Mittwoch, 19. März 2025
Am Mittwochabend, dem Gedenktag des Heiligen Josef von Nazaret, feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer einen Pontifikalgottesdienst in St. Josef in Ziegetsdorf gemeinsam mit der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und dem Kolpingwerk. Konzelebranten waren zu diesem Anlass Pfarrer Karl-Dieter Schmidt, Kolping Diözesanpräses im Bistum Regensburg, Pfarrer Michael Alkofer, Kolping Bezirkspräses des Bezirksverbands Regensburg, Pfarrer Stephan Rödl, Diözesanpräses der KAB im Bistum Regensburg, sowie Pfarrer Horst Wagner, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Paul und St. Josef, und Pfarrvikar Pater Udo, Seelsorger in St. Josef Ziegetsdorf.
Für die musikalische Gestaltung der Messe sorgten gleich drei Chöre: Der Kirchenchor St. Paul, der Kirchenchor Pentling und die S. Josef Singers. Sie sangen unter anderem Werke von Josef Scharf an dessen Namenstag. Nach dem Gottesdienst folgte in dem Räumen der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) ein Vortrag von Dr. h.c. Bernd Posselt, MdEP a.D., Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, zum Thema „Katholische Soziallehre und das Europa von Morgen“. Mit dabei war auch der Bundesgeschäftsführer der Paneuropa-Union Johannes Kijas und Regionaldekan Prälat Michael Fuchs als langjähriger Freund Posselts.
Zum Beginn der Messe am Josefitag, betonte Bischof Rudolf Voderholzer, dass dieser leider kein staatlich geschützter Feiertag mehr ist, betonte aber, dass an diesem Abend nahezu alles mit dem Heiligen Josef von Nazaret in Verbindung stünde. Die Feier in St. Josef in Ziegetsdorf zu Ehren des Heiligen Josef an dessen Gedenktag und somit dem Namenstag aller mit dem Namen Josef und dessen Abwandlungen. In der Kirche habe auch Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., oft gepredigt und auf dem dazugehörigen Friedhof haben Ratzingers Eltern und dessen Schwester ihre Ruhestätte. Und sogar die Musik wurde von Josef Scharf komponiert, so der Bischof.
Josef, Beschützer der Kirche
Dank für soziales Engagement und den Sonntagsschutz
Zum Schluss der Predigt wandte sich Bischof Rudolf an die Mitglieder der katholischen Sozialverbände, insbesondere die anwesenden KAB- und Kolping-Mitglieder. Er bedankte sich für das Engagement im sozialpolitischen Bereich. Dabei liegen dem Regensburger Oberhirten besonders ihre Bemühungen für den Sonntagsschutz am Herzen. Der Sonntag sei, gerade im Licht des Heiligen Jahres, der Tag der Hoffnung, so Voderholzer. „Der Sonntag, freigehalten von Lohnarbeit und Gerichtsterminen, frei von Sitzungen und Geschäften, ist der Tag der Freiheit für die Gemeinschaft der Familie, für gemeinsame kulturelle Aktivitäten, letztlich für die Feier der Eucharistie, der Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Und weil wir in der heiligen Messe den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feiern, ist der Sonntag auch der Tag, der unsere Hoffnung wachhält“, so der Diözesanbischof. Der Sonntag als Tag der Freiheit sei es wert, von uns allen geschützt zu werden, aber er sei es auch wert, ihn gut zu füllen und zu gestalten, sodass er uns helfe, die Hoffnung zu stärken. Der freie Sonntag, den schon Kaiser Konstantin im Jahre 321 eingeführt hatte, sei eines der Kennzeichen des christlichen Europas, erklärte Bischof Voderholzer. Der christliche Glaube halte unter anderem mit dieser Sonntagskultur und durch den gemeinsamen Heiligenhimmel den Kontinent auch innerlich geistlich zusammen. So verbinde auch die Verehrung des heiligen Josef die Menschen in Europa über alle Grenzen hinweg miteinander. Bischof Rudolf schloss seine Predigt mit der Fürbitte an den heiligen Josef, er möge den kranken Papst Franziskus, die Pfarrei St. Josef in der Pfarreiengemeinschaft mit St. Paul und das Bistum Regensburg, die Arbeit unserer Sozialverbände, die Arbeit der Paneuropa-Union und die Zukunft Europas beschützen.
