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Zur Neuigkeit
St. Bartholomäus auf dem Großen Arber
Wo Himmel und Geschichte sich begegnen
Regensburg, 29. Juli 2025
Der markante Gipfel, der die Höhen des Bayerischen Waldes überragt, gilt als dessen majestätischer Wächter. Besucher zieht es in großer Zahl auf diesen Berg, der für seine beeindruckenden Ausblicke und die bequeme Erreichbarkeit durch eine moderne Bergbahn geschätzt wird. Nahe dem höchsten Punkt thront eine kleine Bergkapelle, die dem Heiligen Bartholomäus gewidmet ist. Jedes Jahr im Spätsommer wird hier eine traditionsreiche Feier begangen, die Gläubige und Gäste aus der Region zusammenführt – ein lebendiges Zeugnis gelebter Bergfrömmigkeit. Und in diesem Jahr kann man dort auch dem Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer begegnen.
Es gibt Orte, an denen scheint der Himmel näher zu sein. Orte, an denen Geschichte nicht nur erzählt, sondern gelebt wird – eingegraben in Stein, geformt von Wind, getragen vom Glauben. Einer dieser Orte liegt hoch oben, auf dem „König des Bayerischen Waldes“, dem Großen Arber, wo sich inmitten von Granit und Himmel eine Kapelle erhebt, deren Bedeutung weit über das Sichtbare hinausreicht: die Bartholomäuskapelle, einst schlicht als Arberkapelle bekannt.
Sie ist keine Kathedrale, kein monumentales Bauwerk, sondern ein stiller Zeuge der Zeit – und doch ist ihr Gewicht größer als so mancher steinerner Koloss. Ihre Geschichte beginnt nicht mit Pomp, sondern mit einer Vision: Es war Johann Georg von Hafenbrädl, der 1769 den Gedanken fasste, auf dem Arbergipfel ein Haus des Gebets zu errichten. Es dauerte Jahrzehnte, bis sich diese Idee im Holz einer ersten Kapelle manifestierte – 1806, auf einem Gipfel, wo der Himmel das Dach ist und der Sturm der tägliche Besucher. Aber Holz verrottet. Vier Mal musste die Kapelle neu errichtet werden. 1880 erhob sich dann endlich ein Bau aus Bruchstein, widerstandsfähig, geerdet – und doch nie endgültig sicher vor der Unerbittlichkeit des Arberwinds. Ein Stadel für Pilger wurde vom Sturm davongefegt wie eine lose Seite im Wind der Zeit.
Die erste echte Arberkirchweih
Und doch kamen die Pilger weiterhin – aus Böhmen, aus Bayern, Jahr für Jahr. Nicht, weil der Weg leicht, sondern weil das Ziel heilig war. Am 26. August 1906, auf den Tag hundert Jahre nach der ersten Errichtung, versammelten sich 2.000 Gläubige zur ersten Bergmesse unter Abt Willibald Adam. Die Bartholomäuskapelle war zum Ort gelebten Glaubens geworden, zur „Arberkirchweih“, wie man sie liebevoll nannte – ein urwüchsiges Volksfest des Herzens, das jahrzehntelang zum festen Bestandteil der geistlichen Topografie des Bayerischen Waldes gehörte.
Doch der Erste Weltkrieg, dieser epochale Zäsurstrich durch viele Gewissheiten, machte auch vor dem Arber nicht halt. Die Kapelle zerfiel, das Pilgern verstummte, und das Gebet wich dem Schweigen. Bis 1957. Dann trat Fürst Friedrich Wilhelm von Hohenzollern auf den Plan – als stiller Mäzen und moderner Stifter ließ er die Kapelle neu errichten, wie ein Monument gegen das Vergessen. Seine Frau, Fürstin Margarita, schenkte der Kapelle eine Madonna aus Kalkstein – ein Sinnbild der neuen, festen Verankerung im Glauben. Mit der Rückkehr der Messe im Jahr 1965, zelebriert von Pfarrer Josef Kufner, wurde auch die Arberkirchweih zu neuem Leben erweckt. Seidem, immer am vorletzten Sonntag im August, hallt das „Et resurrexit“ der Gläubigen wieder über die Höhen – getragen vom Wind, erhört im Himmel.
Eine erzene Stimme über dem Wald
Doch was wäre ein Ort des Glaubens ohne Zeichen? Im Jahr 2015 erhielt die Kapelle eine neue Glocke. Nicht irgendeine – sie stammt aus dem evangelischen „Haus der Begegnung“ in Bayerisch Eisenstein. Und so erklingt ihr Ton nicht nur über die Gipfel hinweg, sondern auch zwischen den Konfessionen. Die Inschrift ist ein Versprechen aus dem Buch Jesaja: „Ich bin bei dir, spricht der Herr, dass ich dir helfe und dich errette.“ Sie verbindet das Kirchlein mit einer größeren, ökumenischen Idee: dass Glaube nicht trennt, sondern eint.
Doch die tiefste Wandlung ist vielleicht nicht aus Stein, sondern aus Sinn: Aus der Arberkapelle wurde die Bartholomäuskapelle, benannt nach dem Patron der Almen, der Berge und derer, die nicht nach Macht, sondern nach Stille streben. Es ist ein Name, der dem Ort Tiefe gibt – nicht nur geographisch, sondern geistlich. Ein Name, der Wurzeln schlägt in der Tradition, in der Liturgie, im rauen und ehrlichen Leben der Bergbewohner.
Heute steht die Bartholomäuskapelle dort, wo der Blick weit wird und das Herz still. Sie ist keine Sehenswürdigkeit im touristischen Sinne, sondern eine Art geistiger Grenzstein zwischen Himmel und Erde. Wer ihren kleinen Raum betritt, betritt zugleich einen größeren: den der Erinnerung, der Hoffnung, der Ehrfurcht. Und vielleicht ist es genau das, was solche Orte heute mehr denn je brauchen – nicht mehr Steine, sondern mehr Sinn.
Am 24. August 2025 wird Bischof Dr. Rudolf Voderholzer vor St. Bartholomäus am Gipfel des Großen Arber eine Pontifikalmesse anlässlich des 60. Jubiläums der Arberkirchweih im Jahr 1965 feiern.
Text: Stefan Groß
(sig)

Weitere Infos
Unser Bild zeigt das über und über mit Menschen gefüllte Gipfelplateau unter dem Großen Arber anläßlich der Arberkirchweih 2018.




