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Zur Neuigkeit
Die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils
Kirche in der Welt von heute
Regensburg, 20. August 2025
Vor bald 60 Jahren – am 7. Dezember 1965 – hat das Zweite Vatikanische Konzil seine Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute „Gaudium et spes“, also „Freude und Hoffnung“, veröffentlicht. Dieser grundlegende Text des Konzils hat in den Jahrzehnten danach eine breite Aufnahme und eine große Wirkung in der Kirche entfaltet. Es lohnt sich, die Frage zu stellen, welche Inspirationen von der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute „Gaudium et spes“ im neuen Jahrhundert ausgehen können.
Die Konzilsväter haben den Auftrag erteilt, die „Zeichen der Zeit“ zu erforschen. In welcher grundlegenden Situation befindet sich der Mensch? Wie kann seine Würde geschützt werden? Worin besteht seine ethische Verantwortung? Neben diesen grundsätzlichen Fragen hat „Gaudium et spes“ auch wichtige Einzelfragen aufgegriffen: Wie können Ehe und Familie geschützt werden? Was gilt für die Bereiche von Wirtschaft, Politik und Kultur? Wie steht es um den Frieden und die Völkergemeinschaft? All diese Fragen haben auch im Jahr 2025 hohe Aktualität, vielleicht – angesichts weltweiter Krisen und Umbrüche auf den Gebieten der Politik, der Kultur und der Religionen – noch größere Bedeutung als vor 60 Jahren.
In seiner Ansprache vom 14. September 1965 zur Eröffnung der vierten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils hat Papst Paul VI. Folgendes betont: „In dieser Welt ist die Kirche nichtSelbstzweck. Sie dient allen Menschen. Sie muss Christus allengegenwärtig machen – den einzelnen und den Völkern, möglichst weit, möglichst großzügig. Das ist ihre Sendung. Sie ist die Trägerin der Liebe, Förderin des wahren Friedens“ (zitiert nach: Peter Hünermann / Bernd Jochen Hilberath, Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Bd. 5, Freiburg 2006, S. 506). Im Zentrum der Erneuerung der Kirche steht ihre Verlebendigung nach innen und außen. Die Kirche hat ihr Wesen „nicht in sich selbst, sondern im Verwiesensein und im Verweisen über sich hinaus“ (Joseph Ratzinger, Kirche – Zeichen unter den Völkern. Schriften zur Ekklesiologie und Ökumene. Bd. 2, Freiburg 2010, S. 1316). Die Kirche wird ihrer Sendung nur insoweit treu bleiben können, als sie sich selbst hingibt und ihr eigenes Dasein drangibt an ihre menschheitliche Sendung. In diesem Sinn erweist sich die Kirche in der Tat als das verheißungsvolle und wirksame Zeichen des Gottesreiches in der Welt.
Dialogische Öffnung zur modernen Welt
Das Zweite Vatikanum hat – so der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück – „die Rückbesinnung auf die Quellen von Schrift und Tradition mit einem wachen Gespür für die Zeichen der Zeit verbunden“ (J.-H. Tück, Was das Konzil wollte, in: Christ in der Gegenwart Nr. 6 / 2012, S. 69). Die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ wird „von manchen als das wichtigste Dokument des Konzils eingestuft. Sie hat die dialogische Öffnung zur Moderne vollzogen und die Herausforderungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der Globalisierung und Wandlungsdynamik moderner Gesellschaften für den Glauben aufgenommen. Die katholische Kirche wird nicht mehr als Bollwerk gegen die Moderne in Stellung gebracht. Sie selbst sieht sich in die Wandlungsprozesse hineingestellt und ist aufgerufen, an den unterschiedlichen Orten – Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur – das Evangelium zu bezeugen“ (ebd., S. 70).
