Sprachlos? - PAPSTREIHE MIT DEN THEMEN INTERRELIGIÖSER DIALOG UND KIRCHENVERSTÄNDNIS
Im Festsaal des Alten Rathauses in Leipzig eröffnete am 27. September 2011 Dr. Joachim Klose, der Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. für den Freistaat Sachsen die Veranstaltungsreihe "Wir sind Papst!". Aus Anlass des Papstbesuches in Deutschland sollen mit dieser öffentlichen Themenreihe drei Konfliktfelder, in denen die Kirche besonders herausgefordert ist, zur Diskussion gestellt werden: das Religions-, das Kirchen- und das Wirklichkeitsverständnis.
Für die Vorträge konnten langjährige Begleiter des heutigen Papstes, Bischof Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller, Bistum Regensburg; Bischof Joachim Reinelt, Bistum Dresden-Meißen sowie Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Erzbistum Hamburg; als Referenten gewonnen werden. Gedanklicher Rahmen für die Ausführungen des Regensburger Bischofs Prof. Gerhard Ludwig Müller war jene vieldiskutierte Rede, die der Papst im September 2006 an der Universität Regensburg hielt. Bischof Müller betonte, dass diese "Sternstunde der deutschen Universität" keinesfalls als politische Rede interpretiert, sondern als intellektuelle universitäre Vorlesung verstanden werden sollte. Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Regensburger Rede waren dennoch Zeichen eines größeren Erklärungsbedarfes.
Wichtigster Punkt, den der Papst in seinen Ausführungen herausstellte war laut Bischof Müller die Unsittlichkeit von Gewalt im Namen Gottes. Ein vernunftgemäßes Handeln entgegen Gott sei nicht möglich, insofern ist physische oder psychische Gewalt, der seit jeher in der christlichen Tradition mit Berufung auf Gott entsagt wurde, auch unvernünftig. Wichtig sei der respektvolle Umgang miteinander. Von Respekt müsse auch der Dialog der Religionen geprägt sein. Entsprechend ist die Anerkennung der Freiheit des Menschen und damit der Religionsfreiheit
notwendig um ein solches friedliches Miteinander zu gewährleisten. Mit Blick auf die Religionsfeindlichkeit in der
DDR sagte Müller, dass Religiosität niemals zu Leid oder Ausgrenzung führen dürfe. Er bedauere, dass Religion
heutzutage immer weniger einen Platz in der pluralistischen Gesellschaft habe, was in sich ein Widerspruch sei. Bischof
Müller ergänzte, dass Religion kein subjektives Bewältigungsmuster sei, sondern nach wie vor als Sammelbewegung Antworten auf die Fragen der Menschen geben könne.
Religion als Antwort auf existenzielle Fragen
Dass die Menschen Fragen haben, steht außer Frage. Der Mensch genügt sich nicht selbst. Er ist ein metaphysisches Wesen, das - als Einziges - nach sich selbst fragt. Der Grundbestand an existenziellen Problemen reicht von der Unsicherheit was nach dem Tod passiert bis hin zur Frage nach dem Sinn des eigenen Daseins. Bischof Müller stellte fest, dass die Antworten auf diese Fragen leider so kompliziert seien, dass der Mensch diese in ihrer Ganzheit
niemals erfassen könne. Gott hingegen versteht diese und gibt den Menschen klare Antworten. Die Kirche als sichtbarer Vertreter der Religion in der Welt soll sich nach Bischof Müller nicht nur als Struktur und Organisation manifestieren sondern muss auch für das geistliche Wohl der Gemeinschaft Sorge tragen. In Bezug auf das Schwinden der Religiosität in der heutigen Zeit unterstrich Bischof Müller, dass der einzige Weg der Missionierung der des Vor- und des gemeinsamen Zusammenlebens ist.
Lesen Sie hier den Vortrag von Bischof Gerhard Ludwig Müller im Wortlaut