News Bild "Rohe Stadtknechte und bebrillte Kanzler"

"Rohe Stadtknechte und bebrillte Kanzler"

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Das Konzil von Konstanz: Prof. Dr. Thomas Martin Buck aus Freiburg stellt am Dienstag, 8. März, um 19 Uhr im Museum Obermünster die berühmte, reich illustrierte Konzilschronik Ulrichs von Richental (um 1420) vor.

Die Kunstsammlungen des Bistums Regensburg veranstalten eine dreiteilige Vortragsreihe zu den Ereignissen während des Konstanzer Konzils. Der zweite Vortrag findet am Dienstag, 8. März 2016, um 19 Uhr statt. Prof. Dr. Thomas Martin Buck vom Institut für Politik und Geschichtswissenschaft der Pädagogischen Hochschule Freiburg blättert die berühmte Konzilschronik Ulrichs von Richental mit ihren zahlreichen Illustrationen (um 1420) auf. Richental, der Sohn des Konstanzer Stadtschreibers, überliefert Kirchengeschichte und das Alltagsleben vor 600 Jahren. Auch die in seinem Auftrag angefertigten Illustrationen zeigen „in weitgehendem Realismus eine Fülle von Leben: behäbige Prälaten, herbe Krieger, feine Höflinge, dicke Fleischgesichter mit Stulpnasen, rohe Stadtknechte, bebrillte Kanzler, päpstliche Sänger mit weitgeöffnetem Mund und zugekniffenen Augen“ (Hans Rupprich, Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock. Band 1: Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance, 1370–1520).

Europa zu Gast in Konstanz: Ende 1414 erreichten die ersten hohen Vertreter von Adel und Klerus die Reichsstadt am Bodensee. Der römisch-deutsche König Sigismund hatte ein Konzil einberufen, um die abendländische Kirche wieder zu vereinen. Erst 1418 löste sich die Versammlung wieder auf. Bis zu 20 000 ständige Besucher sollen daran teilgenommen haben. Die Hauptaufgabe wurde erfüllt: Papst Martin V. wurde nach Absetzung und Rücktritt der drei konkurrierenden Vorgänger zum einzigen Papst gewählt. Doch es geschah viel mehr auf dem Konstanzer Konzil: Die böhmischen Reformer Jan Hus und Hieronymus von Prag waren gekommen, um ihre Schriften zu verteidigen, wurden aber wegen angeblicher Ketzerei verurteilt. Die Vertreter der bedeutendsten europäischen Universitäten wie Bologna, Paris, Cambridge, Salamanca, Padua, Neapel, Prag, Florenz, Wien, Erfurt, Heidelberg, Köln und Leipzig initiierten einen enormen Wissenstransfer. Kriegerische Kontrahenten suchten im Dialog nach Lösungen.



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