Die Pastoralkonstitution stellt schon als literarischer Text konzilsgeschichtlich eine Neuheit dar, was mit der Aufgabe des Konzils selbst zu tun hat. „Gaudium et spes“ bringt die konziliare Öffnung der Kirche zur Welt von heute unübersehbar deutlich zum Ausdruck. Der Konzilstext trägt – so Karl Kardinal Lehmann – „der Vielschichtigkeit der Welterfahrung durchaus Rechnung, auch im Blick auf die Macht der Sünde in der Welt“ (K. Lehmann; zitiert nach: P. Hünermann [Hg.], Das Zweite Vatikanische Konzil und die Zeichen der Zeit heute, Freiburg 2006, S. 20). Kirche und Welt lassen sich „nicht fein säuberlich voneinander unterscheiden. Der Geist Gottes weht auch außerhalb der Kirche. Und die Kirche selbst ist bis zum Ende der Tage immer auch ein Stück Welt“. Die Welt bleibt für die Christen „unaufhebbar dialektisch beides, nämlich Ort der Sendung und des Kampfes, der Hoffnung und des Todes, der Liebe und der Verwundung. Sie ist stets Heimat und Fremde zugleich. Deshalb gibt es kein Ja des Glaubens zur Welt, das in dieser aufgehen könnte. Wer die Welt nicht absolut setzt und sie nicht vergötzt, kann sie tiefer bejahen, ja sogar besser lieben“ (K. Lehmann, ebd., S. 22).
Die Welt braucht das Heilige
Kardinal Lehmann gab auch zu bedenken, dass seit dem Zweiten Vatikanum „unerwartete Einbrüche in der Glaubensvermittlung“ – zumindest in unserem Kulturkreis – geschehen sind. Schon für die Jahre zwischen 1968 und 1974 sind starke Säkularisierungsschübe erfolgt. Deshalb erscheint der Bruch zur vorkonziliaren Zeit noch größer. Vor allem die Weitergabe des Glaubens an die künftige Generation hat schwer gelitten, was freilich nicht kirchlich verengt gesehen werden darf, sondern auch mit einem Umbruch in der Tradierung kulturellen Wissens einhergeht. Deshalb müssen wir mit allen Kräften die religiöse Erziehung der jungen Generation fördern, das Gespräch mit jungen Erwachsenen und jungen Eltern neu suchen. Das Problem des heutigen Menschen besteht darin, dass er „in einer Welt hoffnungsloser Profanität lebt, die ihn bis in die Freizeit hinein unnachsichtig programmiert“ (Joseph Ratzinger, Zehn Jahre nach Konzilsbeginn – wo stehen wir? [1973], in: ders., Dogma und Verkündigung, Donauwörth 2005, S. 440).
Wer sich „dem nackten Heute ausgesetzt findet, entdeckt, dass die Welt das Heilige braucht. … Und er weiß, dass der Glaube Zukunft hat. Nicht die Zukunft der Funktionäre …, sondern die Zukunft Gottes. Die Zukunft des Geheimnisses, des Glaubens, des Gebetes, der wahren Liturgie mit ihrer aus dem Ewigen kommenden Poesie. Das Erbe des Zweiten Vatikanums … wartet auf seine Stunde. Und sie wird kommen“ (ebd., S. 441). Die Pastoralkonstitution ist der umfangreichste Text, den je ein Konzil verabschiedet hat. Das „Konzil über die Kirche“ – so hat man das Zweite Vatikanum genannt – sollte zwei Schwerpunkte haben: Die Kirche sollte erstens ihr Selbstverständnis artikulieren. Sie sollte die Frage beantworten: Was sagst du von dir selbst? Und sie sollte zweitens auch in einen Dialog mit der Welt eintreten, um an der Lösung der großen Probleme unserer Zeit mitzuwirken; einige zentrale Stichworte sind hier: die Würde der menschlichen Person, soziale Gerechtigkeit, Evangelisierung der Armen, internationaler Friede. Die Kirche glaubt daran, dass sich – so Joseph Ratzinger 1964 – „im Christusereignis das Schicksal der ganzen Welt entschieden hat und dass ihr demnach Verantwortung für die ganze Welt auferlegt ist“ (Kirche – Zeichen unter den Völkern. Bd. 2, S. 1032).
