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Pfarrei des Monats: St. Michael in Reisbach im Dekanat Dingolfing-Eggenfelden

Auf großer Pilgerreise – Von Reisbach nach St. Wolfgang

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Reisbach, 31. Mai 2024

Die Pfarrei in Reisbach ist eine richtige Pilgerpfarrei. Alljährlich begeben sich viele Gläubige aus der Marktgemeinde auf Reise. Ob Altötting, Bogenberg oder St. Wolfgang – einige Enthusiasten gehen die 146 Kilometer zum Wolfgangsee zu Fuß.

Idyllisch liegt der Markt Reisbach, ein über 7000 Einwohner zählender Ort, im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau. Inmitten des historischen Marktplatzes erhebt sich unverkennbar die Pfarrkirche St. Michael, die zum Dekanat Dingolfing-Eggenfelden des Bistums Regensburg gehört. Die erste Kirche, die einst dort stand, soll auf dem Hl. Rupert von Salzburg um 700 nach Christus zurückgehen und war vermutlich über dem Grab der Hl. Wolfsindis von Reisbach errichtet, die als Patronin der Augenheilkunde jährlich viele Besucher anlockt. Ihr zur Ehre wird jedes Jahr im September ein großes Fest gefeiert. Die Pfarrkirche, heute eine gotische Basilika, wurde im 8. Jahrhundert dem Hl. Michael geweiht. Auf dem Hochaltar stehen als lebensgroße Holzfiguren Johannes der Täufer und der Heilige Wolfgang, darüber der Erzengel Michael, seitlich die Heilige Anna selbdritt und Joachim. Die Verehrung des Hl. Wolfgang hat hier schon lange eine gute Tradition.

Drei Wallfahrten jährlich

Reisbach kann mit einer Vielzahl von Kirchen und Kapellen aufwarten, darunter die Wallfahrtskirche St. Salvator in Reisbach und die Nebenkirche St. Stephanus in Reith sowie die Kapelle St. Wolfsindis. Drei Wallfahrten sind es jedes Jahr, die die Pfarrei, früher durch Pfarrer Martin Ramoser leidenschaftlich mitorganisiert, der 2022 in den Ruhestand verabschiedet wurde, jedes Jahr schultert. Pfarrer Tony Jose, der neue Pfarrer, geboren im indischen Kerala und seit 1. September 2022 in Reisbach, pflegt die Tradition weiter. Unterstützt wird er dabei vom langjährigen Pilgerführer Hans Haslbeck und dem ehemaligen stellvertretenden Bürgermeister Rudolf Kellner, der als Pfarrgemeinderatssprecher und Mesner derzeit die gute Seele der Gemeinde ist.

Wie Haslbeck, Kellner und Pfarrer Tony betonen, verstehen sich die Gläubigen mittlerweile als bekennende Pilger. So gibt es seit vielen Jahren eine Fußwallfahrt zum Bogenberg, die immer am letzten Samstag im April stattfindet. Nächstes Jahr findet das 600. Jubiläum der Wallfahrt statt. Damit sind die Reisbacher die älteste Wallfahrtsgruppe zum Bogenberg. Darüber hinaus pilgert man seit 1990 wieder regelmäßig in die Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Wolfgangsee. Der Initiative von Hans Haslbeck, der dort seine Frau für das Leben gefunden hatte, ist es mit zu verdanken, dass die Reise nach Österreich neu belebt wurde und mittlerweile zu einer der wichtigsten Pilgerreisen geworden ist. Neben dieser Wallfahrt findet traditionell die alljährliche Pilgerfahrt nach Altötting zur Gnadenkappelle statt.

Pilgerfahrt nach St. Wolfgang im Jubiläumsjahr

Gerade im Jubiläumsjahr, dem 1100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang, wird auch in diesem Jahr, am 6. Juli, wieder eine Pilgerfahrt in das 146 Kilometer weit entfernte St. Wolfgang organisiert. Eine Gruppe von 5 bis 7 Personen pilgert den ganzen Weg und ist dabei fünf Tage lang auf den Beinen.

Seit 2004 gibt es diese besondere Tradition. Sieben Männer und Frauen wagten damals erstmals dieses kleine Unternehmen. Die Leitung und Organisation hatte vor vier Jahren Johann Göttinger übernommen.

Die Idee entstand bei der Abschlussfeier zur Vukovar-Hilfe der Pfarrei St. Michael aus einer Weinlaune heraus, wobei Pfarrer Martin Ramoser dieses Ansinnen gleich aufgriff. Dabei liegt der Ursprung sogar noch ein Jahr weiter zurück, denn bereits 2003, als die beiden Pfarrangehörigen an der alljährlichen Buswallfahrt teilnahmen, begann dieser Gedanke zu reifen. Dabei konnten sie mittlerweile herausfinden, dass die Reisbacher schon in viel früherer Zeit zu Fuß zum Wallfahrtsort pilgerten und sogar wieder zurückmarschierten, nämlich vor dem Ersten Weltkrieg. Allerdings ist dies nur mündlich überliefert.

Auch in diesem Jahr geht es am Dienstag früh um 4 Uhr los, nachdem Pfarrer Tony den Reisesegen spendet. Dann stehen 35 Kilometer pro Tag auf dem Programm.

Haslbeck, mittlerweile 82 Jahre alt, kann leider nicht mehr mitwandern, jetzt muss er leider mit dem Bus fahren, wie er betont. Eine zweite Gruppe reist mit dem Bus von Reisbach zum Europakloster Gut Aich und trifft sich dort mit den Fußwallfahrern. Danach wird gleich zur Kapelle auf dem Falkenstein gepilgert, wo eine kurze Andacht abgehalten wird. Anschließend geht der Fußmarsch weiter. Die Gesamtstrecke vom Kloster Aich bis St. Wolfgang beträgt 10 Kilometer. Eine dritte Gruppe fährt direkt mit dem Bus nach St. Wolfgang, wo man sich um 11 Uhr zu einem gemeinsamen Gottesdienst, zelebriert von Pfarrer Tony, versammelt. Nach einem Mittagessen geht es dann nach der Schlussandacht am Nachmittag wieder zurück nach Reisbach.

Wenn man den Wallfahrern im Gespräch in die Augen schaut, so glänzen diese, wenn sie von ihren Pilgerreisen erzählen. Hans Haslbeck erklärt, dass es nicht ganz einfach gewesen sei, die Wallfahrt nach St. Wolfgang wieder ins Leben zu rufen. Richtige Wege für die Pilger gab es auf dem letzten Streckenabschnitt kaum, die hat er selbst, damals gemeinsam mit seiner Frau, erkundet. Der Abschnitt von Ried nach St. Wolfgang gilt so als Neuentdeckung und in Reisbach spricht man liebevoll von der VIA NOVA. Bis 2019 hatte Haslbeck als Pilgerführer die Strippen gezogen, die Quartiere und Busse organisiert. Den Pilgerstab hat er dann seinem Neffen Rudolf Kellner übergeben. Denn eines weiß man in Reisbach: Diese Tradition darf nicht enden.

Text: Stefan Groß

(kw)



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