Kloster Frauenzell, 1743

Schöne Klostergärten im Bistum Regensburg

Gartenräume des Glaubens


Regensburg, 29. Juli 2025

Gärten faszinieren seit den Anfängen der Kultur, sei es im Orient oder im Okzident. Wir begeben uns hier auf eine kleine Gartenreise und stellen Ihnen die schönsten ihrer Art im Bistum Regensburg vor. Wir können von der Ordnung der Natur und der inneren Einkehr etwas mitnehmen in unser Zeitalter der Zerstreuung.

Es gibt in unserer lauten, durchgetakteten Gegenwart nur noch wenige Orte, an denen die Zeit nicht linear, sondern in konzentrischen Kreisen zu fließen scheint. Orte, an denen sich Geist, Natur und Geschichte in ein kontemplatives Gleichgewicht fügen – und wo das Wachsen der Pflanzen ebenso bedeutsam erscheint wie das Reifen der Seele. Die Klostergärten im Bistum Regensburg gehören zu diesen raren Oasen. Es sind stille Manifestationen eines praktizierten Glaubens, der in duftenden Kräuterbeeten, geordneten Wegen und schattigen Arkaden dem gestalteten Raum Schönheit und Anmut verleiht. 

In den Klostergärten offenbart sich nicht nur der fromme Alltag längst vergangener Jahrhunderte, sondern auch eine tiefe, fast vergessene Weisheit: dass der Mensch als Gärtner am Weltganzen mitwirkt – in Demut und Dankbarkeit. Unsere Auswahl bemerkenswerter Gärten ist naturgemäß subjektiv. Und doch eint sie alle eines: ein innerer Pulsschlag aus Tradition, Schönheit und Transzendenz.

Waldsassen – Brunnen, Blüten, benediktinische Sinnlichkeit

Waldsassen – schon der Name scheint ein Versprechen zu sein. Zwischen Wald und Stille gelegen, erhebt sich hier ein Zisterzienserkloster, das zu den bedeutendsten Sakralbauten des bayerischen Ostens zählt. Die Stiftskirche, eine Sinfonie des Spätbarocks, ist weithin bekannt – doch wer den Blick schweifen lässt, wird in den Garten geleitet, der gleichsam als blühender Anhang zur spirituellen Architektur fungiert.

Besonders der Kräutergarten ist ein Beispiel gelebter christlicher Tradition: Die Pflanzen sind nicht nur benannt, sondern beschrieben, erklärt – ihre Wirkung, ihre Geschichte, ihre Symbolik. So wird der Garten zur Schule der Demut und des Wissens gleichermaßen. Die Nonnen, die hier heute wirken, verstehen ihre Arbeit nicht als Gärtnern im profanen Sinne, sondern als geistliche Praxis. In Waldsassen offenbart sich, was den Zisterziensern stets heilig war: eine Schlichtheit, die in der Tiefe leuchtet – und eine Ordnung, die nicht einengt, sondern erhebt. Wer hier verweilt, beginnt zu verstehen, dass wahre Spiritualität nicht in der Abstraktion, sondern in der Hingabe an das Konkrete liegt.

Ensdorf – Der Garten als ökologisches Credo

Das Benediktinerkloster Ensdorf, gegründet im Jahr 1121, wäre in der Tat schon allein durch seine landschaftliche Lage ein Juwel. Doch was es im Innersten birgt, ist weit mehr als ein bloßer Garten: Es ist ein lebendiges Manifest ökologischer Verantwortung, getragen von einer benediktinischen Ethik, die stets das Ganze im Blick hatte. Wo einst strenge Ordensregel herrschte, wächst heute – mit der gleichen Demut – ein biologischer Garten, der nicht nur der Ernährung, sondern der Erziehung dient. Streuobstwiesen, alte Apfelsorten, Kräuterspiralen, Komposthügel und Bienenstöcke erzählen nicht von ökologischer Romantik, sondern von gelebter Nachhaltigkeit. 

Die Benediktiner wussten schon im Mittelalter, dass der Mensch eingebettet ist in ein größeres Gefüge – und dass seine Pflege der Schöpfung zugleich ein Akt der Gottesliebe ist. Ensdorf aktualisiert diese Weisheit für das 21. Jahrhundert: Der Garten wird hier zur pädagogischen Bühne für Schulklassen, Exerzitiengruppen, Suchende. Was in Ensdorf geschieht, ist mehr als Gärtnerei. Es ist spirituelle Ökologie. Der Boden wird nicht nur umgegraben, er wird befragt. Die Pflanzen werden nicht nur gesetzt, sie werden verstanden. In einer Zeit, in der Natur entweder konsumiert oder idealisiert wird, ist Ensdorf ein Ort des Maßes – und damit der Vernunft.

Metten – Terrassen der Ewigkeit

Metten, gegründet bereits im Jahre 766, ist eines der ältesten Benediktinerklöster Bayerns – ein Ort, der aus dem Frühmittelalter in unsere Zeit hinüberragt. Und so ist auch sein Garten mehr als ein gärtnerisches Ensemble: Er ist ein Stück gelebter Kontinuität. Die Anlage, barock überformt, trägt noch Spuren der ursprünglichen Terrassierung, die den Hang hinabführt – wie Stufen zwischen Himmel und Erde.

Hier blüht nicht nur Schönheit, hier staffelt sich Geschichte. Jeder Absatz ist eine eigene Welt: oben die Zierbeete, weiter unten Nutzpflanzen, noch tiefer die Obsthaine. Es ist ein Garten, der gelesen werden will – wie ein Buch, dessen Kapitel sich von oben nach unten entfalten. Die Rokokoformen des 18. Jahrhunderts verleihen ihm eine fast musikalische Leichtigkeit, doch die Struktur bleibt archaisch: Terrassen, Mauern, Bezüge zur Landschaft. Wer diesen Garten betritt, betritt auch ein Stück Weltbild. Der Mensch – so sagt Metten – ist nicht Herr der Natur, sondern ihr gestufter Verwalter. Eine Mahnung, wie aktuell sie ist.

Mallersdorf – Eine weite Landschaft der Heilung

Im niederbayerischen Hügelland, wo Himmel und Erde in sanftem Einklang erscheinen, liegt das Kloster Mallersdorf. Gegründet 1109, wurde es über Jahrhunderte hinweg zu einem Zentrum klösterlicher Bildung und caritativer Arbeit. Und auch der Garten, weiträumig angelegt, ist Ausdruck dieses umfassenden Verständnisses von Heilswirksamkeit.

Der Garten ist hier kein eingehegter Raum, sondern eine geöffnete Landschaft. Heilkräuter wachsen in großzügigen Beeten, Bäume spenden Schatten über meditativen Wegen, Wildwiesen locken Bienen und Schmetterlinge. Die Schwestern, die hier wirken, sehen sich nicht als Besitzerinnen, sondern als Hüterinnen eines gesegneten Raumes. Was diesen Garten besonders macht, ist sein Zusammenspiel mit dem Horizont. Er endet nicht an der Mauer – sondern öffnet sich zur Weite hin. Mallersdorf ist ein Ort, der heilt, indem er verbindet: Natur und Mensch, Gebet und Arbeit, Vergangenheit und Gegenwart.

Text: Stefan Groß

(sig)

Weitere Infos

Unser obiges Bild zeigt die Gesamtansicht des ehemaligen Klosters Frauenzell mit seinem Garten im Jahre 1743; der Künstle ist uns heute unbekannt.



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