Die Kirche ist „das öffentlich aufgerichtete Zeichen für den Heilswillen Gottes mit der Welt, das wirksame Sakrament der Verschwisterung Gottes mit den Menschen. Der einzelne Christ ist als Glied der Kirche gewürdigt, am Stellvertretungsdienst Jesu Christi teilzuhaben“ (ebd., S. 1034). Kirche als Sakrament verstanden tritt einem individualistischen Verständnis der Sakramente als Gnadenmittel entgegen. Die wesentlich zur Zeichenhaftigkeit der Kirche gehörende Mission ist „der Gestus der Offenheit, des Für-die-Anderen-Seins“ (ebd.), ohne das die Kirche aufhören würde, sie selbst zu sein. Die Kirche mag – empirisch betrachtet – noch so sehr „Kirche in Not“ sein, geistlich gesehen ist sie zuerst und vor allem Kirche der Verheißung. Sie lebt aus der Verheißung, und sie hat gerade in dieser Situation weit verbreiteter Ratlosigkeit eine Verheißung und damit eine Hoffnung für die Völker und für alle Menschen zu bezeugen.
Das Hauptziel der Pastoralkonstitution
Am 7. Dezember 1965 wurde die achte Textfassung von „Gaudium et spes“ mit 2309 Ja- und 75 Nein-Stimmen angenommen. Mit ihren Ausführungen in der Pastoralkonstitution wollen die Konzilsväter allen Menschen – ob sie an Gott glauben oder nicht – helfen, 1.) ihre Berufung klarer zu erkennen, 2.) die Welt – unter Berücksichtigung der hohen Würde des Menschen – zu gestalten, 3.) eine weltweite, tiefer begründete Brüderlichkeit anzustreben und 4.) aus dem Antrieb der Liebe in hochherzigen, gemeinsamen Bemühungen den dringenden Erfordernissen unserer Zeit gerecht zu werden. Daher verweisen die Konzilsväter auch auf die Dringlichkeit, die ökumenischen Bemühungen zu verstärken. Je mehr unter den getrennten Christen die Einheit wächst, desto mehr wird diese Einheit „für die ganze Welt eine Verheißung der Einheit und des Friedens sein“ („Gaudium et spes“ [= GS], Nr. 92). Die ökumenische Zusammenarbeit dient der Menschheitsfamilie, die in Christus zur Familie der Gotteskinder berufen ist. Das Konzil wünscht auch den Dialog mit den Angehörigen der nichtchristlichen Religionen, mit den Humanisten und sogar mit den „Gegnern der Kirche“. Das gemeinsame Ziel ist die Zusammenarbeit zum Aufbau einer friedlichen Welt. Die Christen wollen – so „Gaudium et spes“ – den Menschen unserer Zeit großherzig und wirksam dienen.
Die Pastoralkonstitution setzt bei einer theologischen Anthropologie (Lehre vom Menschen) an: Alles wahrhaft Menschliche findet in den Herzen derer, die Christus nachfolgen, einen Widerhall. „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (GS, Nr. 1). Die Kirche muss die von Gott empfangene Heilsbotschaft allen Menschen ausrichten; sie fühlt sich mit der Menschheit „engstens verbunden“ (ebd.). Die Konzilsväter blicken auf die Menschheitsfamilie und die Welt insgesamt: 1.) auf die Welt, den Schauplatz der Geschichte, der von Niederlagen und Siegen geprägt ist; 2.) auf die Welt, die durch die Liebe des Schöpfers begründet ist und erhalten wird; 3.) auf die Welt, die unter die Knechtschaft der Sünde geraten ist, aber von Christus von der Herrschaft des Bösen befreit wurde; 4.) auf die Welt, die nach Gottes Heilsratschluss umgestaltet werden soll.
