Die Basilika Santa Maria Maggiore – Lieblingskirche von Papst Franziskus.

Prof. Kreiml über Papst Franziskus‘ Bestattung in Santa Maria Maggiore

Ein großer Marienverehrer


Regensburg, 25. April 2025

Papst Franziskus war ein großer Marienverehrer. Unzählige Male hat er vor dem marianischen Gnadenbild „Salus Populi Romani“ („Heil des römischen Volkes“) in der römischen Basilika „Santa Maria Maggiore“ gebetet und der Gottesmutter die Anliegen der ganzen Kirche anvertraut. Papst Franziskus hat auch verfügt, dass er in dieser Basilika bestattet wird.

Maria – mitten im Volk 

In seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ bezeichnete Papst Franziskus die Gottesmutter als „Mutter der Evangelisierung“ und als „Stern der neuen Evangelisierung“. Maria ist – zusammen mit dem Heiligen Geist – immer „mitten im Volk“. Die Mutter Christi „ist die Mutter der missionarischen Kirche, und ohne sie können wir den Geist der neuen Evangelisierung nie ganz verstehen“ (Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute [24.11.2013], Bonn 2013, Nr. 284). Am Kreuz, als Jesus „in seinem Fleisch die dramatische Begegnung zwischen der Sünde der Welt und dem Erbarmen Gottes erlitt, konnte er zu seinen Füßen die tröstende Gegenwart seiner Mutter und seines Freundes sehen“ (ebd., Nr. 285). In diesem entscheidenden Augenblick sagte Jesus zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“ Dann sagte er zu dem Jünger: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,27) An der Schwelle seines Todes hinterließ uns Jesus seine Mutter als unsere Mutter. „Zu Füßen des Kreuzes, in der höchsten Stunde der neuen Schöpfung, führt uns Christus zu Maria. Er führt uns zu ihr, da er nicht will, dass wir ohne eine Mutter gehen, und das Volk liest in diesem mütterlichen Bild alle Geheimnisse des Evangeliums“ (ebd.). 

Maria, ein Zeichen der Hoffnung für die Völker 

Die innere Verbindung zwischen Maria, der Kirche und jedem Gläubigen, insofern sie auf verschiedene Weise Christus hervorbringen, wurde – so Papst Franziskus – vom seligen Isaak von Stella, einem Zisterzienserabt des 12. Jahrhunderts, wunderbar zum Ausdruck gebracht: „Im Mutterschoß Marias als seinem Zelt weilte Christus neun Monate; im Zelt der glaubenden Kirche bis ans Ende der Welt; in der Erkenntnis und Liebe der glaubenden Seele bleibt er auf ewig“ (Isaak von Stella, Predigt 51; zitiert nach: Evangelii gaudium, Nr. 285). Maria ist „die Magd des Vaters, die in Lobpreis ausbricht. Sie ist die Freundin, die stets aufmerksam ist, dass der Wein in unserem Leben nicht fehlt. Sie, deren Herz von einem Schwert durchdrungen wurde, versteht alle Nöte. Als Mutter von allen ist sie Zeichen der Hoffnung für die Völker, die Geburtswehen leiden, bis die Gerechtigkeit hervorbricht. Sie ist die Missionarin, die uns nahekommt, um uns im Leben zu begleiten, und dabei in mütterlicher Liebe die Herzen dem Glauben öffnet. Als wahre Mutter geht sie mit uns, streitet für uns und verbreitet unermüdlich die Nähe der Liebe Gottes“ (ebd., Nr. 286). 

Der mütterliche Trost Marias 

An den Marienheiligtümern finden die Pilger die Kraft Gottes, um die Leiden und Mühe des Lebens zu ertragen. Wie dem heiligen Juan Diego (1474-1548), dem die Gottesmutter 1531 in Guadalupe erschienen ist, gibt Maria den Pilgerinnen und Pilgern „mit zärtlicher Liebe ihren mütterlichen Trost und flüstert ihnen zu: `Dein Herz beunruhige sich nicht. ... Bin denn ich, die ich doch deine Mutter bin, etwa nicht hier?´“ (ebd.). Maria, die „Mutter des lebendigen Evangeliums“, bitten wir – so Papst Franziskus – um ihre Fürsprache, damit die „Einladung zu einer neuen Phase der Verkündigung des Evangeliums von der ganzen Gemeinschaft der Kirche angenommen werde“ (ebd., Nr. 287). 

Maria, ein Vorbild für die Evangelisierung 

Es gibt – so der verstorbene Papst – einen „marianischen Stil“ bei der missionarischen Tätigkeit der Kirche. Wenn wir auf Maria schauen, glauben wir an „das Revolutionäre der Zärtlichkeit und Liebe. An ihr sehen wir, dass die Demut und die Zärtlichkeit nicht Tugenden der Schwachen, sondern der Starken sind. … Wenn wir auf Maria schauen, sehen wir, dass diejenige, die Gott lobte, weil er `die Mächtigen vom Thron stürzt´ …, in unsere Suche nach Gerechtigkeit Geborgenheit bringt“ (ebd., Nr. 288). Ihre „Dynamik der Gerechtigkeit und der Zärtlichkeit, des Betrachtens und des Hingehens zu den anderen macht Maria zu einem kirchlichen Vorbild für die Evangelisierung“ (ebd.). Am Ende seines Apostolischen Schreibens „Evangelii gaudium“ richtet Papst Franziskus an die Gottesmutter folgende Worte: „Stern der neuen Evangelisierung, hilf uns, dass wir leuchten im Zeugnis der Gemeinschaft, des Dienstes, des brennenden und hochherzigen Glaubens, der Gerechtigkeit und der Liebe zu den Armen, damit die Freude aus dem Evangelium bis an die Grenzen der Erde gelange und keiner Peripherie sein Licht vorenthalten werde“ (ebd.; vgl. auch J. Kreiml, Maria verehren im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Päpste, Regensburg 2019). 

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Vorsitzender des „Institutum Marianum Regensburg“ und Leiter der Hauptabteilung Orden und Geistliche Gemeinschaften im Bistum Regensburg

(kw)

 

 



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