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Planen, Bauen & Sanieren im Bistum Regensburg

Wie Kirche für den Erhalt von Kulturgütern sorgt

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Regensburg, 15. November 2023

  • Wussten Sie, dass es im Bistum Regensburg mehr als 2.500 Kirchen und Kapellen gibt?
  • Wussten Sie, dass ca. 3.400 ältere Menschen in Alten- und Pflegeheimen versorgt werden?
  • Und wussten Sie auch, dass jeden Tag rund 25.500 Kinder in 355 Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft betreut werden?
  • Wussten Sie, dass es im Bistum Regensburg mehr als 2.500 Kirchen und Kapellen gibt?
  • Wussten Sie, dass ca. 3.400 ältere Menschen in Alten- und Pflegeheimen versorgt werden?
  • Und wussten Sie auch, dass jeden Tag rund 25.500 Kinder in 355 Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft betreut werden?

All diese Einrichtungen müssen nicht nur organisiert und mit Leben gefüllt werden, auch die Gebäude müssen gebaut, instandgehalten und saniert werden. Dem Bistum Regensburg ist es ein größtes Anliegen, nicht nur seine 2.500 Kirchen und Kapellen zu erhalten, sondern auch die Kindergärten, die Schulen und Hochschulen, die Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, die Altenheime und Krankenhäuser, die (historischen) Pfarrhäuser, die Pfarr- und Jugendheime, die Bibliotheken, Museen und Bildungshäuser. Und das auch in immer schwierigeren Zeiten. In unserer Reihe „Planen, Bauen & Sanieren“ stellen wir Ihnen Bauprojekte aus unserem Bistumsgebiet vor, die zeigen, wie viel Herzblut in die Bautätigkeiten gesteckt wird. Paul Höschl, Leiter der Abteilung „Planen und Bauen“ der Hauptabteilung Immobilienmanagement der Diözese Regensburg, im Interview Person der Woche.

Paul Höschl, Leiter der Abteilung „Planen und Bauen“ der Diözese Regensburg

Herr Höschl, welche Aufgaben hat die Abteilung mit seinen 13 Architektinnen und Architekten, Sie eingerechnet?

Unsere wichtigste Aufgabe ist, den Verantwortlichen in den Kirchenverwaltungen als verlässlicher Partner mit unserer Fachkompetenz zur Seite zu stehen. Kirchenverwaltungen wenden sich an uns, wenn es baulich etwas zu tun gibt, aber auch, wenn es um die Frage geht, wie der vorhandene Gebäudebestand bedarfsgerecht und zukunftsfähig gestaltet werden kann. Jede Kirchenstiftung ist vor Ort selbst verantwortlich. Die Kirchenverwaltungsmitglieder üben ihre Aufgabe ausschließlich in ehrenamtlichem Dienst aus. Ohne dieses starke Engagement in den Pfarreien könnten die vielen Aufgaben überhaupt nicht bewältigt werden. Unsere Architekten und Ingenieure unterstützen die Kirchenverwaltungen je nach Erfordernis meist direkt vor Ort. Die Bauberatung ist eine kostenlose Serviceleistung der Diözese. Gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort werden die Baumaßnahmen besprochen und die Planung für eine fachgerechte Umsetzung erarbeitet. Dabei wird Wert auf Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit im Umgang mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln und Ressourcen gelegt. Gleichzeitig wird darauf geachtet, dass bauliche Maßnahmen qualitätsvoll im Sinne von nachhaltig und langlebig ausgeführt werden, um die Instandhaltungskosten auf möglichst niedrigem Niveau zu halten. Die baufachliche Begleitung durch die Abteilung Planen und Bauen erstreckt sich über den Zeitraum der gesamten Planungsphase. Sobald sie abgeschlossen ist und die Kosten feststehen, werden Vorhaben und Finanzierungsplan abschließend geprüft. Mit der stiftungsaufsichtlichen Genehmigung wird das Vorhaben zur Umsetzung freigegeben. Gleichzeitig erhält die Kirchenstiftung dann je nach Maßnahme eine finanzielle Förderung entsprechend den geltenden Zuschussregeln.       