Das Werk Christi weiterführen
Die Situation der heutigen Menschheit ist – so das Zweite Vatikanische Konzil – von einer tiefen Zweideutigkeit geprägt. Einerseits sind die Menschen voller Bewunderung für die eigenen Erfindungen und die eigene Macht; andererseits sind sie angesichts der Entwicklung der Welt oft ängstlich bedrückt. Als Zeugen und Künder des Glaubens bekunden die Konzilsväter die Verbundenheit (Achtung und Liebe) der Kirche mit allen Menschen dadurch, dass sie mit der Menschheitsfamilie in einen Dialog über die verschiedenen Probleme der Zeit eintreten. Die Kirche ist „Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person“ (GS, Nr. 76). Es geht ihr um das ewige Heil des Menschen und um den rechten Aufbau der menschlichen Gesellschaft. Im Mittelpunkt der Ausführungen von „Gaudium et spes“ steht der ganzeMensch – mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen. In diesem Konzilsdokument wird der Versuch unternommen, eine umfassende Lehre vom Menschen vorzulegen. Der Kirche geht es um die Weiterführung des Werkes Christi, der in die Welt kam, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen (vgl. Joh 18,37), zu retten und zu dienen.
Um ihren Auftrag erfüllen zu können, muss die Kirche die „Zeichen der Zeit“ erforschen und sie im Licht des Evangeliums deuten. Das Konzil will Antworten geben auf die großen Fragen der Menschen nach dem Sinn des Lebens. Dabei benennt „Gaudium et spes“ drei Hauptcharakteristika der Welt von heute: 1.) Die Menschheit ist in eine neue Epoche ihrer Geschichte eingetreten, die geprägt ist von tiefgreifenden Veränderungen. 2.) Soziale und kulturelle Umgestaltungen wirken sich auch auf das religiöse Leben aus. 3.) Es besteht eine Wachstumskrise: Der Mensch erweitert seine Macht beträchtlich, kann sie aber nicht so steuern, dass ihm der Machtgebrauch wirklich dient. Er dringt in immer tiefere seelische Bereiche (Psychologie und Medizin) ein und ist oft ratlos über sich selbst. Er weiß nicht, welche Ausrichtung er dem gesellschaftlichen Leben (vgl. Soziologie und Politik) geben soll.
Freiheit und Knechtung
Der Mensch der Gegenwart legt einerseits einen wachen Sinn für Freiheit an den Tag; andererseits wird er mit neuen Formen gesellschaftlicher und psychischer Knechtung (vgl. Phänomene wie wirtschaftliche Macht, Hunger, Analphabetismus, wechselseitige Abhängigkeiten innerhalb der Menschheit, Zerrissenheit durch widerstreitende Kräfte, politische, wirtschaftliche und ideologische Spannungen, Kriegsgefahr usw.) konfrontiert. Das geistliche Wachstum hinkt dem Streben nach einer besseren Ordnung im politisch-sozialen Bereich oft hinterher. Verschiedene Verflechtungen der Menschen untereinander geschehen vielfach ohne entsprechende Reifung der Person (vgl. dazu Joseph Kardinal Ratzinger, Wahrheit, Werte, Macht. Die pluralistische Gesellschaft im Kreuzverhör, Frankfurt a. M. 1999). Wie können wir in komplexen Situationen die zeitlos gültigen Werte erkennen? Der Wandel der Lebensbedingungen und eine relativistische Einstellung geben der Kultur und dem Denken der Menschen – im Vergleich zu früheren Zeiten – heute ein vollkommen neues Gepräge.
