Peruanisches Kloster mit Kirche

Peruanisches Kloster Santa Rosa de Ocopa in Junin ist Nationales Kulturerbe

Kolumne Weltkirche


Regensburg, 17. September 2025 

Ein Kloster prägt eine Region. So ist es in weiten Teilen Europas bis weit in das letzte Jahrhundert hinein gewesen, ein ganzer Kontinent verdankt der monastischen Kultur zu guten Teilen seine Größe und Bedeutung. In Peru wurde ein Kloster jüngst für sein kulturelles Engagement und seine Interaktion mit indigenen Kulturen ausgezeichnet.

Das Kloster Santa Rosa de Ocopa in Junín, Peru, wurde vor rund 300 Jahren von Franziskanern gegründet. Die Geschichte, aber auch die Gegenwart dieses Klosters in Peru, der Herzensheimat von Papst Leo XIV., ist nicht nur von kirchlicher, sondern auch von nationaler und kultureller Bedeutung für das Land. In Peru war die katholische Kirche lange Zeit Staatskirche. Obwohl in dem Land inzwischen Religionsfreiheit herrscht, gewährt der Staat der Kirche aufgrund von völkerrechtliche Verträgen mit dem Heiligen Stuhl zahlreiche Rechte. Dem Kloster Santa Rosa wird eine große historische Bedeutung als Missionszentrum für die Evangelisierung des peruanischen Amazonasgebietes zugeschrieben.

Im Rahmen der 300-Jahr-Feierlichkeiten in diesem Jahr, hat das Kulturministerium von Peru 27 bibliografische Einheiten aus der Bibliothek des Klosters, sowie 367 bewegliche Kulturgüter, darunter finden sich Gemälde, Skulpturen und ethnografische Objekte, als Kulturerbe der Nation deklariert. Peruanische Medien, vor allem weltliche Medien, haben in den letzten Tagen umfassend über die Erhebung berichtet. Die ausgezeichneten kulturell wertvollen Objekte spiegeln die evangelisierende Arbeit der Franziskaner in der Selva Central wider. Als Selva Central bezeichnet man die die Zentrale Region der peruanischen Anden-Amazonas-Übergangszone, ein subtropisches Gebiet mit einer einzigartigen Ökologie. Es ist mithin wenig verwunderlich, wenn die Franziskaner anlässlich des Jubiläums betonen, dass das Kloster Santa Rosa de Ocopa als ein wichtiges historisches und kulturelles Wahrzeichen Perus gilt. Es hat eine bewegte Geschichte und ist auch in der Gegenwart ein wichtiger Ort in Peru.

Der Convento wurde am 19. April 1725 von Fray Francisco Jiménez de San José vom Franziskanerorden der Unbeschuhten gegründet. Das ursprünglicher Ziel der Gemeinschaft war es, als Missionskonvent und fundamentaler Ausgangspunkt für die katholische Evangelisierung der indigenen Gemeinschaften im zentralen peruanischen Regenwald zu arbeiten. Patronin des Klosters ist die Heilige Rosa von Lima, da es in der Nähe ihr geweihten Kapelle steht. Im Jahr 1734 ließen sich die ersten Brüder im Kloster nieder. Als Fray Francisco im Jahr 1736 starb, war sein Missionswerk bereits gut gediehen. Im Jahr 1755 wurde das Kloster als Kolleg der Apostolischen Franziskanermissionare etabliert. Viele Missionsreisen, die in den peruanischen Dschungel vordrangen, starteten von Ocopa aus.

Während des Unabhängigkeitskrieges zwischen 1810 und 1825 wurden die Einrichtungen des Klosters als Militärkrankenhaus genutzt. Im Jahr 1824 wurde das Kolleg von Simón Bolívar geschlossen. Das Kloster blieb zwölf Jahre lang geschlossen, in dieser Zeit wurde auch sein wertvolles Archiv nach Lima verlagert und zerstreut. Im März 1836 autorisierte Präsident Luis José de Orbegoso die Wiedereröffnung und die Rückkehr der Brüder, um ihre Arbeit für die Evangelisierung fortzusetzen. Die ursprüngliche Kirche des Klosters, die um 1730 erbaut worden war, wurde im Jahr 1900 durch drei aufeinanderfolgende Brände zerstört. Es ist von Brandstiftung die Rede. Der Wiederaufbau erfolgte 1905 als neoklassizistischer Renaissancebau. 