Damit meinen Sie nicht nur Kirchen und Pfarrhäuser. Wie groß ist der Gebäudebestand der Diözese Regensburg und was gehört da alles dazu?

Wenn wir von kirchlichem Gebäudebestand sprechen, müssen wir dies immer vor dem Hintergrund unterschiedlicher Eigentümer (Rechtsträger) tun. Also nicht die Diözese besitzt soundso viele Gebäude, sondern im Gebäudebestand der (Orts-)Kirchenstiftungen finden wir derzeit 5.100 kirchliche Gebäude, 2.500 davon sind Kirchen und Kapellen. Darüber hinaus enthält das Gebäudeportfolio 590 Pfarrhäuser, 615 Pfarr- und Jugendheime, 355 Kindertagesstätten und sonstige Einrichtungen der Seelsorge und des caritativen Wirkens. Neben diesen finden wir aber auch Gebäude, die nicht oder nicht mehr kirchlich genutzt werden, wie beispielsweise ehemalige Pfarrhäuser, die jetzt als Wohngebäude vermietet sind.  

Was bedeutet kirchliches Bauen im Bistum Regensburg?

Kirchliches Bauen im Bistum Regensburg beinhaltet alle Aspekte des Bauens, im Kontext von Kirche in weltlichem und in religiösem Sinne. Es geht vor allem darum, den pastoralen Verkündigungsauftrag der katholischen Kirche im Bistum Regensburg glaubhaft und zeitgemäß baulich umzusetzen. Wir brauchen einen mit Sorgfalt und Weitblick gestalteten Gebäudebestand, damit die vielfältigen Aufgaben der Kirche bestmöglich erfüllt werden können.

Stichworte Nachhaltigkeit, klimagerechtes Bauen. Welche Ziele hat sich das Bistum gesetzt?

Der Schwerpunkt lag immer schon auf Bestandserhalt. Historische Gebäude, die bereits Jahrhunderte überdauert haben, zählen grundsätzlich wohl zu den nachhaltigsten Gebäuden überhaupt. Gebäude wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein einfach aber solide gebaut, aufwendige Technik war meist nicht vorhanden, Baumaterialien waren größtenteils kreislauffähig und bei Bedarf wiederverwendbar. Erst etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der Bausektor drastisch verändert und im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit extrem zum Schlechteren. Vor diesem Hintergrund ist jetzt dringend ein Umdenken erforderlich.

Die Öko-Enzyklika „Laudato sí“ von Papst Franziskus ist ein Weckruf an alle Menschen. Schöpfungsverantwortung muss sich im eigenen Tun widerspiegeln. So hat sich die Diözese Regensburg im Jahr 2019 im Rahmen eines vom BMU geförderten Klimaschutzprojektes auf den Weg gemacht, ihre Ökobilanz in den Handlungsfeldern Gebäude/Energie, Mobilität und Beschaffung kritisch zu beleuchten und ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Hier arbeiten wir interdisziplinär im Bereich Klimaschutzmanagement sowie auch mit einem externen Partner zusammen.

Im Bistum Regensburg wird nicht zuletzt auch deshalb auf Bestandserhalt gesetzt, weil ein Großteil des Gebäudebestands im Bistum historisch wertvolle Bausubstanz darstellt, die vielfach denkmalgeschützt ist. Neubau ist dann angebracht, wenn kein adäquater Bestand verfügbar ist bzw. wenn die bestehende Substanz eine Instandsetzung wirtschaftlich nicht erwarten lässt.  

Herr Höschl, können Sie uns ein Bauprojekt vorstellen?