Die Menschheit befindet sich in einem Übergang von einem eher statischen Verständnis der gesamten Lebenswelt zu einem mehr dynamischen und evolutiven Verständnis (vgl. z. B. Aspekte wie Industriegesellschaft, Wohlstand, Verstädterung, Migration, neue soziale Kommunikationsmittel usw.). Mit dem Wandel von Denkweisen und Strukturen geht nicht selten die Infragestellung überkommener Werte einher. Daraus resultieren Probleme im Bereich von Bildung und Erziehung und schwere Störungen im Verhalten und in den Verhaltensnormen des Menschen. Diese neuen Verhältnisse üben auch auf das religiöse Leben einen starken Einfluss aus: Einerseits ermöglichen sie lebendigere Gotteserfahrungen und personal vollzogene Glaubensentscheidungen. Andererseits geben breite Volksschichten das religiöse Leben praktisch auf. „Anders als in früheren Zeiten sind die Leugnung Gottes oder der Religion oder die völlige Gleichgültigkeit ihnen gegenüber … keine Sache nur von Einzelnen mehr.
Heute wird eine solche Haltung gar nicht selten als Forderung des wissenschaftlichen Fortschritts und eines sogenannten neuen Humanismus ausgegeben. Das alles findet sich in vielen Ländern nicht nur in Theorien von Philosophen, sondern bestimmt in großem Ausmaß die Literatur, die Kunst, die Wissenschaft und Geschichte und sogar das bürgerliche Recht. Die Verwirrung vieler ist die Folge“ (GS, Nr. 7). „Gaudium et spes“ spricht in seinen Gegenwartsanalysen auch von „Störungen des Gleichgewichts“: 1.) zwischen dem Willen zum Handeln und den Forderungen des Gewissens, 2.) zwischen den kollektiven Lebensbedingungen und den Voraussetzungen für ein persönliches Denken bzw. ein besinnliches Leben und 3.) zwischen der Spezialisierung des menschlichen Handelns und einer umfassenden Weltanschauung. Im Spannungsfeld zwischen der Sehnsucht nach Frieden und der Propaganda von Ideologien ist es die Aufgabe der Menschheit, eine politische, soziale und wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, die wirklich im Dienst der Menschen steht.
Suche nach der Berufung des Menschen
Die Konzilsväter legen eine theologische Deutung der verschiedenen „Störungen“ vor: Die Gleichgewichtsstörungen, an denen die moderne Welt leidet, hängen mit der tieferliegenden Störung des Gleichgewichts zusammen, die im Herzen des Menschen ihren Ursprung hat. Im Menschen selbst sind widersprüchliche Elemente zu finden. Einerseits erfährt er sich als Geschöpf vielfältig begrenzt, andererseits empfindet er sich in seinem Verlangen unbegrenzt und zu einem Leben höherer Ordnung (religiöses, geistiges und moralisches Leben) berufen. Als schwacher Mensch und Sünder tut der Mensch oft das, was er nicht will; und das, was er eigentlich tun will, tut er nicht (vgl. Röm 7,14-25). Der Mensch leidet „an einer inneren Zwiespältigkeit, und daraus entstehen … schwere Zerwürfnisse auch in der Gesellschaft“ (GS, Nr. 10).
Viele werden durch eine materialistische Lebensführung von einer klaren Erfassung dieses dramatischen Zustandes abgelenkt oder sind unter dem Druck ihrer Verelendung nicht in der Lage, sich mit ihm zu beschäftigen. Andererseits wächst die Zahl derer, die grundlegende Fragen stellen: Was ist der Mensch? Was ist der Sinn des Schmerzes, des Bösen, des Todes? Was kann der Mensch der Gesellschaft geben, was von ihr erwarten? Was kommt nach diesem irdischen Leben? Das Konzil verweist auf den fundamentalen Glauben der Kirche: Christus, der Mittelpunkt und das Ziel der Menschheitsgeschichte, hilft dem Menschen, seiner umfassenden Berufung nachzukommen. Im Licht Christi kann das Geheimnis des Menschen erhellt und für die drängendsten Fragen der Zeit eine Lösung gefunden werden.
Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Leiter der Hauptabteilung Orden und Geistliche Gemeinschaften im Bistum Regensburg
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