Regensburger Dom, Westtürme

Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml über den Dienst der Priester

Antwort auf den Ruf Christi


Regensburg, 24. Juni 2025

Am 28. Juni 2025 wird Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im Regensburger Dom zwei Diakone unseres Bistums durch Handauflegung und Gebet zu Priestern weihen. Was charakterisiert den Dienst der Priester? Das Zweite Vatikanische Konzil hat darüber im Jahre 1965 im „Dekret über Dienst und Leben der Priester“ Entscheidendes gesagt. Wenn wir auf verschiedene Debatten, die heute in der Kirche geführt werden, blicken, fällt auf, dass das Leben und der Dienst der Priester von vielen nicht mehr recht verstanden werden.

Treffend sagt Walter Kardinal Kasper in seinem Buch „Diener der Freude. Priesterliche Existenz – priesterlicher Dienst“, erschienen in Freiburg 2007, auf Seite 10 f.: „Selbst- wie Fremdwahrnehmung der Priester sind vielfach unsicher und undeutlich geworden; und nicht selten werden Dienst, Amt und Lebensform des Priesters grundsätzlich infrage gestellt. Die Priester selbst spüren den Umbruch am deutlichsten und am unmittelbarsten ... Die Priester bedürfen daher der Ermutigung und der Anerkennung. Die Identität und die Motivation der Priester zu stärken, scheint mir eine der wichtigsten Aufgaben zu sein.“ 

Auch Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., hat in seinem Buch „Diener eurer Freude. Meditationen über die priesterliche Spiritualität“, Freiburg 2006, über das Leben und den Dienst der Priester erhellende Aussagen gemacht. In seiner anlässlich eines Goldenen Priesterjubiläums in München gehaltenen Predigt „Christus zu den Menschen, die Menschen zu Christus bringen“ (in: Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., Priester aus innerstem Herzen, hg. von Florian Trenner, München 2007, S. 315) bezeichnete Benedikt XVI. die Freundschaft mit Christus als „die entscheidende Freundschaft jedes menschlichen Lebens“. Mit seinen Meditationen will Joseph Ratzinger einem „neuen inneren Annehmen des priesterlichen Auftrags dienen“ (Diener eurer Freude, S. 9). 

Antwort auf den Ruf Christi 

Anlässlich des 400-jährigen Jubiläums des Bamberger Priesterseminars hat Kardinal Ratzinger die Predigt „Sich hineingeben in seinen Willen“ gehalten: Mit Bezug auf das Lukasevangelium (Lk 9, 51 – 62) zeigt der Prediger, dass Nachfolge hier in dem besonderen Sinn gemeint ist, den das Alte Testament von Mose und Elija vorgezeichnet hat – im Sinne von apostolischer Nachfolge und Priestertum der Kirche. Auch Jesus, der „mehr“ ist als Elija, fährt mit einem „feurigen Wagen“ zum Himmel. Sein Gefährt ist die Liebe des Kreuzes, die Kraft seiner schöpferischen Liebe, die bis in den Tod hineinreicht und damit die Grenze zwischen Himmel und Erde überbrückt. Das Feuer Jesu ist die Kraft des Heiligen Geistes, das Feuer seines verwandelnden Wortes. Dieses vom „Feuerwagen des Kreuzes“ kommende Feuer schließt die Menschen auf und gibt ihnen neues Leben. „Die eigentliche Macht ist, aufbauen zu können, Leben zu geben, Herzen zu öffnen, zu verwandeln“ (ebd., S. 29). 

Die Nachfolge im Sinne des Priestertums kann man sich nicht selbst aussuchen. Das Priestertum kann nur Antwort auf den Willen und den Ruf Christi sein. Es verlangt, dass wir aus der Idee der Selbstverwirklichung heraustreten und uns hineingeben in den Willen Christi, um uns von ihm führen zu lassen, auch dorthin, wohin wir nicht wollen. Zum Ja der Nachfolge „gehört der Mut, sich brennen zu lassen von dem Feuer des Leidens Christi, das zugleich das rettende Feuer des Heiligen Geistes ist“ (ebd., S. 33). Von der Mitte der Passion Christi geht Freude aus. Deshalb nennt Paulus die Diener des Evangeliums „Diener der Freude“ inmitten einer Welt des Todes. 

In den Willen Christi hineinreifen 

Die Predigt „Am Anfang steht das Hinhören“ entstand in den 1980-er Jahren anlässlich verschiedener Besuche des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation in Priesterseminaren der USA: Einleitend betont Kardinal Ratzinger, dass in den jungen Menschen „die Kirche selbst immer jung bleibt und immer wieder jung wird“ (ebd., S. 71). Jesus rief die herbei, „die er wollte“. Das Priestertum wird nur möglich, „wenn man Seine Stimme zu hören gelernt hat“ (ebd., S. 73). Für den, der diesen Ruf empfangen hat, heißt dies: Christus will mich. In diesen Willen Christi muss ich hineinreifen. Das Große und Tröstende der Berufung durch Christus ist, „dass hier etwas in die Geschichte eintritt, was über all unser Vermögen hinausreicht“ (ebd., S. 74). Die Zwölf werden gerufen, „damit sie mit Ihm seien“ und „damit Er sie sende“. 

Joseph Ratzinger hat die Erfahrung gemacht, dass der Grund für das Zerfallen einer anfänglichen Berufung immer im Aufhören des Gebetes gelegen habe. Das Mit-Christus-sein muss „immer das Herzstück“ des priesterlichen Dienstes bleiben. Nichts Großes im Menschenleben kann ohne Disziplin und Methode erreicht werden. Das „Wachsen des inneren Menschen“ ist unseres ganzen Einsatzes wert. Verkündigung und Vollmacht, d. h. Wortverkündigung und Sakramentenspendung, sind die beiden grundlegenden Säulen des priesterlichen Dienstes. Auf die Frage der Jünger „Was werden wir dafür erhalten?“ (Mt 19, 27) antwortet Jesus nicht nur mit dem Hinweis auf den jenseitigen Lohn. Teresa von Avila hat gesagt: „Gott gibt schon in diesem Leben hundert für eins“ (ebd., S. 80). Diese Meditationen Benedikts XVI. behalten auch heute und in Zukunft ihre besondere theologische und spirituelle Kraft. In reichem Maß hat der Verfasser dabei aus den Quellen der Heiligen Schrift geschöpft. Seine Aussagen sind bestens geeignet, bei der Besinnung auf die Grundlagen der priesterlichen Existenz wertvolle Hilfe zu geben.

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Leiter der Hauptabteilung Orden und Geistliche Gemeinschaften im Bistum Regensburg

(sig)



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