„Unsere Zukunft liegt nicht im Egoismus, sondern in der Liebe zu Gott und den Menschen“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert mit der Pfarrei Ursulapoppenricht den 200. Jahrestag der Gründung
Zu ihrem 200-jährigen Bestehen besuchte Bischof Gerhard Ludwig Müller die rund 1000 Katholiken zählende Pfarrei Ursulapoppenricht. Mit einem feierlichen Pontifikalamt und dem anschließenden Pfarrfest wurde der Wiedererrichtung der Pfarrei am 10. Oktober 1808 gedacht.
Nach längerer Zugehörigkeit zu Gebenbach wurde die Pfarrei Ursula-Poppenricht vor zweihundert Jahren wieder zur selbständigen Pfarrei erhoben. Dass dies gelang, war umso erstaunlicher in Anbetracht der politischen Lage, die damals das kirchliche Leben erschütterte.
Darauf nahm auch der Regensburger Oberhirte in seiner Predigt Bezug. „Der große Herrscher Napoleon war auf dem Höhepunkt seiner Macht, die Kirche lag am Boden“, fasste der Bischof die Situation zur Zeit der Pfarreigründung zusammen. „In den Augen der Aufklärung standen Glaube und Kirche dem Fortschritt und der Wissenschaft nur im Wege.
Man war der Meinung, mit militärischer Macht könne man die ganze Welt beherrschen,“ charakterisierte der Regensburger Oberhirte die Verhältnisse nach der Französischen Revolution. „Die Menschen waren nur Material und Kanonenfutter.“ Dann zeigte er Parallelen zur heutigen Zeit auf: Die Finanzkrise, die jeden von uns einholen werde, zeige, dass die Gier nach Geld und Macht ohne Rücksicht auf andere zugleich eine Krise des materialistischen Verständnisses unserer Gesellschaft sei.
Es herrsche die Meinung vor, mit der Kirche gehe es abwärts, sie solle sich an dieses materialistische Weltbild anpassen. „Doch eine Gesellschaft, die nur aus Egoisten besteht, wird zusammenbrechen. Unsere Zukunft liegt nicht im Egoismus, sondern in der Liebe zu Gott und den Menschen. Die Liebe bleibt“, betonte Bischof Gerhard Ludwig Müller.
Während damals mit Kriegen und Militärmacht Menschen ausgebeutet wurden, werde dies heute mit bestimmten Medien und Meinungsmache getan. Umso wichtiger sei es, folgerte Bischof Gerhard Ludwig Müller, „dass wir unsere Hoffnung auf Jesus Christus setzen und auf ihn bauen.“ Dies fordere eine bewusste Entscheidung, „Gott zu lieben und ihn in die Mitte unseres Lebens zu stellen“, ermutigte der Regensburger Oberhirte seine Zuhörer. Er selber habe im Alter von 14 Jahren noch einmal bewusst Ja gesagt zu Christus und seiner Kirche. Dies und sein Dienst als Ministrant hätten ihn dazu geführt, „alles auf eine Karte zu setzen“ und Priester zu werden. Die Grundlage dafür, so der Bischof, sei: „Nicht auf menschliche Macht, sondern auf göttliche Liebe ist in unserem Leben Verlass“.
Nach dem Pontifikalgottesdienst wurden in der Pfarrkirche Ansprachen von Dekan Martin Hellauer, stellvertretendem Landrat Richard Gaßner, Bürgermeister Hans Kummert und Pfarrgemeinderatssprecherin Petra Stauber gehalten. Beim anschließenden gemütlichen Zusammensein im Pfarrsaal mit Bewirtung überreichte Kirchenpfleger Helmut Janner eine von ihm selbst verfasste Chronik über die Geschichte der Pfarrei Ursulapoppenricht, außerdem einen Scheck über 700 Euro aus der Pfarrkollekte für das Bolivien-Projekt des Regensburger Bischofs.