese „uns wie Leitsterne den siegreichen Weg zur Gnade Gottes weisen“. Auch Paul Josef Nardini sei so ein Leiststern gewesen, dessen Wirken vor dem Hintergrund der Widerstände des 19. Jahrhunderts als wegweisend für alle Christen gelte. Obwohl dem Ordensgründer selbst in jungen Jahren kaum Liebe entgegengebracht wurde, sei Nardini „durch den Einfluss der Gnade Gottes den Weg gegangen, der die verschenkende Liebe zu seinem Zeichen gemacht hat“. So habe er „einen Beitrag für die Weitung des Reiches Gottes gerade für die Welt geleistet, in der wir leben“, so der Bischof weiter.
Die Mallersdorfer Schwestern ermunterte Bischof Gerhard Ludwig, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und sich weiterhin am Beispiel des Gründervaters zu orientieren. Tausende Ordensschwestern hätten in den vergangenen Jahrzehnten durch ihr Wirken nach dem Beispiel Nardinis „Christi Licht in die Dunkelheit des Lebens gebracht“. Der Bischof zeigte sich voller Hoffnung, dass sich auch in der heutigen Zeit junge Menschen fänden, in denen die „zarte Pflanze der Berufung“ wachse und die sich nicht von dem in der Gesellschaft gängigen Vorurteil abschrecken ließen, ein Leben nach den Evangelischen Räten Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit führe zu einem Selbstverlust. Vielmehr sei diese vollkommene Hingabe an Gott ein Zeichen dafür, den Sinn des Lebens auf höheren geistigen Werten aufzubauen.
Der Pfälzer Seelsorger und Ordensgründer Dr. Paul Josef Nardini wurde am 22. Oktober 2006 von Friedrich Kardinal Wetter, der als Legat des Heiligen Vaters fungierte, im Dom zu Speyer selig gesprochen. Nardini, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Priester in Pirmasens wirkte, galt als herausragender Seelsorger und sozialer Vorkämpfer in der Zeit der beginnenden Industrialisierung. Um der Not und dem Elend entgegenzuwirken, gründete er 1855 die Schwesterngemeinschaft der „Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“ (Mallersdorfer Schwestern). Noch bis zum 4. November ist im nördlichen Seitenschiff des Doms die Ausstellung „Paul Josef Nardini. Sozialreformer, Seelsorger, Ordensgründer“ zu sehen.