Für europäische Augen wirkt die Kirche von Santa Rosa de Ocopa wie eine aus der Zeit gefallene Renaissancekirche. Eine gewisse Fremdheit rührt dabei vom lateinamerikanische Erbe der Region her, das in dieser Kirche ganz beusst nicht verborgen wird. Auch der Staat Peru misst dem Kloster indessen eine nationale Bedeutung bei. So wurde es am 10. Juni 1955 zum Kulturerbe der Nation (Patrimonio Cultural de la Nación) erklärt. Die Bibliothek des Klosters, die als wichtigstes bibliografisches Archiv Zentralperus gilt, wurde seit der Gründung systematisch aufgebaut und ist bekannt für ihre wertvollen Bücher aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, darunter europäische und peruanische Inkunabeln sowie seltene Erstausgaben. Das älteste Buch ist die „Summa Angélica" aus dem Jahr 1490. 

Ein besonders seltenes Werk ist das zweite in Peru gedruckte Buch, der „Tercer Catecismo" von 1585. Das Kloster verfügt ferner über eine bedeutende Pinakothek mit zahlreichen Kunstwerken, insbesondere Gemälden der Cusco-Schule, sowie ein Missionsmuseum, das im 18. Jahrhundert seinen Ursprung hatte und sich ab 1925 entwickelte. Als Cusco-Schule bezeichnet man jenen einzigartigen peruanischen Malstil, der im 16. Jahrhundert – während der spanischen Kolonialzeit -entstand. Er zeichnet sich eine harmonische Verschmelzung indigener Symbolik mit europäischer religiöser Kunst aus. Unter den Werken befinden sich Darstellungen der Jungfrau Maria, von Jesus von Nazareth oder des Erzengels Michael. Anderer Werke zeigen Passagen aus dem Kreuzweg und Szenen aus dem Leben des heiligen Franz von Assisi. Die Altäre, die nun nationales Kulturgut wurden, sind unter anderem dem Heiligen Judas Thaddäus, der Jungfrau von Fatima und dem Heiligen Martin von Porres geweiht. 

Zu den weiteren Gütern, die nun zum Kulturerbe der Nation erklärt wurden, gehören Gemälde, Skulpturen, Altarbilder, Möbel, Musikinstrumente, Waffen, Textilien und Kleidung, denen ein hoher historischer und vor allem künstlerischer Wert zugeschrieben wird. Die Artefakte geben ein Zeugnis vom Prozess der Evangelisierung der franziskanischen Mission im Zentraldschungel Perus. Sie zeigen vor allen die kulturelle Interaktion zwischen den Missionsbrüdern und den Ureinwohnern. Mithin spiegeln sie einen wichtigen Teil der Geschichte Perus in der Zeit Perus als spanischer Kolonie und später der Republik Peru wider.

Die jetzige Auszeichnung des Klosters ist nicht zuletzt eine Würdigung der kulturellen Arbeit des Klosters. Schon im 18. Jahrhundert gab es unter den Missionaren die Tendenz, Sammlungen aus der Natur und von den evangelisierten Stämmen zu erstellen. Das Museum des Klosters nahm bereits im Jahr 1925 an der Großen Weltausstellung des Vatikans teil. Es entwickelte seine Sammlung danach noch deutlich weiter. Die ethnografischen Objekte im Museum umfassen Elemente indigener Kulturen wie der Shipibo-Konibo und Yagua. Die Artefakte zeigen die Interaktion und den kulturellen Austausch während der Missionierung. Hier sieht man, dass die Beziehung der Missionare zu den Indigenen Völkern keine Einbahnstraße war. Das Kloster Santa Rosa de Ocopa, das zeigt die Ehrung durch die Regierung von Peru, ist kein Ort der Vergangenheit. Es ist ein Ort peruanischer Gegenwart, wie die Facebookseite des Klosters zeigt. Und damit ist es zugleich ein Ort der Zukunft – für eine Region und für ein ganzes Land.

Text: Peter Winnemöller
Foto: Wikimedia_Miguelcrux
(chb / sig)



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