Unsere Pfarrei des Monats: St. Josef Marktredwitz
Der Zusammenhalt bei uns ist sehr gut
Marktredwitz, 13. Januar 2023.
„Unsere Pfarrei des Monats“ geht heute zum Wochenende weiter mit St. Josef Marktredwitz. Pfarrer Stefan Langer stand für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung:
Zur Pfarrei St. Josef in Marktredwitz gehören 3400 Gläubige. In der 17.000-Einwohner-Stadt in Oberfranken gibt es außerdem die Pfarrei Herz Jesu. So sind knapp ein Drittel der Einwohner der „Einkaufsstadt“ (Eigenbezeichnung) Katholiken und Katholikinnen. Aber beinahe noch wichtiger als Zahlen sind Aussagen wie die von Pfarrer Stefan Langer, der mit Blick auf „seine“ Pfarrei St. Josef sagt (er wirkt schon seit vielen Jahren dort, also muss er es wissen): „Der Zusammenhalt bei uns ist sehr schön und sehr gut.“ Sagt‘s und fügt an: „Bei uns gehen die Menschen in die Kirche, die schon immer gerne in die Kirche gehen.“
Fast wie vor Corona
Im Gegensatz zu anderen Landstrichen, zumindest in früheren Jahren, gebe es in „Rawetz“, wie die Gemeinde bekanntlich in der Mundart bezeichnet wird, „kein Sozialgefüge und keinen Sozialdruck“. Überhaupt ist Pfarrer Langer nicht zum Klagen aufgelegt, was sich erweist, wenn er etwa sagt: „Bei uns gehen etwas weniger Gläubige regelmäßig in die Kirche als in anderen Teilen der Diözese. Aber ihre Zahl ist bei uns konstant.“ Überhaupt: Der Besuch der Rorate- und Familiengottesdienste liege schon fast wieder bei dem Besuch „vor Corona“.
Caritassozialstation und Kindertagesstätten
Der Pfarrer erhielt 1995 das Sakrament der Priesterweihe und war sodann in Weiden Herz Jesu sieben Jahre lang als Kaplan eingesetzt. Er stammt aus Kemnath Stadt, wenngleich er im schwäbischen Günzburg geboren wurde. Im „Diaspora-Gebiet“ der Diözese Regensburg (ist das eigentlich noch Diaspora, bei 30 Prozent Katholiken und 34 Prozent Protestanten? wohl wegen der protestantisch-kulturellen Prägung) hat S. Langer buchstäblich viel zu tun. Er trägt Verantwortung für nicht weniger als 74 Angestellte, die sich in der Hauptsache auf die große Caritassozialstation und zwei Kindertagesstätten verteilen.
Glück mit den Angestellten
Kein Grund zur Klage! Der Pfarrer ist vielmehr froh, dass ihm fähige Leute zur Hand gehen und auch stehen. Er habe schlicht „Glück mit den Angestellten“, erklärt Langer. Zur Pfarrei gehört der älteste Kindergarten in Marktredwitz. Er wurde vor 118 Jahre gegründet, und zwar als „Kinderbewahranstalt“. Lange prägten die Mallersdorfer Schwestern die Pfarrgemeinde und somit auch die Stadt geistlich und sozial. Der Pfarrer ist heute vor allem froh, dass in den Kindertagesstätten eine katholische Sozialisation vonstatten geht. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist selbstverständlich in Marktredwitz: In beiden Einrichtungen werden die Gottesdienste gemäß dem Kirchenjahr gefeiert und gestaltet.
Junge Menschen kommen zurück
Lichtblicke für einen Pfarrer und somit für die Kirche? Es tut sich etwas in der Sozialstruktur der Gesellschaft, was Auswirkungen auf die Sakramentenspendung hat. Als Langer kam, standen „fast nur Beerdigungen bei fast keinen Taufen“ an. Nun aber seien die Taufen deutlich im Ansteigen begriffen. Demnach gab es Zeiten mit 7 Taufen und 59 Beerdigungen im Jahr. „Das ändert sich.“ 2022 nämlich stehen 57 Beerdigungen 16 Taufen gegenüber. Wichtiges oder doch nicht zu übersehendes Detail: „Dritte Kinder“ werden vermehrt getauft. Und entgegen der Malaise, dass für Verbände (etwa den Frauenbund) das „Mittelalter“ fehlt, ist der Trend unverkennbar, dass junge Menschen nach der Ausbildung verstärkt bleiben oder zurückkehren.
Theresienkirche nach der Kaiserin
Dabei haben St. Josef und die breite Rückkehr des Katholizismus nach „Rawetz“ im 18. Jahrhundert ihre ganz eigene Geschichte. Als der Ort damals durch eine Art Tauschverfahren nach Österreich gehörte, kamen katholische Soldaten in die Stadt. Kaiserin Maria-Theresia bestand auf dem Patrozinium der älteren Theresienkirche, welche bis heute an die Rückkehr der Katholiken – auch über Marktredwitz hinaus – erinnert.
Eben auch zum geistlichen Tun
Zurück zur Gegenwart, denn auch sonst gibt es einige Verschiebungen, von denen zu berichten ist. In die Einkaufsstadt (im Gegensatz zu Wunsiedel, der „Beamtenstadt“) pendeln Gläubige zum Einkaufen und eben auch zu geistlichem Tun. „Oft kommen sie zum Gottesdienst und sie sind durchaus auch beim Pfarrfest da.“
Kein „riesiges“ Pfarrfest
Wie Pfarrer Langer gesagt hat: „Der Zusammenhalt ist immer schon sehr schön.“ Und: „Die da sind, sind sehr gerne da; immer auf etwas niedrigerem Diasporaniveau.“ Höhepunkte im Jahr der Pfarrei sind ganz klassisch und ohne Ablenkung Ostern und Weihnachten. Es gibt kein überdimensioniertes (Langer: „riesiges“) Pfarrfest. Fronleichnam wird im Wechsel mit Herz Jesu begangen. Josephi fällt zuallermeist in die Fastenzeit, sodass sich mit Blick auf das Patrozinium keine „allzu üppige Feier“ anbietet, weiß Pfarrer Langer.
Gutes Verhältnis zur politischen Gemeinde
Und so tun sie also gewissenhaft ihren Dienst: Pfarrer, Gemeindereferentin Christine Hecht, Büroleiterin Karin Hollmann (die viel zu tun hat, denn sie bearbeitet die Anliegen Punkto Kindergärten) und der hauptamtliche Organist Berthold Strahl. Das Verhältnis zur politischen Gemeinde ist durchweg gut, viel Berührung ergibt sich – klarer Fall – durch die Kindertagesstätten. Auch zu Stadträten gibt es gute Beziehungen.
Innenraum der Kirche erstrahlt
Der Pfarrgemeinderat ist rührig. Aus ihm heraus läuft das Projekt Kirchencafé, das zweieinhalb Jahre geschlossen war, und das Projekt der „Josefsnacht“, bei der der Innenraum der Kirche – Baujahr 1895 – in beeindruckenden Farben erstrahlt. Ja, das läuft „alles jetzt wieder an“, sagt Pfarrer Stefan Langer, der, nach Eindruck und Lage, recht gerne in „Rawetz“ ist.
Prof. Dr. Veit Neumann / Bilder: Pfarrei St. Josef Marktredwitz