Rund 7.000 Regensburger Fußwallfahrer erreichten am Pfingstsamstag Altötting – Gottesdienst mit Bischof Rudolf Voderholzer
Rund 7.000 Regensburger Fußwallfahrer haben am Pfingstsamstag, 8. Juni, den Gnadenort in Altötting erreicht – viele Anliegen hatten sie im Gepäck, außerdem 190 Rosen.
Es waren exakt so viele rote Rosen, wie mittlerweile Wallfahrten aus der Donaustadt ins „Herz Bayerns“ stattgefunden haben. Laut Bischof Rudolf Voderholzer brachten die Pilger der Gottesmutter nicht nur einen großen Blumenstrauß, sondern „mehr noch“: „unser freudiges, glaubensfrohes Herz“. Der Regensburger Bischof zelebrierte die große Pilgermesse in der St. Anna-Basilika und erklärte in seiner Predigt, wie sich bereits auf Erden „ein Stück Himmel“ erleben lasse.
Die Hauptperson
„Jetzt kommt die Hauptperson – wegen ihr sind wir ja da“, rief Pilgerleiter Bernhard Meiler den Pilgern in der bis auf den letzten Platz besetzten Basilika zu, als der Altöttinger Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl eine Replik des Altöttinger Gnadenbilds in den Altarraum brachte.
Singend grüßten die Pilger die Gottesmutter; bereits zuvor waren während des rund eine Stunde dauernden Einzugs in die Basilika Marienlieder erklungen. Ausdrücklich dankte Meiler den Pilgern für ihre „Treue zur Kirche und zur Mutter des Herrn“.
Bischof Rudolf Voderholzer stellte in seiner Begrüßung fest: „Wir sind als Gebetsgemeinschaft versammelt mit der Gottesmutter in unserer Mitte“, und – mit Blick auf das nahende Pfingstfest: „in Erwartung des Heiligen Geistes“.
„Wie im Himmel so auf Erden“
„Wie im Himmel so auf Erden“ war heuer das Motto der Wallfahrt. Das Leitwort bezieht sich auf die Fertigstellung der beiden Turmhelme des Regensburger Domes vor 150 Jahren – zwei Türme, die laut Bischof Rudolf Voderholzer wie „Wegweiser“ bzw. „wie Fingerzeige in die Wirklichkeit Gottes“ deuten. In seiner Predigt ging er dem Leitwort genauer auf den Grund und fragte: „Was ist eigentlich der Himmel? Wo ist der Himmel? Wer ist der Himmel?“
In der deutschen Sprache sei das Wort mehrdeutig und meine sowohl „den Himmel, der zu Gottes Schöpfung gehört“ – also das, was für „Bayern am liebsten weiß-blau ist“ –, als auch „eine ganz andere Wirklichkeit, eine andere Dimension“. Die englische Sprache unterscheide mit „sky“ und „heaven“ schon etwas genauer; ebenso die lateinische mit firmamentum und coelum / caelus: ob nun beim „Vaterunser im Himmel“ – „Pater noster, qui es in caelis“ –, oder beim Gedanken an die „Himmelfahrt“ – „in coelum“ –, richte sich der Blick nach oben; auch das menschliche Empfinden verorte „den Himmel als göttliche Wirklichkeit ‚oben’“, stellte der Bischof fest.
Ein Blick in das Matthäus-Evangelium verrate, dass es beim Himmel nicht allein um einen Zustand oder Ort geht: der Evangelist spreche sehr häufig vom „Reich der Himmel“ und meine mit „Himmel“ Gott selbst. Eine Sichtweise, die auch in der allseits geläufigen Redewendung „Dich schickt der Himmel“ Ausdruck finde, da auch hier „Gott selbst“ gemeint sei.
Bischof Rudolf Voderholzer kennzeichnete den Himmel schließlich als „Atmosphäre, die entsteht, wenn Gottes Wille geschieht, wenn Gottes Wille vorbehaltlos verwirklicht ist“. Demgegenüber existiere auch die Hölle, die dort sei, „wo es eiskalt ist, weil keine Liebe mehr da ist“.
Bischof Rudolf Voderholzer erinnerte an das „Ja“-Wort der Gottesmutter, durch das sie „das ewige Wort des Vaters empfangen und Jesus zur Welt bringen“ konnte. Außerdem erinnerte er an Marias Rat „Was Er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5) und resümierte: Wo Gottes Wort gehört und verwirklicht werde, da breche „ein Stück Himmel auf Erden“ an.
Überwältigend große Teilnahme
Ausdrücklich bat Bischof Rudolf Voderholzer die Teilnehmer um ihr Gebet für geistliche Berufungen. Schließlich dankte er „für die überwältigend große Teilnahme“, außerdem Helfern und Organisatoren, der Polizei, Sanitätern, Beichtvätern und Technikern.
Erschöpft aber glücklich
Wenn es nach Bischof Rudolf Voderholzer geht, dann konnten die Pilger auf ihrer Wallfahrt und beim anschließenden Gottesdienst bereits ein „Stück Himmel auf Erden“ erleben. Nur, dass dieses Erlebnis kein Spaziergang und auch „keine sportliche Veranstaltung“ (Bernhard Meiler) war.
Über 110 Kilometer hatten die meisten der Pilger auch heuer zurückgelegt. „Erschöpft aber glücklich sind wir in Altötting angekommen“, resümierte der Bischof, der selbst eine Teilstrecke mitgepilgert war. Über einen guten Verlauf freute sich Pilgerleiter Bernhard Meiler.
Am Tag der Ankunft konnten sich die Wallfahrer über nahezu perfektes Pilgerwetter freuen, aber vor allem am Tag zuvor erschwerten hohe Temperaturen das Gehen. Umso größer war dann die Freude, als die Wallfahrer ihr Ziel erreicht hatten und in der Basilika immer wieder mal Applaus aufbrandete. Auch heuer hatte Pfr. Hannes Lorenz, neben Pfarrer Norbert Götz, einen Rucksack und ein Buch mit Anliegen der Teilnehmer mitgebracht.
Abends nahmen die Pilger am von Pfarrer Hannes Lorenz zelebrierten Vorabendgottesdienst und an der anschließenden feierlichen Lichterprozession am Kapellplatz teil.
Aktion Junge Wallfahrt
Übrigens: Nicht nur der Einzug der Kopie des Gnadenbildes zum Gottesdienst in die Basilika wurde von Pilgerleiter Bernhard Meiler extra angekündigt, sondern zuvor auch der Einzug der jugendlichen Nachwuchspilger.
Die „Aktion Junge Wallfahrt“ war neu in diesem Jahr und soll dafür sorgen, dass es auch in Zukunft gut weitergeht mit der größten deutschen Wallfahrt. Über rote Rosen freut sich die Muttergottes gewiss, über junge Gesichter wahrscheinlich noch mehr.
(Text: Michael Glaß, Altöttinger Liebfrauenbote: <link http: www.liebfrauenbote.de home _blank external-link-new-window liebfrauenbote>www.liebfrauenbote.de, Fotos: Roswitha Dorfner)