Katholische Soziallehre und das Europa von Morgen
Nach einer kleinen Brotzeit, bereitgestellt von Mitgliedern der KAB, und einer Überleitung durch ihren Diözesanpräses Pfarrer Stephan Rödl, stellte dieser in den Räumen der KHG neben der Kirche St. Josef Dr. h.c. Bernd Posselt MdEP a.D. als Redner vor und übergab diesem das Wort. Zum Beginn seines Vortrags ging Posselt auf die Anfänge katholischer Soziallehre ein. Wie Bischof Rudolf hat auch Bernd Posselt sudetendeutsche Wurzeln. Ebenso wären die Anfänge der katholischen Soziallehre im Böhmen des 19. Jahrhunderts zu verorten, so Posselt. Dabei bezog er sich besonders auf die „Haider Thesen“ von 1883 – verabschiedet auf Fürst Löwensteins Schloss im böhmischen Haid (tschechisch: Bor). Vor allem dort, aber auch andernorts, trafen sich Vordenker, um über die Zukunft der katholischen Kirche nach der Französischen Revolution und über die Arbeiterfrage zu diskutieren und Lösungen zu finden. Dr. Posselt beschäftigt sich intensiv mit christlichen Erneuerungsbewegungen im 19. Jahrhundert. Ein indirekter Vorfahre katholischer Soziallehre war laut ihm der im heutigen Tschechien geborene heilige Klemens Maria Hofbauer. Der besonders durch seine Differenzen mit dem Regensburger Bischof Johann Michael Sailer bekannte Priester sei Mitbegründer der Idee, die katholische Kirche von unten herauf neu aufzubauen, so Posselt. Ein Stichwort hierzu sei der Laienkatholizismus, der jedoch nicht Laien als Priester am Altar meine, sondern die Aufgabe des Laienkatholizismus sei, aus dem Glauben heraus in die Welt, in die Politik, in die Gesellschaft und in den Alltag hineinzuhören, erklärte Posselt.
Ein weiterer christlicher Ansatz, der zur Antwort auf die Arbeiterfrage beigetragen habe, sei der Satz von Karl Freiherr von Vogelgesang „Aus der Gotteskindschaft kommen die Menschenrechte“. Dieser Satz weitergedacht bedeute, dass weder der Mensch, noch seine Arbeit Ware wären, so der Redner. Sowohl der Mensch habe als Kind Gottes eine eigene Würde, sowie auch seine Arbeit habe eine eigene Würde, die aus der Menschenwürde erwächst. Diese Ansicht, zu der schon die Menschen im 19. Jahrhundert gekommen waren, brauche es laut Posselt auch heute wieder. Ebenso die Schlussfolgerung, dass Gott den Menschen geschaffen habe und der Mensch den Staat. Also sei nicht der Mensch für den Staat, sondern der Staat für den Menschen da. Genauso verhalte es sich auch mit der Wirtschaft und dem Geld. Im Kern sei dies die katholische Soziallehre, auch und besonders heute, so Posselt. Ein weiterer unabdingbarer Gedanke für die Zukunft Europas sei der Gemeinschaftsgedanke. So sieht Bernd Posselt den Krieg in der Ukraine nicht als einen Krieg von Russland gegen die Ukraine, sondern als einen Krieg gegen Europa und gegen die europäischen Werte. Subsidiarität in Kombination mit Solidarität, sowie das Denken in Gemeinschaften, im Kleinen sowie im Großen, allem übergeordnet das Denken und Fühlen als europäische Gemeinschaft, sei die Zukunft Europas so Dr. Bernd Posselt abschließend.
Im Anschluss an den Vortrag überreichten KAB-Präses Stephan Rödl und Kolping-Diözesanpräses Karl-Dieter Schmidt Dr. Bernd Posselt einen Geschenkkorb mit lokalen Spezialitäten als Dankeschön für den inspirierenden Vortrag.
Text und Bilder: Thomas Oberst
(jas)