Eine Frau und ein Mann stehen vor einer Wand und halten ein Plakat

Sr. Ailyn Binco über ihre Arbeit in einem philippinischen Schutzhaus für Mädchen

„missio ist unglaublich wertvoll für uns“


Regensburg, 22. Oktober 2025

Der Monat der Weltmission ist die größte Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit und findet traditionell im Oktober statt. Das katholische Hilfswerk missio München rückt in diesem Jahr die Philippinen in den Mittelpunkt. Der Grund: Dort ist die Menschenrechtslage besonders besorgniserregend. Diese und vergangene Woche war deshalb Schwester Ailyn Binco vom Orden der Schwestern zum Guten Hirten zu Gast im Bistum Regensburg. Sie arbeitet in einem philippinischen Schutzhaus. Hier leben Mädchen, die Opfer von Missbrauch und sexueller Gewalt geworden sind. 

Am kommenden Sonntag, 26. Oktober 2025, findet deutschlandweit die Kollekte zum Weltmissionssonntag statt. Mit den in den bayerischen Bistümern gesammelten Spenden unterstützt missio München unter anderem das Schutzhaus, in dem Schwester Ailyn Binco arbeitet.

Die diesjährige Aktion läuft unter dem Namen „Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“ und nimmt besonders die Menschenrechte auf den Philippinen in den Fokus. Die Betroffenen sind froh um die Unterstützung: „Wir wissen die Arbeit von missio München wirklich wertzuschätzen“, so Schwester Ailyn Binco.

Im Rahmen der Solidaritätsaktion von missio war sie zu Gast im Bistum Regensburg. In der knappen Woche besuchte sie das Regensburger Albertus-Magnus-Gymnasium, den Frauenbund in der Dompfarrei in Regensburg, die Katholische Jugendfürsorge und mehrere Gottesdienste im ganzen Bistum. Auch dem Beratungszentrum der Caritas in Regensburg statte sie einen Besuch ab. Sie berichtete von ihrer Arbeit und den Schicksalen der Mädchen in ihrer Obhut. „Ich habe hier in Regensburg viel Solidarität und Interesse erlebt. Die Menschen sind so zuvorkommend und haben viele Fragen gestellt“, erzählt Schwester Ailyn Binco.

Ein neues Zuhause

Die Mädchen, die im Schutzhaus Bukid Kabataan in der Nähe der Hauptstadt Manila ein neues Zuhause finden, sind zwischen sieben und 15 Jahren alt. Die meisten von ihnen wurden vom eigenen Vater sexuell missbraucht. Aber auch Bekannte oder die eigene Mutter, die ihr Kind zu Handlungen vor der Kamera zwingt und die Aufnahmen im Internet verkauft, sind immer wieder die Täter. „Es ist ein Teufelskreis“, meint Schwester Ailyn Binco. „Unsere Mädchen sind Opfer von Opfern“.

In der Regel bleiben die Mädchen fünf Jahre im Schutzhaus. Das Ziel ist die Reintegration in die Familie, zu Verwandten oder der Start in ein unabhängiges Leben. Dafür haben die Ordensschwestern ein Konzept entwickelt. Es basiert auf dem Grundsatz Caring, Teaching, Healing. Bei dem Ansatz aus den Gesundheitswissenschaften geht es darum, sich in einem ersten Schritt um die Grundbedürfnisse der betroffenen Personen zu kümmern. Dazu gehören beispielsweise Essen, Kleidung oder eine Unterkunft. Im zweiten Schritt steht formelle und spirituelle Bildung im Vordergrund. Am Ende sollen die Mädchen heilen. Dabei helfen ihnen therapeutische und juristische Unterstützungsangebote.

Früher war Schwester Ailyn Binco Sozialarbeiterin bei der Caritas Manila. Heute kümmert sie sich mit ihrer Mitschwestern vom Guten Hirten und Sozialarbeiterinnen um rund 50 Mädchen. „Der Kreis der Gewalt kann gestoppt werden, wenn wir unseren Teil dazu beitragen“, davon ist sie überzeugt.

Ein besonderer Austausch

Für Dr. Thomas Rigl, Leiter der Fachstelle Weltkirche des Bistums Regensburg, war der Besuch von Schwester Ailyn Binco eine tolle Gelegenheit. „Einerseits wollten wir missio bekannter machen. Andererseits geht es um gegenseitiges Lernen. Also nicht nur, dass Schwester Ailyn sieht, wie es hier bei uns läuft, sondern dass auch wir lernen, wie es bei ihr auf den Philippinen läuft“. 

Schwester Ailyn Binco nimmt viele neue Eindrücke mit nach Hause. Am meisten hat ihr der Bayerische Wald gefallen: „Wir haben nur zwei Jahreszeiten auf den Philippinen. Hier den Herbst und den goldenen Oktober kennenzulernen, das war einfach wunderbar“, erzählt sie.

Bevor es aber wieder nach Manila geht, steht für Schwester Ailyn Binco zuerst noch ein Stopp in Memmingen im Bistum Augsburg an. Dort trifft sie sich mit anderen Vertretern von missio-Projekten, die in den anderen bayerischen Bistümern unterwegs waren und Eindrücke sammeln konnten.

Text: Maximilian Wagner

(mw)



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