Regensburger gedenken am 65. Jahrestag des Todes von Domprediger Johann Maier - „Kampf des Lichtes gegen die Finsternis, der Wahrheit gegen die Lüge“
Mehrere hundert Gläubige darunter zahlreiche Fahnenabordnungen der Katholischen Verbände und Vereine feierten zusammen mit Bischof Gerhard Ludwig Müller am Donnerstag einen Gedenkgottesdienst für Domprediger Dr. Johannes Maier im Dom St. Peter. Der Geistliche war vor 65 Jahren mit drei weiteren Regensburger Männern in den letzten Tagen vor der Befreiung durch die Alliierten von den Nationalsozialisten getötet worden. Im Anschluss an das Pontifikalamt zogen die Gläubigen in einem Schweigemarsch zum Dachauplatz, dem Hinrichtungsort des Dompredigers. Hier erinnerte der Oberhirte an das Schicksal der Opfer des Naziregimes und betete mit den Anwesenden. Auch Dekan Eckhard Herrmann von der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde und David Martin Kurz von der Jüdischen Gemeinde in Regensburg sowie Oberbürgermeister Hans Schaidinger gingen auf die Gräueltaten vor 65 Jahren ein. Eine Schülerin der Kerschensteiner Berufsschule ermutigte die Anwesenden zur Zivilcourage.
In seiner Predigt ging Bischof Gerhard Ludwig Müller stellvertretend für die Millionen Opfer des Nationalsozialismus auf die letzten Tage der tapferen Regensburger ein, bevor diese durch den feigen Mord ihrer Peiniger den Tod fanden. Dabei erläuterte er die damalige Stellung der Kirche, die ihrer wesentlichen Wirkmöglichkeiten beraubt worden war. Alle katholischen Vereine und Verbände, Fakultäten und die Präsenz in Schule und Erziehung hatte das NS-Regime vernichtet, die Kirche hatte im Grunde nur noch die Möglichkeit ungehinderter Spendung der Sakramente im Innenraum der Gotteshäuser. Predigt oder das persönliche Gespräch in der Seelsorge waren der einzige Einfluss gegenüber der Propaganda- und Desinformationspolitik.
Johann Maier, so der Oberhirte, habe in dieser Zeit trotz Bespitzelungen durch die Gestapo den Kampf des Lichtes gegen die Finsternis, der Wahrheit gegen die Lüge geführt: „In vielen seiner vielleicht 1000 Predigten, die er in dieser Zeit zu halten hatte, zeigte Johann Maier, dass es wahre Menschlichkeit, Freiheit und Gewissen nur geben kann, wenn das menschliche Wollen in Politik, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Justiz, Schule und Bildungswesen sich an den Geboten Gottes orientiert. Johann Maier und seine Mitstreiter gingen nicht einfach blind für ihre Überzeugung in den Tod. Sie haben vielmehr ihr Leben eingesetzt für die Wahrheit, die allein frei macht. Sie haben ihr Leben gewagt für diese Stadt, um viele Bewohner von Leid und Tod zu bewahren. Ihr Mut bewegt uns auch heute, unsere demokratische Grundordnung nicht nur in Anspruch zu nehmen, sondern zu verteidigen und zu fördern“.
Geistige Auseinandersetzung um die Wahrheit setze stets den Respekt vor dem Wahrheitsgewissen des anderen voraus. Jeder Bürger könne gläubig sein oder nicht. Aber niemand habe das Recht, den Glauben der Anderen verächtlich zu machen. Die Würde des Menschen und darum auch der Schutz seiner Ehre und sittlichen Integrität müssten für alle Institutionen unseres Staates wie auch weltanschauliche Kräfte der Gesellschaft maßgeblich sein. Dafür habe Domprediger Maier und seine Mitstreiter sich eingesetzt. „. Johann Maier und die vielen, die für die Menschen in unserer Heimat ihr Leben gewagt haben, sind ihrer Würde als Bürger und Menschen nicht beraubt. Die Verurteilten von damals sind für alle künftigen Zeiten eine Ehre für das Bistum und die Stadt Regensburg“, betonte Bischof Gerhard Ludwig Müller in seiner Predigt abschließend.
Der Kirchenchor der Pfarrei St. Anton und die Blechbläsergruppe der Evangelischen Gemeinde begleiteten die Gedenkfeier musikalisch.
Predigt des Bischofs im Wortlaut