Ich würde gerne den Neubau des Pfarr- und Jugendheimes St. Nikolaus in Bad Abbach vorstellen. Das Haus wurde in zweijähriger Planungszeit (2019 – 2021) konzipiert und innerhalb von zwei weiteren Jahren (2021 – 2023) realisiert. Der Neubau wurde erforderlich, weil die Flächen für die verschieden pfarrlichen Gruppen fehlten genauso wie Räumlichkeiten für Begegnung und Feiern außerhalb des Kirchenraumes. Neben den Kirchen sind Pfarr- und Jugendheime identitätsstiftende Orte für eine Kirchengemeinde. Sie bieten die Möglichkeit zur Begegnung und sind damit ein wichtiger Baustein für ein aktives Wirken über die pfarrlichen Grenzen hinaus.

Mit dem Neubau entstand gleichzeitig ein neues Ensemble mit Kirchplatz, umschlossen von den Gebäuden Pfarrhaus, Kirche und Pfarr- und Jugendheim. Das neue Haus mit 430m² Bruttogrundfläche ist ein gelungenes Beispiel für ein zeitgemäßes Pfarr- und Jugendheim. Es wurde bedarfsgerecht geplant und wirtschaftlich gebaut. Darüber hinaus ergänzt es die umgebende Bebauung schlüssig und greift ortstypische Gestaltungselemente auf. Eigentümer und Bauherr ist die Katholische Kirchenstiftung St. Nikolaus in Bad Abbach. Die Planung und Realisierung des Vorhabens erfolgte unter der Federführung des Architekturbüros Michael Feil in Regensburg.

St. Nikolaus in Bad Abbach

St. Nikolaus in Bad Abbach: Mit dem Neubau des Pfarr- und Jugendheims ist ein neues Ensemble mit Kirchplatz, Pfarrhaus, Kirche und Pfarr- und Jugendheim entstanden.

Blick vom Hof zum Haupteingang

Blick vom Hof zum Haupteingang

Westfassade mit gliedernden Fensterelementen

Westfassade mit gliedernden Fensterelementen

Ostfassade mit Nebeneingang

Ostfassade mit Nebeneingang

Enfilade Gruppenräume

Während der Pfarrsaal sich erdgeschossig zum Platz öffnet, reihen sich die Gruppenräume in einer Enfilade im Obergeschoss.

Flur

In Analogie zum Bestand bleibt die tragende Struktur in allen Räumen erlebbar, im Erdgeschoss in Gestalt von Stützen und Unterzügen, im Obergeschoss durch die sichtbar belassene Dachkonstruktion aus Brettsperrholz.

Eine zenital belichtete Treppe stellt die Verbindung zwischen Pfarrsaal im EG und Gruppenräumen her.

Eine zenital belichtete Treppe stellt die Verbindung zwischen Pfarrsaal im EG und Gruppenräumen her.

Ein Innenausbau aus hochwertigen, natürlichen Materialien schafft eine einladende, nachhaltige Architektur.

Ein Innenausbau aus hochwertigen, natürlichen Materialien schafft eine einladende, nachhaltige Architektur.

Maßnahme: Neubau Pfarrheim Bad Abbach Standort: Römerstraße 9
Bauherr: Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Nikolaus 93077 Bad Abbach Bruttogrundfläche: 430,00 m²
Planung: 2019 - 2021 Ausführung: 2021 - 2023
Bruttorauminhalt: 2.210,00 m³ Kosten: 2.230.000,00 €

Das Interview führte Silke Schötz.

Fotos: Uwe Moosburger, Herbert Stolz

(SSC)

Weitere Infos

Die Baurichtlinien sind das Praxishandbuch zur Planung und Durchführung von kirchlichen Baumaßnahmen im Bistum  Regensburg. Hier können sich Vertreter der Kirchenstiftungen informieren und Formblätter zur Beantragung oder Abwicklung von Baumaßnahmen herunterladen. Aber auch jeder, der sich für kirchliches Bauen in unserer Diözese interessiert, ist eingeladen, dort nachzulesen.



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