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Syrien: Hoffnung und Realität stimmen nicht überein

Angst vor Racheakten und Verfolgung

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München / Regensburg, 14. Dezember 2024

Das Regime Assad in Damaskus ist Geschichte. „Viele Syrer feiern diese neue Realität verständlicherweise“, erklärt Pfarrer Christian Fuchs mit Blick auf die neuen Machtverhältnisse. „Doch leben große Teile der multireligiösen Gesellschaft Syriens jetzt in großer Angst vor Racheakten und Verfolgung.“ Besonders bedroht sieht er Christen, Alawiten und Schiiten.

Pfarrer Fuchs, der auch Ämter als Kirchenanwalt und Offizialat am kirchlichen Gericht der Diözese Eichstätt bekelidet, äußerte sich in seiner Funktion als Geschäftsführer der internationalen Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) in Deutschland. Über die aktuelle Lage in Syrien, in der radikale Salafisten die Macht an sich gerissen haben, kann er nicht jubeln.. „Viele Syrer feiern diese neue Realität verständlicherweise“, erklärt er mit Blick auf die neuen Kräfteverhältnisse. „Doch leben große Teile der multireligiösen Gesellschaft Syriens jetzt in großer Angst vor Racheakten und Verfolgung.“

Besonders bedroht sieht Fuchs Christen, Alawiten und Schiiten. „Sie trauen den Versicherungen der neuen Machthaber nicht, sie würden die Rechte aller Syrer verteidigen und gewährleisten.“ Seine Hilfsorganisation unterstützt humanitäre Projekte von lokalen christlichen Partnern. CSI sammelt Spenden für die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Trinkwasser, die Versorgung von Kranken in Aleppo und den Unterhalt einer christlichen Schule in Damaskus. In seiner Funktion als CSI-Geschäftsführer kennt Fuchs die Situation vor Ort aus erster Hand. Er hat Syrien oft besucht, zuletzt im April 2024.

Toleranz zwischen den Religionen

Pfarrer Fuchs betont die historische Bedeutung des syrischen Erbes: „Syrien war immer bekannt für eine reiche christliche Kultur, die auch Grundlage für gegenseitiges Verständnis und Toleranz zwischen den Menschen unterschiedlicher Religionen war. Seit Ausbruch des Syrienkrieges ist davon wenig übriggeblieben.“

Angesichts der neuen politischen Lage zeigt sich der CSI-Geschäftsführer skeptisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die HTS Minderheiten schützen und Religionsfreiheit garantieren wird.“ Die traurigen Erinnerungen vieler Syrer an die „brutale religiöse Verfolgung“, die sunnitische Dschihadisten während des sogenannten Arabischen Frühlings über das Land brachten, seien allgegenwärtig. Fuchs appelliert an die internationale Gemeinschaft, sich bei den neuen Machthabern Syriens vehement für die Beachtung der Religionsfreiheit und den Schutz der Minderheiten einzusetzen.

Text: Geraldo Hoffmann

(sig)



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